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0316 - Krakenfluch

0316 - Krakenfluch

Titel: 0316 - Krakenfluch
Autoren: Rolf Michael
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dachte, was sie erwartete.
    »Dengei! Dengei!« riefen die Eingeborenen im Sprechgesang. »Die Große Schlange ist erschienen. Dengei ist zurückgekehrt. Nun werden sie wieder kommen, die Tage des Glücks, von dem die Väter sangen!«
    »Ja, ich bin Dengei!« klang es knöchern aus dem Rachen des Kraken, der inzwischen das Zentrum des Dorfes erreicht hatte und sich wenige Meter vor dem Pfahl, an dem das Girl festgebunden war, niederließ.
    Sabine verstand nicht die Worte, die der Krake redete. Doch das Volk jubelte immer wieder, als Manona den Kraken in ihrer Sprache reden ließ. Er verhieß ihnen die goldenen Zeitalter, wenn sie ihn nur fleißig anbeteten.
    In Sprechchören brachten ihm die Insulaner von Koro-Koro ihre Huldigung dar.
    Im Inneren des Kraken war Manona, der Dämon, überglücklich.
    Er hatte es geschafft, viele Menschen zum Abfall vom Christenglauben zu bringen – dem obersten Ziel aller Höllengeister. Manona hoffte, daß ihn Astaroth für diese Tat erhöhen werde. Vielleicht sandte er ihn sogar als Satrapen hier auf dieses Eiland, damit er sich bis zum Ende der Ewigkeiten hier als Gott verehren lassen konnte.
    »Nimm gnädig unser Opfer an, Dengei!« rief der Häuptling des Dorfes. Doch während Manona den Kraken dem Inselvolk in seiner Sprache danken ließ, meldete sich der Dämon in Sabines Inneren.
    »Ein wirklich reizendes Opfer!« hörte das Girl die Stimme des Höllenwesens. »Wir kennen uns doch, nicht wahr, meine Goldhaarige. Du hast es gewagt, mir zu trotzen und mich anzugreifen. Du und dein Freund!«
    »Ich habe mich gegen ein Ungeheuer verteidigt!« flüsterte Sabine.
    »Aber ich war in dem Ungeheuer!« zischelte Manonas Stimme in ihr. »Du warst sehr mutig. Doch jetzt will ich einmal sehen, wie tapfer du wirklich bist. Na, Mädchen. Gelingt es dir, in den letzten Sekunden deines Lebens die Würde der Selbstverleugnung zu wahren. Oder wirst du wimmernd um dein Leben winseln?«
    »Würdest du mich leben lassen, wenn ich das täte?« fragte Sabine.
    »Nein!« hechelte Manona. »Aber ich habe meine Freude daran. Ich bin Sadist!« kicherte er hinterher. »Ich mag es, wenn die Menschen Angst vor dem Tode haben!«
    »Ich bin für dich auch Sadist, du Teufelsgeschöpf!« stieß Sabine Janner hervor. »Denn jetzt werde ich keine Angst vor dem Ende zeigen!«
    »Wir werden sehen!« waren die letzten Worte, die der Dämon von sich gab.
    Dann sah das Girl, wie zwei der Tentakel langsam auf sie zukamen und über ihren Körper glitten. Sie verhakten sich im Stoff des Tangas und zerrissen ihn. Sabine schoß die Schamröte ins Gesicht, als sie nackt vor dem Kraken stand, in dem ein Dämon hauste.
    »Meine Tentakel werden über deine Haut fahren!« flüsterte die Stimme des Manona wie ein feuriger Liebhaber in ihrem Inneren.
    »Ich werde jede Faser deines Körpers berühren und zum Erzittern bringen. Die Eiseskälte des Grabes wird in dir aufsteigen, und du wirst den Tod in aller Vielfältigkeit spüren. Das endgültige Ende wird erst dann kommen, wenn sich dein Geist vor dem Grauen des Todes umnachtet hat. Das ist meine Rache… die Rache des Dämonen Manona, den du bekämpft hast…!«
    Im selben Moment spürte Sabine Janner, wie die glitschige Substanz eines Tentakels über ihren nackten Körper fuhr…
    ***
    Professor Zamorra übersah die Situation mit einem einzigen Blick.
    Die Eingeborenen wichen zurück, als er in voller Karriere durch die Gassen des Dorfes gerannt kam und wie rasend auf den mächtigen Kraken zustürmte.
    Er wußte von Naduri sogar den Namen des Dämons.
    »Wende dich zu mir und kämpfe, Manona!« brüllte er mit dem letzten Atem, der ihm von dem rasenden Lauf geblieben war. In seiner rechten Hand hielt er die Kette, an der das Amulett schwang.
    Merlins Stern glühte wie eine Mini-Sonne. Der Stern von Myrryan-ey-Llyrana hatte den Dämon erkannt und war bereit, ihn kompromißlos zu bekämpfen.
    Fauchend wandte sich der Krake dem neuen Gegner zu. Seine Tentakel ließen von Sabine Janner ab. Nicole Duval entriß einem der Eingeborenen das Fischmesser und rannte auf den Pfahl zu. Noch ehe sie jemand hindern konnte, durchschnitt sie die Baststricke, die Sabine fesselten. Die Dörfler nahmen davon kaum Notiz. Sie sahen, daß ein weißer Mann gekommen war, der ihren neuen Gott herausforderte.
    Manona fauchte wild. Er kannte Professor Zamorra nicht und hatte auch nicht viel von ihm gehört. Denn die Hölle ist sehr vielschichtig und der Meister des Übersinnlichen hatte meistens die
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