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0314 - Höllentage für uns G-men

0314 - Höllentage für uns G-men

Titel: 0314 - Höllentage für uns G-men
Autoren: Höllentage für uns G-men
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beweisen.«
    Furier war an diesem Nachmittag ungewöhnlich nervös. Er lief in seinem Wohnzimmer hin und her, rannte gelegentlich sogar auf die Straße und hielt unschlüssig nach allen Seiten Ausschau. Mindestens zehnmal setzte er sich an den Schreibtisch, zog die mittlere Schublade auf und nahm ein schmales Bündel heraus. Es bestand aus den Kontrollabschnitten ausgestellter Schecks, und Furier rechnete mehr als einmal die ausgeschriebenen Summen zusammen, aber er kam immer wieder zu dem Resultat, dass alles richtig war: Er hatte für den runden Betrag von einhundertfünfzigtausend Dollar Barschecks ausgeschrieben. Einhundertfünfzigtausend!, dachte er seufzend und nicht ohne Wehmut. Aber dann packte ihn wieder die Furcht, und er lief zum Fenster.
    Es war abends gegen halb sieben, als es endlich an seiner Tür klingelte. Furier sprang vom Sofa in die Höhe, als hätte er sich versehentlich auf eine Nadel gesetzt. Kurzatmig, wie er bei seiner Fettleibigkeit zwangsläufig sein musste, schnaufte und prustete er auf die Tür zu, warf einen Blick, durch das kleine Guckloch und riss sofort die Tür auf.
    »Endlich!«, rief er atemlos, »endlich, endlich!«
    Er tupfte sich mit einem großen, giftgrünen Taschentuch den Schweiß von der Stirn und der spiegelblanken Glatze. Ein kleiner, drahtiger Bursche mit einem geckenhaften Bärtchen kam herein.
    »Mama Mia!«, rief der lebhafte Besucher, »Hast du eine Vorstellung davon, was es heißt, in New York zu zweiundzwanzig verschiedenen Banken zu laufen? Kannst du dir das vorstellen, Amigo? Nein, du kannst es nicht! Niemand kann es! So etwas muss man erlebt haben! Zweiundzwanzig verschiedene Banken!«
    »Mehr Schecks waren in meinem Heft nicht mehr drin«, brummte Furier. »Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte dreiundvierzig oder fünfzig mit kleineren Beträgen ausschreiben können. Hat alles geklappt?«
    »Sehe ich aus wie einer, bei dem etwas nicht klappt?«, piepste der Besucher mit unnatürlich hoher Stimme. »Natürlich hat alles geklappt! Bei mir klappt immer alles! Wenn ich um die Ecke bog, fing ich an, ein steifes Bein zu haben. Ein Glück, dass vor fast allen Bankgebäuden in New York Treppen sind. Ich humpelte auf die Eingangstür zu und blieb stehen. Der nächste vertrauenswürdige Mensch, der in die Bank wollte, wurde von mir angesprochen: Entschuldigen Sie tausendmal, mein Herr, darf ich mir erlauben, Sie um eine winzige Gefälligkeit zu bitten? Ich bin kriegsversehrt, das Treppensteigen macht mir immer so große Schmerzen. Würden Sie so freundlich sein und mir diesen Scheck in der Bank einlösen? Ich könnte mir dann die Treppen sparen. Mama Mia, was sind das für Patrioten, diese Amerikaner! Alle wollten wissen, in welchem Krieg mein Bein zerschossen wurde. Zum Schluss habe ich meine eigenen Lügen schon selbst geglaubt. Ist das ein Wunder, wenn man zweiundzwanzig Mal dieselbe Story erzählen muss? Amigo, ich frage dich: Ist das ein Wunder?« .
    »Sag mir lieber, ob du das Geld bis auf den letzten Cent hast?«, brummte der dicke Furier ungeduldig.
    Sein Besucher öffnete eine große, prall gefüllte Tasche und kippte ihren Inhalt einfach auf den Teppich.
    »Es sind einhundertfünfzigtausend Dollar, Amigo mio! Zähl nach!«
    Chris Furier sah auf den kleinen Berg von Banknoten-Bündeln, der auf dem Teppich vor seinem Schreibtisch lag.
    »So tief kann ich mich nicht bücken«, schnaufte er. »Leg mir’s auf den Tisch.«
    Sein Besucher gehorchte. Chris Furier machte sich gewissenhaft ans Zählen. Als er fertig war, blickte er geistesabwesend vor sich hin.
    »Es stimmt«, murmelte er dabei. »Es sind genau einhundertfünfzigtausend.«
    ***
    »Man kann nicht sehen, ob jemand im Laden ist«, piepste Susskind und zeigte auf das Schaufenster der Waffenhandlung, das durch einen großen, dunkelgrauen Vorhang zwischen der Auslage und dem Geschäft abgetrennt war.
    »Wer soll schon drin sein?«, meinte Joseph Consola mit einem Achselzucken. »Ihr seid zu ängstlich!«
    »Das hat mit Angst nichts zu tun«, sagte Sam Bernal, der die Daumen hinter die Gürtelschnalle gehakt hatte und lässig auf den Zehenspitzen wippte, weil er seine innere Unsicherheit überspielen wollte. »Vorsicht ist nicht Angst. Und ich finde, wir sollten erst feststellen, ob wirklich niemand im Laden ist, bevor wir drin auf kreuzen.«
    »Ja, das finde ich auch«, pflichtete Max Lipin bei.
    »Na schön«, nickte Consola widerwillig. »Aber ich kann nicht reingehen. Der Bursche da drin, der den
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