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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Irgendwie hatte ich gehofft, die Schatten würden einfach verschwinden, wenn wir ihnen mit dem Buch der Leere in der Hand entgegentreten würden. Aber davon waren sie weit entfernt.
    Eine tiefe Mutlosigkeit erfasste mich. Ich spürte, wie mir das, was mit uns geschah, immer gleichgültiger wurde. Wir hatten verloren. Da konnte ich das Buch der Leere auch loslassen.
    Meine Finger lockerten sich.
    »Arthur! Nicht!« Larissa musste gespürt haben, was in mir vorging. Mit letzter Kraft schloss ich meine Hand wieder um das Buch.
    Das Weinen der Schatten verstummte. Jetzt strahlten die Kinder eine gespannte Erwartung aus. Vorsichtig begannen sie, sich uns zu nähern.
    Direkt vor uns lagen die Vergessenen Bücher.
    Was hatten wir nicht alles auf uns genommen, um sie vor den Suchern und Schatten zu retten. Und jetzt präsentierten wir sie ihnen fast wie eine Opfergabe.
    Ein schrecklicher Verdacht stieg in mir auf.
    Bevor ich den Gedanken näher verfolgen konnte, spürte ich einen Lufthauch neben uns. Es war der Maure, der vor seine Gefährten trat. Er schien sich ohne Probleme bewegen zu können.
    »Du bist wieder da, Sohn der Wüste«, dröhnte eine Stimme. »Nun gib uns, was du uns versprochen hast! Dann wirst du mit uns herrschen.«
    »Ich kehre zu euch zurück, meine Gebieter!«, rief der Maure. »Und bringe euch die Bücher, die rechtmäßig euch gehören.«
    Ich wollte nicht glauben, was ich sah. Der Maure – ein Verräter! Nicht Pomet, nicht McGonagall, nein, er, der uns am vertrauenswürdigsten von allen erschien, lieferte die Bücher, uns und seine Gefährten den Schatten aus?
    »Nein!«, schrie Larissa voller Panik.
    Ich hatte gelesen, dass es Momente gibt, in denen einem Menschen im Bruchteil einer Sekunde das ganze Leben vor dem inneren Auge vorbeizieht. Genau das erlebte ich jetzt.
    Es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Wie einen Film sah ich unsere Reise noch einmal vor mir. Die ersten Gespräche mit dem Bibliothekar. Die Begegnungen mit Knox, Burke und Hare in Edinburgh. Unser Weg durch die Wüste.
    Und dann wusste ich, was wir zu tun hatten.
    Die Kraft der Vergessenen Bücher entsprang der magischen Energie, die in ihnen steckte.
    Und das Buch der Leere sog alle Energie in sich auf!
    Ich hob die Hand, die das Buch umklammert hielt. Larissa sah mich fragend an.
    »Die Bücher«, flüsterte ich.
    Wir bewegten das Buch der Leere in Richtung des Stapels mit den zwölf Vergessenen Büchern. Zunächst spürten wir einen Widerstand, als ob zwei gleiche magnetische Pole aufeinandertreffen und sich gegenseitig abstoßen würden. Wir drückten das Buch weiter an den Stapel heran. Es hatte mich inzwischen so geschwächt, dass ich es am liebsten fallen gelassen hätte.
    Mit einem Mal wurde das Buch in unseren Händen von dem Bücherstapel angezogen. Wie von selbst senkte es sich auf die Vergessenen Bücher.
    Die Schatten heulten auf. Das Buch in unseren Händen vibrierte. Wir spürten förmlich, wie es die Energie der anderen zwölf Bände in sich aufsog. Eine Energie, die so stark war, dass es Larissa und mich nicht mehr benötigte. Obwohl wir das Buch noch immer in den Händen hielten, hatte es aufgehört, uns auszusaugen, und unsere Kraft kehrte langsam zurück.
    Das Buch zuckte auf und ab, hin und her, begleitet vom immer lauteren Gejaule der Schatten.
    Und dann war plötzlich alles vorbei.
    Das Buch der Leere lag wieder ruhig in unseren Händen. Das Heulen der Schatten verstummte.
    Der Maure drehte sich zu uns um und lächelte.
    Ich begriff schlagartig, dass er uns nur die Zeit verschaffen wollte, die wir brauchten, um das Buch der Leere einzusetzen, und schämte mich dafür, ihn für einen Verräter gehalten zu haben.
    »Ihr haltet nun das mächtigste Buch in der Hand, das es je auf Erden gab«, sagte er. »Die Kraft aller Vergessenen Bücher ist im Buch der Leere vereint. Jetzt bleibt nur noch eins zu tun.«
    Wir verstanden. Mit dem geöffneten Buch in der Hand liefen wir auf die Kinder zu, die Schritt um Schritt zurückwichen.
    Hinter uns hatten sich die vier Zeitlosen aufgerichtet und gemeinsam mit dem Mauren eine Kette gebildet.
    Ein kleines Mädchen brach in lautes Weinen aus. »Tut mir nicht weh«, schluchzte sie. »Bitte! Wir werden euch auch nichts mehr tun.«
    Ich zögerte, aber Larissa ließ sich nicht davon beeindrucken.
    »Eure Zeit ist vorbei!«, rief sie. »Ihr wollt die Vergessenen Bücher haben? Bitte, hier habt ihr sie!«
    Sie öffnete das Buch und hielt den Schatten die leeren Seiten
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