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talon003

talon003

Titel: talon003
Autoren: Hoellentrip
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Talon Nummer 3

    „Höllentrip“

    von
    Thomas Knip

    Die Schwärze umgab ihn wie eine zähe Substanz. Aus der Ferne drangen undeutbare Schemen zu ihm herüber, die kurz in sein Bewusstsein eintauchten und dann wieder im Nebel verschwanden.
    Ein Schmerz durchschnitt das Nichts wie eine scharfe Klinge. Er schob sich aus der Tiefe empor und explodierte weit über ihm in einem grellweißen Licht. Er fühlte eine Bewegung – war er das selbst? –, die jäh in ihrer Freiheit behindert wurde. Kaltes, hartes Metall floss unter ihm hinweg und umhüllte ihn von unten her.
    Wispernde Laute zogen Wolkenschleiern gleich über ihn hinweg. Unverständlich, viel zu dumpf, als ob der Klang nicht bis zu ihm durchdringen konnte. Dann, langsam nur, ging das Wispern in ein Dröhnen über, mächtig, beherrschend.
    [Bis du sicher, dass der nicht frei kommt?]
    Das Dröhnen verebbte und ließ nur Leere zurück
    [Keine Sorge – die Bänder halten.] rauschten die Klänge durch seine Wahrnehmung.
    [Das hast du von den Kondomen auch behauptet!]
    Ein heiseres Lachen folgte, kaskadierend, wie ein Wasserfall, der durch den Fels in verschiedene Richtungen zersprengt wurde.
    [Idiot!]
    Gleißendes Licht explodierte in einem scharf umrissenen Kreis über ihm. Es bewegte sich leicht nach links und rechts, um dann in der Mitte über ihm zu verharren. Er spürte, wie etwas in ihm darauf reagierte und sich aus der Tiefe der Schwärze nach oben schob. Wellen von Schmerz umflossen ihn je länger das Licht sich in seine Welt brannte. Etwas in ihm weigerte sich, das Dunkel aufzugeben.
    Doch er fühlte, wie er mehr und mehr aus der Dunkelheit in die Dämmerung gehoben wurde.
    [Eh, er erwacht!]
    Überlebensgroß schoben sich zwei gewaltige Schatten in die nun herrschende graue, schleierdurchwebte Dämmerung. Sie bewegten sich stockend hin und her, begleitet von einer Vielzahl von Geräuschen, die er nicht zuordnen konnte.
    [Etwas verwirrt, hm?]
    Einer der Schatten beugte sich zu ihm vor. Etwas berührte ihn am Kopf – Kopf? – und zwang ihn zu einem Reaktion.
    Voller Unmut stöhnte er dumpf auf und öffnete schwerfällig die Augen. Der helle Schein einer Tischlampe war direkt auf ihn gerichtet. Er verzog die Lippen und wandte den Kopf ab. Sein Blick fiel auf einen jungen Mann, der vorsichtig an einer Tasse nippte. Er lehnte sich lässig an die Kante eines einfachen Holztisches und sah interessiert zu ihm herüber, dann stellte er die Tasse ab.
    Beide Hände steckten in den Hosentaschen einer verwaschenen Jeans. Ein Lächeln löste sich aus dem Gesicht unter den kurzen blonden Haaren. Er zog die linke Hand aus der Hosentasche und winkte mit dem Zeigefinger jemanden herüber, den Talon nicht sehen konnte.
    „Ruf’ Dirk“, erging ein kurzer Befehl. „Unser Karnickel ist aufgewacht.“
    Zur Bestätigung hörte Talon einen knappen, grunzenden Laut, dann öffnete sich quietschend eine Tür, die sich kurz darauf wieder schloss.
    Der junge Mann trat zu ihm herüber. Unnatürlich groß türmte er sich vor Talon auf, während er sich gegen einen Stuhl lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Die interessierten Augen wichen keine Sekunde dem Blick des Gefangenen aus.
    Mehr und mehr klärten sich Talons Sinne. Er nahm die harte, metallene Pritsche unter sich genauso wahr wie den muffigen Geruch des engen Raumes, in dem er sich befand. Durch die halbgeschlossenen Jalousien drang kaum Licht herein. Die schmutzverschmierten Fenster hätten auch keinen freien Blick nach draußen erlaubt. Im Halbdunkel des Zimmers konnte er erkennen, dass die Wände mit Regalen zugestellt waren, deren Inhalte ihm verborgen blieben.
    Unruhe erfasste ihn.
    „Wer – “, schmerzerfüllt stöhnte er auf. Seine Kehle brannte bei dem Laut wie Feuer. „Wer sind Sie?“, richtete er die Frage an den Mann, der den Blick nicht von ihm abgewandt hatte.
    Ein Lächeln umspielte die Lippen des Weißen. Er nippte erneut an seiner Tasse und stellte sie hinter sich auf der Tischplatte ab. Leicht beugte er sich vor.
    „Nun, mit Sicherheit nicht ihr Freund.“ Versonnen sah er Talon an, der nun endlich die kräftigen, breiten Bänder wahrgenommen hatte, mit denen er an die Metallpritsche gefesselt war.
    „Was machen Sie auch bloß hier?“
    Talon zerrte heftig an den ledernen Riemen und knurrte unwillig auf, als er merkte, dass seine Kraft nicht ausreichte, sie zu zerreißen.
    Die Tür auf der anderen Seite des Raums schwang quietschend auf.
    „Hör’ auf, dich mit unserem Gast zu
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