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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Abenteuer?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Sie können keinen Schaden mehr anrichten.«
    Er führte mich zu Larissa und ihren Eltern. »Kommt! Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ihr müsst diesen Ort jetzt verlassen.«
    »Was ist mit meinem Opa?«, fragte Larissa.
    »Die Macht der Schatten ist gebrochen«, antwortete der Maure. »Wenn sie es waren, die ihn im Koma hielten, dann wacht er wieder auf.«
    »Vielleicht sollten wir uns erst mal um den Bibliothekar kümmern«, sagte ich. Ihn hatten wir in all der Aufregung ganz vergessen.
    Wir eilten die Stufen hoch. Der Bibliothekar lag noch dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Seine Beine waren unnatürlich vom Körper abgewinkelt und er gab kein Lebenszeichen von sich.
    »Brodsky«, sagte Larissas Vater leise und trat zu ihm. Er kniete sich neben den Schwerverletzten und schob eine Hand unter seinen Kopf. »Er atmet noch!«, rief er.
    Wir beugten uns herab. Das Gesicht des Bibliothekars war verzerrt, so als würde er große Schmerzen empfinden. Er schlug die Augen halb auf. Seine Lippen bewegten sich unmerklich.
    »Die Schatten«, wisperte er.
    »Besiegt«, antwortete ich. »Ihre Macht ist gebrochen.«
    »Von euch?« Ich nickte.
    Er schloss die Augen. »Umsonst«, hauchte er. »Das ganze Leben, die ganze Mühe – umsonst.«
    »Sagen Sie nicht so was!«, rief Larissa. »Ihr Leben war nicht vergeblich. Sie haben …«
    Aber er hörte sie nicht mehr. Seine Züge entspannten sich und sein Kopf fiel nach hinten.
    Er war tot.
    Langsam zog Larissas Vater seine Hand zurück. Er strich dem Bibliothekar mit der Handfläche über die Augen und schloss seine Lider.
    »Jetzt können wir nicht mal für ein ordentliches Begräbnis sorgen«, sagte er.
    »Wir kümmern uns darum.« Unbemerkt von uns war Gerrit in den Raum getreten. »Ihr müsst jetzt gehen.«
    Sein Ton klang drängend. Ich hatte noch so viele Fragen an ihn und seine Gefährten. Fragen, die mir nun niemand mehr beantworten würde. Doch eines wollte ich auf jeden Fall noch wissen. »Warum hat das Buch der Leere den Bibliothekar nicht vor den Schatten geschützt?«
    »Weil er sich auf seinen Verstand verlassen hat und nicht auf sein Gefühl«, antwortete Gerrit.
    »Das verstehe ich nicht.« Ich sah ihn fragend an.
    »Die Vergessenen Bücher haben nichts mit Wissen zu tun. Wer sie für sich nutzen will, muss das mit dem Herzen tun. Darum habt ihr das Buch der Antworten und das Buch der Wege gefunden und konntet auch darin lesen. Der Bibliothekar war zwar der oberste Bewahrer, aber der Zugang zu den Büchern war ihm verwehrt, weil er sich ihnen nicht öffnen konnte.«
    »Und das hat er nicht gewusst?«, fragte Larissa ungläubig. »Immerhin hat er uns die Bücher und die Stadt ohne Namen aufspüren lassen. Das muss er doch getan haben, weil ihm klar war, dass nur wir sie finden konnten. Warum hat er sich den Schatten dann trotzdem entgegengestellt?«
    Gerrit seufzte. »Er konnte sich wohl nicht vorstellen, dass ihr ihm überlegen seid. Es hätte seine ganze Existenz infrage gestellt. So hat er den Tod der Selbsterkenntnis vorgezogen.«
    Ich musste an die letzten Worte des Bibliothekars denken. Es war schrecklich, so zu enden, im Gefühl, sein Leben vergeudet zu haben. Hoffentlich fand er jetzt seine Ruhe.
    »Und was ist mit euch?«, fragte ich.
    »Wir bleiben hier«, erwiderte er. »Dieser Ort ist unsere Bestimmung. Hier finden wir den Frieden, den wir so viele Jahre vergeblich gesucht haben.«
    »Aber ihr werdet sterben!«, rief Larissa.
    Gerrit lächelte wehmütig. »Hast du vergessen, dass wir schon lange tot sind? Hier dürfen unsere Seelen jetzt endlich ihre lange Reise beenden. Und welcher Ort wäre passender dafür als der, an dem alles seinen Anfang und sein Ende genommen hat?«
    »Könnt ihr wirklich nicht zurück?«, fragte ich. Ich fand die Vorstellung schrecklich, unsere Freunde an diesem dunklen Ort zurückzulassen.
    »Selbst wenn wir es könnten, wir wollen nicht. Unser Schicksal erfüllt sich hier.«
    Inzwischen waren auch seine Gefährten herangekommen, die zwölf Bücher in den Armen. Ich packte sie in den Pilotenkoffer. Wir umarmten jeden der Zeitlosen herzlich, selbst McGonagall und den Akkordeonspieler.
    »Ihr dürft keine Zeit mehr verlieren«, sagte der Maure schließlich. »Die Kraft der Schatten steckt noch in diesen Mauern, aber sie schwindet von Sekunde zu Sekunde. Und damit wächst die Gefahr für euch.«
    Ein dunkles Grummeln um uns herum unterstrich seine Warnung. An der Abzweigung
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