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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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rufen? Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt eine gute Sache war, sich mit einem Ifrit einzulassen. Heute mochte er freundlich sein, doch wer weiß, was morgen war?
    Trotzdem bedankte ich mich höflich. Der Ifrit bemerkte meine Zurückhaltung und lächelte amüsiert. Dann wandte er sich um und lief eine Düne hoch. Oben machte er noch einmal halt, winkte uns zu und verwandelte sich vor unseren Augen wieder in die schwarze Katze. Sie maunzte laut und verschwand aus unserem Blickfeld.
    »Männer«, seufzte Larissa gespielt. »Dass sie immer so angeben müssen.«
    Wir holten Hayyid, der den Landrover in unser Lager fuhr. Dort packten wir das Benzin, das Wasser, die Vorräte und unsere Sachen um. Larissas Eltern holten ihre wenigen Habseligkeiten aus dem Zelt, in dem sie die letzten Jahre verbracht hatten, und ließen die Ziegen und Kamele frei.
    Im Morgengrauen brachen wir auf. Wir brauchten vier Tage, bis wir Shisr erreichten, jenen Ort, an dem einst das legendäre Irem gestanden haben soll. Hier gab es auch wieder ein Funknetz. Sofort riefen wir zu Hause im Krankenhaus an.
    Der Bücherwurm war in der Tat wie durch ein Wunder genesen und aus dem Koma erwacht. Er sollte in den nächsten Tagen entlassen worden.
    »Es ist aus medizinischer Sicht unerklärlich«, sagte der Arzt. »Wir hatten ihn schon fast aufgegeben, als sich seine Gehirnaktivität plötzlich beruhigte.«
    Außerdem telefonierte ich mit meinen Eltern. Sie waren außer sich vor Sorge. Nachdem ich zum Ende der Ferien nicht wieder aufgetaucht war, hatten sie versucht, den Bücherwurm zu erreichen. Aber der war natürlich nicht da und sein Laden geschlossen. Daraufhin hatten sie die Polizei alarmiert, die inzwischen schon nach mir suchte.
    Ich hörte mir geduldig ihre Vorwürfe an und versprach, ihnen nach meiner Rückkehr alles zu erklären. Es waren ja noch ein paar Tage Zeit, und bis dahin konnte ich mir noch eine Menge Ausreden ausdenken.
    Zwei Tage später kamen wir in Salalah an der Küste des Indischen Ozeans an. Dort verabschiedeten wir uns von Hayyid, dem wir den Landrover schenkten, und bestiegen den Flieger zurück in die Heimat.
    Bei unserer Ankunft erwarteten uns der Bücherwurm und meine Eltern am Flughafen. Der Alte hatte ihnen schon einiges erklärt und die Gelegenheit genutzt, gleich ein gutes Wort für mich einzulegen. Trotzdem blickte mein Vater recht streng, während meine Mutter ganz aufgelöst war und mich schluchzend in ihre Arme schloss, was mir vor so vielen Leuten recht unangenehm war.
    Wir verabredeten, uns zum Abendessen bei uns zu treffen, um unsere Geschichten zu erzählen. Ich verdrückte mich unter dem Vorwand, mich duschen und ein wenig schlafen zu müssen, so lange wie möglich in mein Zimmer und kam erst wieder raus, als der Besuch klingelte.
    Es wurde ein langer Abend. Meine wohlüberlegten Ausreden konnte ich gleich bei den ersten Worten des Bücherwurms vergessen, der mit dem Überfall auf ihn und unserer Reise nach Amsterdam vor zwei Jahren begann. Danach erzählten wir von unseren weiteren Abenteuern, nur unterbrochen von Larissas Eltern, die von ihrer Gefangenschaft berichteten. Die Augen meiner Eltern wurden größer und größer. Wahrscheinlich hielten sie uns alle für völlig verrückt. Aber da hatte ich mich getäuscht.
    »Das ist ... unglaublich«, sagte mein Vater, nachdem wir mit unseren Schilderungen am Ende waren. »Wenn ich das von Arthur allein gehört hätte, würde ich an seiner geistigen Gesundheit zweifeln. Aber so ...«
    »Wenn ich mir vorstelle, wie wenig wir wirklich wissen über diese Welt«, fügte meine Mutter leise hinzu. »Und wie wenig ich über meinen Sohn weiß …« Sie ergriff meine Hand. »Vor allem wussten wir nicht, in welchen Gefahren du dich befindest, während wir uns im Urlaub erholt haben. Ich werde mir ewig Vorwürfe machen.«
    »Worüber?«, fragte ich. »Dass ihr nicht genug auf mich aufgepasst habt?«
    »Nein, sondern dass wir dich nicht genügend unterstützt haben«, erwiderte sie.
    »Ihr glaubt uns also?«, fragte ich erstaunt.
    »Jedes Wort«, sagte mein Vater. Er blickte mir in die Augen. »Und außerdem bist du, ohne dass wir es gemerkt haben, fast erwachsen geworden. Ich bin stolz darauf, so einen Sohn zu haben.«
    Ich schluckte. Meine Mutter rettete uns aus der Situation. »Wer möchte noch Eiscreme?«, fragte sie.
     
    Mein Verhältnis zu meinen Eltern änderte sich von da an vollständig. Es war nicht so, dass wir auf einmal viel mehr zusammen machten. Jeder ging
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