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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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zum Ausgang blickten wir uns noch einmal um. Unsere fünf Freunde winkten uns ein letztes Mal zu. Dann machten sie kehrt und verschwanden die Stufen hinab aus unserem Blickfeld.
    Während wir zum Ausgang hinaufliefen, hörten wir hinter uns einen lauten Knall. Ich blieb stehen. Von der Decke der gewaltigen Höhle hatte sich ein Stein gelöst und war auf eines der Gebäude am Rande des großen Platzes gestürzt. Nur Sekunden später donnerte ein weiterer Brocken herab.
    Larissa zog mich am Arm. »Wir müssen uns beeilen!«, rief sie. Ihre Eltern und Hayyid waren uns bereits einige Meter voraus.
    »Und die Zeitlosen?«, fragte ich verzweifelt. Ich wusste zwar, dass sie hierbleiben wollten. Aber ein freiwilliges Leben unter der Erde war immer noch etwas anderes, als lebendig begraben zu werden.
    »Sie haben gewusst, was geschehen wird«, sagte Larissa. »Es war ihre Entscheidung.«
    Ich warf einen letzten Blick auf die Stadt ohne Namen und spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Doch das kümmerte mich nicht. Die Zeitlosen mochten einmal in ihrem Leben einen großen Fehler gemacht haben. Aber dafür hatten sie gebüßt und ihn durch ihre Taten mehr als aufgewogen.
    »Komm«, sagte Larissa leise. Hinter Hayyid und Larissas Eltern liefen wir den Rest der Anhöhe hinauf, während unter uns alles zu Staub zerfiel. Das Donnern kam immer näher. Wir rannten durch die Eingangshalle und hielten erst an, als wir die Düne auf der gegenüberliegenden Seite erklettert hatten.
    Die Erde bebte. Vor unseren Augen versank die gewaltige Vorhalle Meter um Meter im Wüstensand, bis nichts mehr von ihr zu sehen war.
    »Lebewohl, Stadt ohne Namen«, murmelte ich.
    »Sie ist jetzt nicht mehr namenlos, sondern wird für immer die Namen unserer Freunde tragen«, korrigierte mich Larissa.
    Ich nickte.
    Und während ich Larissa in die Augen blickte, wurde uns klar, dass es vorbei war.
    Keine Jagd nach Vergessenen Büchern mehr.
    Kein Kampf gegen Sucher oder Schatten.
    Keine Angst mehr um das Leben von Eltern oder Großeltern.
    Keine Reisen um die halbe Welt mehr.
    Keine Abenteuer und Rätsel.
    Alles, was in den letzten drei Jahren unser Leben ausgefüllt hatte, ging hier zu Ende.
    Wir empfanden Trauer und Freude zugleich. Trauer, weil wir gute Freunde verloren hatten. Und Freude, weil wir etwas Großes gewonnen hatten.
    Etwas, das hoffentlich nie in Vergessenheit geraten würde.
    Ich nahm Larissas Hand und zog sie an mich.
     

Epilog

     
    Als wir ins Lager der Ausgestoßenen zurückkehrten, fanden wir es verlassen vor. Sie waren nach dem Tod ihres Anführers offenbar in großer Eile geflüchtet, denn das Feuer glühte noch. Leider hatten sie, wie wir kurz darauf feststellten, bei ihrer überstürzten Flucht unseren Landrover gefunden und sich noch die Zeit genommen, alle vier Reifen aufzuschlitzen.
    Irgendwo musste noch der Wagen des Bibliothekars stehen, allerdings hatten wir keine Ahnung, wo wir danach suchen sollten.
    Während wir noch beratschlagten, wie wir bei der Suche vorgehen sollten, bemerkte ich plötzlich Amina, die auf einer Düne stand. Ich stieß Larissa an und deutete auf die Erscheinung.
    »Der Ifrit«, flüsterte sie.
    Amina trat näher. »Ihr Menschen achtet zu sehr auf den äußeren Schein«, sagte sie. »Ich habe wohl gemerkt, dass euch meine ursprüngliche Form Angst einjagt. Auch wenn ich nicht vorhabe, euch etwas anzutun. Im Gegenteil, ich bin euch zutiefst zu Dank verpflichtet. Endlich kann ich wieder in mein altes Land zurückkehren.«
    »Kannst du auch uns helfen zurückzukommen?«, fragte ich geistesgegenwärtig. »Wo hat der Bibliothekar sein Lager aufgeschlagen?«
    »Folgt mir.« Der Ifrit wies uns den Weg zum Landrover des Bibliothekars. Er stand mehrere Dünentäler weiter gut versteckt hinter einigen Felsen.
    Außerdem erklärte er uns, dass es tatsächlich Brodsky gewesen war, der uns in Sanaa hatte beschatten lassen. Er war uns direkt von Edinburgh aus gefolgt, konnte sich selbst aber natürlich nicht blicken lassen.
    Der Ifrit kam nicht mit zurück zum Lager. »Wenn ihr mich einmal brauchen solltet, dann könnt ihr jederzeit auf meine Hilfe rechnen.« Er griff unter sein Gewand und hielt uns einen schwarzen, glänzenden Stein entgegen, der etwa so groß war wie ein Taschenbuch. »Damit könnt ihr mich rufen, egal, wo ihr seid.«
    Zögernd nahm ich das Geschenk an. Wieder einmal wurde uns ein Rätsel anvertraut. Mussten wir den Stein reiben, so wie Sindbad seine Wunderlampe, um den Ifrit zu
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