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03 Arthur und die Stadt ohne Namen

03 Arthur und die Stadt ohne Namen

Titel: 03 Arthur und die Stadt ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruebenstrunk Gerd
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Englisch.
    Larissa riss die Tür auf. »Niemals!«, schrie sie.
    Ich legte eine Hand auf ihren Arm. »Larissa ...«
    »Du hast es selbst gesagt: Wenn wir die Bücher nicht mehr haben, sind wir schutzlos. Und dann sterben nicht nur meine Eltern und mein Opa, sondern auch wir. Und Amina und Hayyid ebenfalls.«
    Sie hatte recht. Wir konnten weder Chalid noch den Schatten trauen. Unsere einzige Waffe waren die Bücher. Aber was war, wenn er Ernst machte und das Mädchen wirklich umbrachte? Wie konnten wir das verantworten?
    Ich blickte verzweifelt auf Amina, die sich unter Chalids brutalem Griff wand, als ich bemerkte, dass sich ihre Konturen veränderten. Sie wuchs in die Höhe und Breite. Dicke, muskulöse und dunkel behaarte Arme durchbrachen den Stoff ihrer Sitarah und rückten Chalids Krummdolch einfach zur Seite, als wäre er eine Spielzeugwaffe. Ihr schmaler Kopf weitete sich zu einem runden Ball. Zwei spitze, abstehende Ohren sprengten den Schleier. Ihr Mund wurde breiter und breiter, und zwischen den Lippen schossen große, gebogene Zähne hervor, die mich an die Hauer eines Ebers erinnerten. Schließlich fiel ihr Umhang ganz zu Boden und gab eine dunkelblaue Pluderhose frei, aus der zwei vollständig behaarte, mächtige Hufe herausragten.
    Das Bild der schemenhaften Gestalt, die ich in der Gasse der Dschinns gesehen hatte, schoss mir durch den Kopf. Hatte sie nicht auch Ziegenbeine besessen? Oder war das hier eine neue Teufelei der Schatten?
    Chalid war kreidebleich geworden und mehrere Schritte zurückgewichen. Seine Leute, die hinter ihm standen, machten kehrt und flohen, ohne dass er das bemerkte. Das Wesen, das inzwischen eine Höhe von über zwei Metern erreicht hatte, wandte sich ihm zu. Wie eine Kobra schoss sein rechter Arm vor und packte Chalid am Hals. Ein paar Sekunden lang baumelte der Anführer der Ausgestoßenen hilflos in der Luft und versuchte vergeblich, sich von dem Griff zu befreien. Dann wurde er mit voller Wucht gegen eine Häuserwand geschleudert und sank leblos zu Boden.
    Die Kreatur stieß ein zufriedenes Grunzen aus und drehte sich zu uns um. Jetzt konnte ich sehen, dass zwei dünne Hörner aus ihrer Stirn herauswuchsen. Die Augen waren fast ganz unter den buschigen Augenbrauen versteckt.
    »Wo ist Amina?«, stammelte Hayyid, der den ganzen Vorgang ebenso fassungslos verfolgt hatte wie wir. Noch immer hielt er seine Waffe an der Schulter.
    Die Kreatur vor uns gab einen gutturalen Laut von sich, der wohl ein Lachen darstellen sollte. »Deine Schwester ist in Sanaa, kleiner Mensch«, grollte sie. »Ich habe mich nur ihrer Form bedient, um unbeschadet bis hierhin zu gelangen.« Ihre Stimme klang dunkel und grummelnd, wie ferner Donner.
    »Die Katze«, fuhr es aus mir heraus.
    Das Wesen verzog seinen riesigen Mund zu etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. »Ganz recht«, dröhnte es. »Du bist der Einzige, der mich von Anfang an bemerkt hat. Nicht jeder kann einen Ifrit sehen.«
    »Ein Ifrit?«, staunte Larissa mit offenem Mund. »Du bist der Ifrit aus Hayyids altem Haus? Aber warum brauchst du dann eine menschliche Gestalt, um herzukommen?«
    Der Ifrit verzog sein Gesicht und ließ ein dunkles Knurren hören. Unwillkürlich wichen wir einen Schritt zurück.
    »Seit Jahrtausenden schon halten uns die Schatten von unserer alten Heimat fern«, grollte der Ifrit. »Nicht einmal ich kann ohne eine List in die Dünen der Rub al-Khali gelangen.«
    »Dann hilfst du uns bei unserem Kampf?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mein Krieg, kleiner Mensch«, erwiderte er. »Die Schatten sind mächtige Geister, deren Macht meinem Zauber weit überlegen ist. Als ihr in mein Haus kamt, spürte ich eine starke Magie um euch und gleichzeitig die dunkle Gegenwart der Schatten. Ich beschloss, euch zu folgen. Vielleicht seid ihr dazu bestimmt, der Herrschaft dieser Wesen ein Ende zu bereiten. Vielleicht aber werdet ihr im Staub der Wüste untergehen. Ich aber habe auf jeden Fall meine Heimat wiedergesehen.«
    Er machte eine schnelle Handbewegung. Seine Gestalt löste sich vor unseren Augen in eine Rauchsäule auf, die wie von einem unsichtbaren Luftzug getragen davonwehte.
    Ich starrte noch auf die Stelle, an der sich der Ifrit befunden hatte, als sich eine Hand auf meine Schulter legte.
    Ich fuhr herum.
    Hinter uns im Haus standen die fünf Zeitlosen.
    Oder war das auch nur eine Illusion, die die Schatten bewirkten? Ich studierte das Gesicht des Mauren, der direkt vor mir stand. Seine

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