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0297 - Mordbefehl an Taxi 3

0297 - Mordbefehl an Taxi 3

Titel: 0297 - Mordbefehl an Taxi 3
Autoren: Delfried Kaufmann
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das Wetter an jenem Abend sehr schlecht war, kann es angenommen werden.«
    Der Chef schloss die Aktenordner.
    »Das sind die vier Fälle, in denen die Verschwundenen mit Sicherheit oder zumindest mit größter Wahrscheinlichkeit ein Taxi benutzten, unmittelbar bevor sie nicht mehr auftauchten. Selbstverständlich gibt es keinen Hinweis dafür, dass ein Zusammenhang zwischen diesen vier Fällen und dem Polizistenmord in der W. Houston Street besteht, aber ich bin der Meinung, ein solcher Zusammenhang könnte bestehen.«
    ***
    New Yorks Taxis sind in einem Dutzend oder mehr Genossenschaften zusammengeschlossen. Man kann nicht behaupten, dass die einzelnen Genossenschaften, eine Mischung zwischen Gewerkschaft und einem kaufmännischen Unternehmen, sich besonders grün wären. Hin und wieder führen sie ein bisschen Krieg miteinander um die besten Standplätze, und zeitweise betätigten sich auch Gangster im Taxigeschäft und bemühten sich, mit den Methoden ihrer Organisation das Monopol zu erkämpfen. Kurz und gut, ein Taxi zu fahren, ist in New York, abgesehen von den Verkehrsverhältnissen, kein einfacher Job. Phil und ich begannen unsere Nachforschungen bei der Cab Transport Inc., der größten Taxi-Genossenschaft, für die über zweitausend Wagen unterwegs sind Die Genossenschaft unterhält eine eigene große Werkstatt, in der die Wagen ihrer Mitglieder überholt werden, und im gleichen Gebäude befindet sich auch die Verwaltung.
    Ich sagte, die Genossenschaft sei ein wenig mit einer Gewerkschaft verwandt. Das trifft in erster Linie für die Organisation zu, denn wie bei der Gewerkschaft wird der Boss von allen Mitgliedern gewählt. Er ist also selbst ein Taxifahrer und der Chef der Cab Transport Inc.
    hieß Lemmon Drew. Obwohl er in einem feudalen Büro, mit zwei hübschen Sekretärinnen im Vorzimmer hauste, hatte er den groben Chauffeur-Ton und den Bronx-Slang seiner Aussprache beibehalten. Er war ein großer, schwerer Mann mit ungewöhnlich dichten Augenbrauen.
    »Fangt ihr auch noch an, uns mit Fragen zu durchlöchern?«, grollte er, als er hörte, warum wir ihn sprechen wollten. »Seit achtundvierzig Stunden sehe ich nur noch Polizisten in meinem Laden. Polizisten aller Sorten und jeder Schattierung. Ihr kommt zu spät, Jungs. Eure Kollegen haben mich ausgequetscht, als wäre ich ’ne Zitrone. Von mir könnt ihr nichts Neues erfahren.«
    »Okay«, antwortete ich gelassen. »Erzählen Sie uns das Alte noch einmal!«
    Er zog eine Schublade des Schreibtisches auf und entnahm ihr mehrere zusammengeheftete, eng mit Maschinenschrift bedeckte Blätter. »Hier, die Cops haben mich diese Aufstellung machen lassen. Das ganze Büro hat zwei Tage lang nur für die Polizei gearbeitet. Wir haben alle unsere Mitglieder befragt, die zu der Stunde, in der der Cop umgebracht wurde, unterwegs waren. Wir haben sie gefragt, wo sie sich in der Minute, in der die Schüsse fielen, befanden. Ein Taxifahrer kann Ihnen immer sagen, wo er sich in einem bestimmten Augenblick herumgetrieben hat. Das bringt der Beruf so mit sich. Lieutenant Short vom 57. Revier will sich die Aufstellung heute noch abholen. Meinetwegen studieren Sie sie! Eine Höllenarbeit war’s, sage ich Ihnen. Ich sollte der City-Police eine Rechnung darüber schicken. Schließlich bezahlen wir unsere Sekretärinnen nicht dafür, dass sie für die Polizei arbeiten.«
    Ich durchblätterte die Aufstellung. Als Organisator schien Lemmon Drew über beachtliche Fähigkeiten zu verfügen. Er hatte veranlasst, dass die Fahrer von über achthundert Cabs, die zur Tatzeit unterwegs waren, befragt wurden, und er hatte ihre Antworten sehr übersichtlich in Spalten geordnet. In der ersten Spalte standen die Nummer der Taxis, in der zweiten die Namen der Fahrer. Dann mussten die Fragen Gefahren oder Gestanden beantwortet werden. Da die Minute, ja die Sekunde, in der Daniel McLew erschossen worden war, genau feststand, bezogen sich die Fragen alle auf einen ganz bestimmten Augenblick.
    Ich beschränkte mich darauf, die Angaben in der letzten Spalte zu überfliegen. Sie genau zu prüfen, hätte ich Stunden benötigt, aber gleich auf der ersten Seite las ich: »Kreuzung W. Houston Street und West-Broadway!«
    Die Nummer des Wagens, dessen Fahrer diese Angaben gemacht hatte, lautete 332, und der Fahrer hieß Sidney Cheets.
    »Hören Sie zu, Mr. Drew. Eines Ihrer Cabs muss zwei, drei Minuten vor den Schüssen die Tatstelle passiert haben. Angeblich befand sich der Mann an der
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