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0297 - Mordbefehl an Taxi 3

0297 - Mordbefehl an Taxi 3

Titel: 0297 - Mordbefehl an Taxi 3
Autoren: Delfried Kaufmann
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mit grauen Haaren an den Schläfen und einem schwarzen Schnurrbart, seine Kollektion vor. Der Mexikaner schien nicht sehr zufrieden zu sein. Er entschloss sich nicht zum Kauf und schickte den Juwelier mit der Bemerkung fort, er würde sich die Sache noch einmal überlegen.
    Jetzt rief er an, erkundigte sich mit üblicher Höflichkeit nach dem Wohlbefinden des Juweliers und sagte dann: »Mister Salway, ich habe mich in der Zwischenzeit überzeugt, dass Sie mir das fairste Angebot machten. Ich möchte die Perlen bei Ihnen kaufen. Können Sie mir ihre Kollektion noch einmal bringen?«
    »Gerne, Mr. Alvarez. Wann soll ich kommen?«
    »Bestimmen Sie die Zeit.«
    »Wenn Sie es wünschen, kann ich sofort kommen.«
    »O ja, das wäre nett. Ich erwarte Sie in einer halben Stunde.«
    Salway legte den Hörer auf. Er rieb sich ein wenig die Hände.
    »Du wirst sehen, Lilian«, sagte er zu seiner Tochter, »dass er die Zweihunderttausend-Dollar-Kette kauft.«
    Stanley Salway handelte seit mehr als dreißig Jahren mit wertvollen Juwelen. Am Anfang seiner Laufbahn hatte er gewisse Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, wenn es besonders kostbaren Schmuck transportieren musste, aber später war er zu der Erkenntnis gekommen, dass Unauffälligkeit die beste Sicherung bedeutete. Seit über fünfzehn Jahren pflegte er seine Perlen in einem gewöhnlichen Lederkoffer zu tragen.
    Diesen Koffer bewahrte er allerdings nicht in seinem Geschäft auf, sondern im Tresor einer benachbarten Bankfiliale.
    Stanley Salway zog den Mantel an, setzte den steifen, schwarzen Hut auf und ging zur Bank hinüber.
    »Geben Sie mir meinen Koffer«, bat er den Clerk am Schalter.
    Da Salway seit Jahren mit der Bank arbeitet, ging die Übergabe ohne Formalitäten vor sich.
    Der Juwelier nahm den Koffer, ging auf die Straße, stellte sich am Straßenrand auf und winkte, um ein Taxi anzuhalten.
    Er hatte Glück. Ein gelb-schwarzes Cab löste sich aus dem Verkehrsgewühl. Der Fahrer bugsierte den Wagen geschickt an den Straßenrand, griff, ohne seinen Platz zu verlassen, nach hinten und öffnete die Fondtür.
    »Waldorf Astoria«, sagte Mr. Salway während des Einsteigens.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Salway, den kleinen Koffer auf den Knien, begann darüber nachzudenken, auf welche Weise eres erreichen konnte, dass der Mexikaner die Zweihunderttausend-Dollar-Kette, die teuerste in seiner Kollektion, kaufte.
    Plötzlich stoppte das Taxi. Die Tür wurde aufgerissen.
    Salway schreckte aus seinen Gedanken hoch, aber bevor er irgendetwas hätte unternehmen können, sprang ein Mann in den Fond, zog die Tür hinter sich zu und rief dem Fahrer zu: »Weiter!«
    Der Juwelier sah den matt schimmernden Lauf einer Pistole auf sich gerichtet.
    »Bleib ruhig, Alter!«, knurrte der Mann.
    Salway war vor Überraschung und Angst zu keinem Wort und zu keiner Bewegung fähig. Nur instinktiv krampften sich seine Hände um den Griff des Koffers.
    Der Fremde kümmerte sich nicht um den Koffer. Er beugte sich zu dem Fahrer vor.
    »Sag Bescheid!«
    Der Fahrer löste eine Hand vom Steuer, öffnete den Handschuhkasten, nahm ein Mikrofon heraus und sprach hinein: »Ladung an Bord! Programm erfüllt! Kein Wind!«
    Ein paar Sekunden später antwortete ein verzerrte Lautsprecherstimme: »Nimm Pittsburgh, Detroit, Chicago!«
    Der Fahrer betätigte einen Drehknopf. Wenig später ertönte die Lautsprecherstimme von neuem.
    »Absolute Windstille?«
    »Wir haben keinen Luftzug gespürt«, sagte der Fahrer ins Mikrofon, das er mit einer Hand vor den Mund hielt, während er mit der anderen den Wagen durch den immer noch dichten Verkehr lenkte.
    »Nimm Detroit, Frisco, Detroit!«, befahl die Stimme aus dem Lautsprecher.
    Wieder bestätigte der Fahrer den Drehknopf.
    Es knackte, ein paar Pfeifgeräusche schwollen an, ebbten ab.
    »Carlos wartet in Amontillado«, tönte die Stimme. »Besucht Carlos nur bei absoluter Windstille.«
    »Okay«, knurrte der zweite Mann, der den Juwelier mit der Pistole in Schach hielt. »Es ist alles in Ordnung. Zisch ab, damit wir es hinter uns bringen.«
    Stanley Salway stammelte. »Was soll das bedeuten?«
    Der Mann, der neben ihm saß, zog langsam die Oberlippe von den Zähnen und setzte ein wölfisches Grinsen auf.
    »Das wirst du rechtzeitig merken, Alter!«
    Der Juwelier machte eine Bewegung, als wolle er aufspringen. Der Gangster stieß ihm den Lauf der Pistole so brutal in den Magen, dass Salway mit einem Schmerzenslaut nach vorn zusammenknickte.
    ***
    Lilian Salway
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