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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten
Autoren: Jason Dark
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sein?
    Diese Frage quälte Karl, und er dachte intensiv über eine Antwort nach. Es fiel ihm einfach keine ein, denn Nachbarn taten so etwas nicht. Blieb nur ein Fremder.
    Tief atmete er ein. Er überlegte, ob er in den letzten Tagen Fremde im Ort gesehen hatte. Nein, so weit er sich erinnern konnte, war dies nicht der Fall gewesen.
    Da hörte er den Schrei!
    Er riß Karl Wiesner aus seinen Überlegungen, und der Mann wußte auch, daß dieser Ruf aus seinem Haus gekommen war.
    Lisa.
    Mit Entsetzen dachte er an seine Frau. Nur sie konnte den Schrei ausgestoßen haben, und Karl folgerte sofort richtig. Während er hier im Garten suchte, war es dem Einbrecher gelungen, ungesehen in das Haus zu gelangen, wo er die Frau überraschen konnte.
    Selten in seinem Leben war Karl Wiesner so schnell gelaufen. Er jagte über den weichen Rasen, stolperte einmal, weil er nicht mehr an die aus dem Boden ragenden Platten dachte, und jagte weiter.
    Jetzt ärgerte er sich, daß er die Haustür nicht geschlossen hatte. So war es praktisch seine Schuld gewesen, wenn der Einbrecher ohne Schwierigkeiten ins Haus gelangen konnte.
    Karl Wiesner fiel gegen die offene Tür, drückte sie nach innen, wo sie gegen die Wand prallte und von ihm wieder aufgefangen wurde. »Lisa!« Seine Stimme gellte durch das Haus. »Verdammt, Lisa, wo bist du? Melde dich endlich!«
    Er erhielt keine Antwort, blieb stehen und lauschte nur dem Echo seiner eigenen Stimme nach.
    Schweratmend lehnte er sich gegen die Wand und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Die Wohnzimmertür war nicht geschlossen. Er hatte einen freien Blick in den Raum und stellte fest, daß er leer war. Niemand hielt sich dort auf. Auch nicht Lisa.
    Wo steckte sie dann?
    Er glaubte nicht, daß sie das Haus verlassen hatte, denn er hätte trotz des Nebels etwas bemerkt.
    Unten lag noch die Küche. Karl stand der verschlossenen Tür fast direkt gegenüber. Was lag also näher, als in diesem Raum nachzuschauen? Ein seltsames Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, als er langsam auf die Tür zuschritt. Mit der rechten Fußspitze kickte er gegen sie. Knarrend schwang sie auf.
    Karl sah den Tisch, einen Stuhl und einen großen dunklen Fleck, der sich ausgebreitet hatte und an einer schmalen Stelle als Lache in Richtung Tür rann.
    Das konnte, nein, das war…
    Blut!
    In seinem Kopf schien etwas zu explodieren. Ja, es war Blut, und das Blut rann aus den Wunden, die den Körper seiner Frau Lisa bedeckten. Der Mann sah es, als er auf der Schwelle stand, Lisa am Boden liegend entdeckte und in die gebrochenen Augen schaute.
    In tote Augen…
    Das Gesicht des Karl Wiesner schien zu zerfließen. Am Mund begann es, pflanzte sich weiter fort, veränderte sich zu einer Grimasse, die eigentlich kaum noch Menschliches an sich hatte.
    Zu groß war das Entsetzen.
    Ein zögernder Schritt. »Lisa…« Gebrochen klang das Wort aus Karls Mund. »Meine Lisa…«
    Er merkte nicht, daß er die Tür mit der Schulter weiter aufstieß und diese gegen ein relativ weiches Hindernis prallte.
    Es befand sich im toten Winkel, aber in diesen fürchterlichen Sekunden achtete Karl nicht darauf. Er hatte nur Augen für seine Frau. Ständig ihren Namen flüsternd, näherte er sich ihr und hatte sie kaum erreicht, als er vor ihr auf die Knie fiel. Er dachte nicht mehr an das Blut, das den Boden bedeckte, nur das Gesicht interessierte ihn noch, das so ohne Leben und bleich war.
    »Lisa…« Er ächzte den Namen. »Lisa, ich bitte dich…«
    Der Zombie starrte auf den gebeugten Rücken des Mannes. Noch immer hielt er das Messer fest.
    Nur etwas hatte sich verändert. Die Klinge zeigte einen roten Streifen…
    Er bot ein grauenvolles Bild in dem toten Winkel der Tür, und Karl merkte davon nichts. Er hatte den Kopf noch weiter gesenkt. Sein Rücken zuckte unter den verzweifelten Weinkrämpfen. Mit der linken Hand stützte er sich auf dem Boden ab, während die Finger der rechten über das Gesicht der Toten strichen.
    Eine behutsame Geste, als wollte er seiner Frau nicht mehr wehtun…
    Der Unheimliche stand hinter ihm. Ein grauenvolles Wesen, ohne Messer schon schlimm anzusehen, mit der Klinge aber ein unbeschreibliches Monstrum.
    Um den Mann ebenfalls töten zu können, mußte er näher an ihn heran, dann würde er ihm nicht entgehen, wenn die Klinge nach unten raste.
    Der Unhold ging vor.
    Wieder konnte er die Füße nicht richtig vom Boden heben. Trotz des Schmerzes, der den hockenden Mann überflutet hatte, vernahm er das
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