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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten
Autoren: Jason Dark
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Er zog sie über, ließ den Reißverschluß aber offen. Er klopfte gegen die linke Tasche, hörte das Klirren und war beruhigt, weil der Schlüssel steckte.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er.
    »Sei nur vorsichtig!« Lisa gab ihm den Rat mit auf den Weg.
    »Sicher, ich lasse mich schon nicht überraschen. Darauf kannst du Gift nehmen.«
    Er ging zur Tür und öffnete sie. Bevor er nach draußen trat, warf er einen Blick rechts und links an der Hauswand entlang, wo die grauen Schwaden wie die Arme eines Ungeheuers in die Höhe krochen.
    Zu sehen war nichts.
    Karl mußte schon hinaus, wenn er tatsächlich diesen Kerl, der angeblich durch den Garten schlich, stellen wollte. Er bemühte sich, sehr leise zu sein. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen.
    Seine Schritte waren kaum zu hören. Zum Glück kannte sich Karl in der unmittelbaren Nähe seines Hauses aus, er hätte den Weg auch in absoluter Finsternis gefunden.
    Über der Tür brannte die Leuchte. Lisa hatte sie eingeschaltet. Das Licht wirkte wie eine vom Nebel umwallte Zitrone, wurde sehr schnell verschluckt und erreichte nicht einmal den Beton der beiden Haustürstufen.
    Auch Karl Wiesner war schon nach wenigen Schritten nicht mehr zu sehen. Die graue Suppe saugte ihn auf, und er schritt auf Zehenspitzen an der Hauswand entlang, wollte bis zur Ecke gehen, um von dort in den Garten zu gelangen.
    Zum Glück hatte er einen schmalen plattierten Weg durch den Vorgarten angelegt. Die Steine glänzten naß. Zweige berührten ihn auf seinem Weg.
    Manchmal strichen nasse Blätter über den Kragen seiner Lederjacke hinweg und streichelten die Haut seines Nackens. Tropfen schabten dabei ab, sie rannen am Rücken des Mannes hinab, und Karl zog fröstelnd die Schultern hoch.
    Er hatte jetzt die Hausecke erreicht, umrundete sie und konnte in den hinter dem Haus liegenden Garten gehen. Auch dort hatte er in seiner Freizeit Wege angelegt, die auch den Rasen durchkreuzten, weil einer von ihnen zu einer kleinen Sitzgelegenheit führte, die sich inmitten des Rasenstückes befand.
    Die Obstbäume standen weiter hinten. Am Ende des Grundstückes.
    Karl blieb stehen. Er schaute in die sich bewegende Nebelwand und versuchte verzweifelt, sie mit seinen Blicken zu durchdringen, was ihm leider nicht gelang. Tagsüber hätte er noch mehr sehen können, in der Dunkelheit war es so gut wie unmöglich.
    »Ist da jemand?« rief er, nachdem er sich ein Herz gefaßt hatte. Seine Stimme besaß einen scharfen Klang. Falls sich ein Unbekannter im Garten aufhielt, sollte er ruhig merken, daß er inzwischen entdeckt worden war.
    Karl erhielt keine Antwort. Damit gab er sich nicht zufrieden. Er wandte sich von der Hauswand ab, um tiefer in den Garten hineinzugehen. Das Grundstück war ziemlich groß, und der Unbekannte konnte sich überall versteckt halten.
    Währenddessen wartete Lisa im Haus auf die Rückkehr ihres Mannes. Sie hatte im Wohnzimmer auf der Sessellehne Platz genommen und hockte dort steif wie eine Puppe. Seit ihrer Heirat wohnten sie hier. Karl hatte das Haus von seinen Eltern geerbt, aber noch nie hatte Lisa die Atmosphäre so unheimlich wie in diesen Augenblicken empfunden.
    Sie war allein in dem Gebäude. Ihr Mann lief durch den Garten, befand sich in der Nähe, dennoch hatte Lisa Furcht. Die Stille empfand sie als beklemmend, sie war unheimlich, und sie legte sich schwer drückend auf sie.
    Ihren Herzschlag hörte sie auch. Zudem spürte sie Schweiß auf ihren Handflächen.
    Im Haus war es nie still. Jetzt allerdings empfand Lisa jedes Geräusch als doppelt schlimm. Irgendwo knackte es in dem alten Gebäude immer, und wenn es die Stufen der Holztreppe waren, die an die obere Etage führten, wo auch die Schlafräume lagen und die zweite Dusche.
    Aber ein Geräusch störte sie.
    Es waren wieder Schritte!
    Kam Karl vielleicht zurück? Nein, daran wollte Lisa nicht glauben. Ihr Mann ging anders, viel zielstrebiger, nicht so abwartend, so lauernd und auch schlurfend.
    In der kleinen Diele waren die Schritte aufgeklungen. Lisa drehte sich, aber sie konnte nicht in den Raum schauen, weil sich die verschlossene Wohnzimmertür zwischen ihr und dem schmalen Korridor befand.
    Lisa erinnerte sich daran, daß sie die Haustür nicht ins Schloß gedrückt hatte. Jeder konnte das Haus betreten.
    Auch der Einbrecher.
    Und das bewirkte, bei ihr eine Gänsehaut. Sie überlegte, ob sie nach ihrem Mann rufen sollte, jetzt hatte sie ja einen besseren Grund, dann aber stand sie auf und ging
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