Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
rehbraunen Teppichboden dunkle Spuren. Wenn die Mutter das sah, gab es Ärger.
    Als der Junge zurückkam, meinte Karl Wiesner: »Es wäre wohl besser, die Kripo anzurufen. Was meinst du?«
    »Einverstanden.«
    Die Nummer hatten sie schnell gefunden. Karl Wiesner tippte sie höchstpersönlich ein, wartete und erstattete Meldung, als abgehoben wurde.
    Er verhaspelte sich ein paarmal. Erst beim vierten Ansatz konnte er einigermaßen klar und deutlich sprechen.
    Der Polizist war nicht gerade angetan von seinem Bericht. »Was ist das denn für eine Hand, die Sie gefunden haben wollen?«
    »Was heißt wollen? Ich habe sie gefunden, verdammt.«
    »Natürlich, klar. Aber beschreiben Sie sie mir mal. Ist es die Hand eines Menschen?«
    »Sieht so aus.«
    »Sind noch alle Finger da?«
    »Den Daumen habe ich nicht gesehen. Er könnte aber nach innen geknickt sein«, sagte Wiesner.
    »Wie alt kann die Hand sein?«
    »Weiß ich doch nicht. Glauben Sie, ich habe sie angefaßt und nachgeprüft?«
    »Das nicht, aber man kann es ungefähr sehen. Ist da schon Haut abgefallen?«
    »Sie war noch dran.«
    »Gut, wir sehen uns die Sache mal an. Verändern Sie bitte nichts!«
    »Ja.«
    »Noch eine Frage hätte ich. Sie haben nicht zufällig etwas getrunken, Herr Wiesner?«
    Karl lief rot an. Auf seiner Zunge lag eine böse Antwort, die er im letzten Augenblick herunterschluckte. »Nein, ich habe nichts getrunken. Wenigstens nichts Alkoholisches.«
    »Dann ist es okay.«
    Wiesner legte auf. In seinem Gesicht zuckte es. Er war wütend. Auch Gerd merkte es.
    »Bist du mit den Bullen nicht so recht klar gekommen?« fragte er.
    »Hör auf!«
    »War ja nur 'ne Frage. Ich hätte aber noch einen Vorschlag.«
    »Hör mir damit auf!«
    »Nein, wirklich, Vater. Das ist gar nicht so schlecht, was ich dir sagen will.«
    »Dann rück raus.«
    »Willst du nicht Matthes Äcker anrufen?«
    »Den Umbetter?«
    »Ja, das ist doch so ein Leichenkasper. Der bettet die Toten immer um, bevor die Friedhöfe durchgebaggert werden. Vielleicht weiß er da besser Bescheid.«
    Karl Wiesner wurde nachdenklich und nickte. »Das könnte ich später machen.«
    »Ist deine Entscheidung.«
    Karl Wiesner nickte, als er die Worte seines Sohnes hörte. Dann drehte er sich um und ging in den Wohnraum. Auch er kümmerte sich nicht darum, daß auf dem Teppich Spuren zurückblieben. In diesem Moment war ihm das völlig egal. Was er jetzt brauchte, war ein kräftiger Schluck. Ein selbstgebrannter Wacholder, der immer bereitstand.
    »Wir haben ihn auch eiskalt im Kühlschrank«, sagte Gerd. Er lehnte an der Wohnzimmertür.
    »Nein, will ich nicht. Ich muß etwas spüren.«
    Karl Wiesner schloß den Schrank an der rechten Seite auf. In einem Mittelfach standen einige Flaschen. Unter anderem auch der Wacholder.
    »Willst du auch einen?« wandte er sich an seinen Sohn.
    »Nein, danke. Ich muß noch fahren.«
    »Wieso?«
    »In die Disco.«
    »Ach, hör auf!« Wiesner holte die Flasche hervor, schraubte sie auf und setzte die Öffnung kurzerhand an den Mund. Dann trank er. Zwei Schlucke nahm er, während Gerd zuschaute.
    Wiesner setzte die Flasche wieder ab. Allmählich kehrte Farbe in sein Gesicht zurück. »Das hat gut getan«, sagte er und wischte sich über die Lippen, wobei er noch einige Tropfen aus dem Schnauzer putzte.
    »Wenn die Bullen kommen, hast du aber eine Fahne«, bemerkte Gerd.
    »Na und?«
    »Hoffentlich halten sie dich nicht für einen Spinner.«
    »Als ich anrief, hatte ich nichts getrunken«, verteidigte sich Karl Wiesner, stellte die Flasche wieder weg und schloß den Schrank, bevor er aus seiner Brusttasche die gelbe Packung mit den Filterlosen hervorholte.
    »Einen Sehmergel kannst du mir auch geben.«
    »Was ist das denn?«
    Gerd grinste. »'ne Fluppe, einen Hugo. Zigarette auch.«
    »Verflixt, drück dich demnächst deutlicher aus.«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Vater und Sohn gingen wieder zurück in die Diele. Dort warteten sie auf die Polizei. Hin und wieder stäubten sie ihre Zigaretten im Standascher ab.
    »Das dauert aber lange«, sagte Wiesner.
    »Die kommen ja aus Bergheim.«
    »Na ja…«
    »Übrigens. Wie wäre es mit dem Zwanziger?« Gerd hatte das Geld nicht vergessen.
    Karl Wiesner schaute seinen schlaksigen Sohn an und sah dessen Grinsen. Dann griff er in seine hintere Hosentasche, holte ein altes Portemonnaie hervor und entnahm ihm einen zerknitterten Schein. »Hier, damit du glücklich bist.«
    »Firma dankt, Chef.«
    »Ja, du mich auch.«
    »Brauchst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher