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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten
Autoren: Jason Dark
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achtgeben, denn dem Zombie machte so etwas nichts aus. Ob er gekippt oder geschleudert wurde, spielte bei ihm keine Rolle. Er hatte das Messer!
    Die verfluchte Mordklinge, die mindestens schon drei Menschen in den Tod befördert hatte.
    Das vierte Opfer wollte ich nicht werden! Wir schwebten nicht etwa wie in einem Lift in die Höhe, sondern ruckartig und schwankend. Ich preßte mich hart mit dem Rücken gegen die Rückseite der Schaufel. Noch stand sie waagerecht, und ich mußte den Zombie loswerden, bevor sie kippte.
    Hätte ich die Beretta bei mir gehabt, wäre dies kein Problem gewesen. Ich kam auch nicht so rasch an mein Kreuz, denn der Zombie stach schon zu. Bevor die Klinge mich erreichen konnte, trat ich mit dem Fuß zu, erwischte den Zombie und drückte ihn nach hinten.
    Fast wäre er noch zu Seite und damit von der Schaufel gefallen. Er klammerte sich im letzten Augenblick am Rand fest, und das tat er mit der Hand, in der er das Messer hielt. Mir gab es die Gelegenheit, eine andere Waffe zu ziehen. Den Silberdolch!
    Als der Zombie sich gefangen hatte, hielt ich ihn bereits in der Hand. Die Spitze klemmte zwischen den Kuppen von Daumen und Zeigefinger. Noch eine Sekunde zögerte ich, merkte, daß ich nach rechts gedrückt wurde und sich die Schaufel allmählich neigte.
    Ich mußte werfen. Kraftvoll geschleudert, verließ der Dolch meine Fingerspitzen. Und er wuchtete aus kurzer Distanz in den Körper des Zombies. Dieser Dolch war geweiht, keine normale Waffe, und das spürte der lebende Tote in den folgenden Sekunden. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, begann zu zittern, riß sein Maul auf, und über seine Lippen drangen seltsame Laute. Ich hörte nur Fetzen davon, denn das Quietschen und Kreischen des Baggers verschluckte alle anderen Geräusche.
    Der Zombie brach zusammen. Ich eilte zu ihm, zog den Dolch aus seinem Körper und steckte ihn wieder weg. An die übrigen lebenden Leichen dachte ich nicht mehr. Für mich zählte jetzt allein die Tatsache, daß die Schaufel sich drehen und kippen würde.
    Konnte ich mich da noch halten?
    Verzweifelt schaute ich mich um. Die Innenwände der Schaufel starrten vor Dreck und Lehm. Es gab keinen Griff, an dem ich mich festhalten konnte. Vor mir befanden sich die Zinken, die später die harte Erde aufwühlten, und ich merkte, wie ich gegen die eiserne Rückwand der Schaufel gepreßt wurde. Höher und höher ging es…
    Meine Blicke irrten umher.
    Wo sollte ich mich festhalten?
    Schon stand ich schräg. Wenn es so weiterlief, würde ich in einigen Sekunden auf dem Kopf stehen, mich überschlagen und aus der Schaufel kippen. Mir brach der kalte Angstschweiß aus. Das Herz klopfte schneller, ich konnte mir praktisch ausrechnen, wann es vorbei war. Immer schräger stellte sich die Baggerschaufel. Meine Beine wurden bereits zusammengedrückt und angehoben. Ich stand nicht mehr, sondern hockte. Die Arme hatte ich auf der verzweifelten Suche nach Halt ausgebreitet, um mich wenigstens ein wenig abstützen zu können.
    Und plötzlich stand das Rad still.
    Zuerst wollte ich es nicht glauben, wartete fiebernd ab und mußte erkennen, daß es sich tatsächlich nicht weiterdrehte. Jemand hatte den gewaltigen Bagger gestoppt.
    Auf einmal konnte ich lachen. Es war ein befreiendes herzliches Gelächter, in das Will Mallmanns schwache Stimmte tönte. »Geht es dir gut, John?«
    »Alles klar!« schrie ich zurück.
    »Und der Zombie?«
    »Erledigt.«
    »Okay, hier ist auch alles in Butter. Ich werde zusehen, daß ich dich irgendwie rausholen kann. Du mußt dich allerdings noch gedulden.«
    »Wenn's mehr nicht ist…«
    ***
    Zwei Stunden später hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen, obwohl meine Knie nach der durchlittenen Nervenanspannung noch nachzitterten. Ich erfuhr auch, wem ich meine Rettung zu verdanken hatte. Einem jungen Soldaten, der aus dieser Gegend stammte und sich in der Bedienung des Baggers ein wenig auskannte. Ich bedankte mich herzlich bei dem Soldaten, der vor Verlegenheit rot wurde.
    Was es mit der deutschen Polizei zu regeln gab, das erledigte Will Mallmann. Er wollte noch zwei Tage bleiben, bis alle Fragen geklärt waren.
    Mich zog es wieder zurück nach London. Verständlich. Schließlich hatte ich meine Heimatstadt lange genug nicht mehr gesehen…
    ENDE
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