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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten
Autoren: Jason Dark
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des westlichen Teils von Nordrhein-Westfalen.
    Auf der Straßenmitte fuhr er. Es war riskant, aber Gerd wollte die gestrichelte Linie sehen. Es durfte nur keinen Gegenverkehr geben, denn bei der Suppe war nicht viel zu sehen.
    Plötzlich waren Lichter da.
    Zum Glück hatte das Auto einen defekten Auspuff, so daß Gerd es rechtzeitig hörte. Sofort fuhr er scharf rechts ran und mußte achtgeben, daß er nicht im Graben landete.
    Wie ein Geist mit leuchtenden Augen huschte der Wagen vorbei, und Gerd befand sich wieder allein auf der Fahrbahn.
    Er hatte noch drei Kilometer zu fahren, dann war er zu Hause. Seine Wut verrauchte allmählich. Er fuhr auch nicht mehr auf der Straßenmitte, sondern hielt sich an die Verkehrsregeln. Zudem hatte er das Tempo ein wenig gesenkt.
    Die Augen tränten immer stärker. Er hätte jetzt noch seinen Helm mit dem Schutzvisier aufsetzen können, das allerdings wollte er so dicht vor dem Ziel auch nicht mehr.
    Gerd konnte fahren. Er beherrschte seine Maschine, auch wenn er an den Graben rechts der Fahrbahn oft bedrohlich nahe herankam.
    Die ersten Gehöfte sah er.
    Nicht mehr als kompakte Schatten innerhalb der Nebelwand. Einige Leute aus dem Ort arbeiteten nach Feierabend noch als Bauern und versorgten sich praktisch selbst. Der. Garten seines Vaters gab auch einiges her, war aber im Vergleich zum anderen Land ziemlich klein.
    Schwach leuchteten die Laternen. Das Ortseingangsschild sah er überhaupt nicht. Der Nebel hatte es kurzerhand verschluckt.
    Endlich war er da.
    Die Straße wurde ein wenig enger und führte in eine Kurve. Sie durchschnitt den Ort praktisch in zwei Teile. Die Wiesners wohnten auf der rechten Seite.
    Nur noch rund 200 Meter, dann hatte der Siebzehnjährige sein Ziel erreicht.
    Niemand war ihm entgegengekommen. Bei diesem Wetter jagte man keinen Hund nach draußen.
    Auch der Ort wirkte geisterhaft leer, und das Echo des Motorengeräusches hallte dumpf von den Hauswänden zurück.
    Da geschah es.
    Gerd wußte nicht, woher die Gestalt gekommen war. Jedenfalls stand sie vor ihm, und für die Dauer einer Sekunde starrte er sie direkt an, als wäre überhaupt kein Nebel vorhanden.
    Ein weißgelb schimmerndes Gesicht. Fratzenhand mit aufgerissenen Augen, eine Hand, die ein Messer hielt, und ein Arm ohne Hand. Sehr deutlich sah er dies, bevor er den Lenker nach links riß, von der Straße abkam und mit dem Vorderrad über den hohen Bordstein fuhr.
    Er konnte sich nicht mehr halten. Zum Glück fuhr er nicht schnell. Die Kante wurde Gerd zum Verhängnis. Es katapultierte ihn förmlich vom Fahrzeug. Er prallte zu Boden, rollte sich ab und wurde trotzdem gegen eine Hauswand geworfen, wo er erst einmal liegenblieb.
    Das Moped lag auch. Der Motor lief noch. Die Räder drehten sich, die Gestalt, aber war verschwunden.
    Gerd Wiesner schimpfte. Er atmete tief durch, kam auf die Knie, befühlte seinen Körper und fand nichts, was gebrochen oder verstaucht gewesen wäre.
    Noch einmal Glück gehabt, dachte er. Dennoch schwankte er leicht, als er aufstand, den Rücken durchbog und ein paarmal tief Luft holte. Ja, jetzt ging es schon besser.
    Mit unsicheren Schritten trat er an sein Fahrzeug und hob es in die Höhe. Der Spiegel war abgebrochen, ein Schutzblech verkantet, aber die Maschine war noch fahrtüchtig.
    Irgendwo in der Nähe wurde ein Fenster geöffnet. Jemand rief mit lauter Stimme: »Was ist denn los, zum Teufel? Immer diese widerlichen Ruhestörungen mitten in der Nacht.«
    »Halt die Klappe!« rief Gerd zurück und verstellte dabei seine Stimme. Dann fuhr er wieder weg.
    »Pack, verdammtes!«
    Den Ruf hörte er kaum noch, bog in die nächste Seitenstraße ein und hatte wenig später sein Elternhaus erreicht.
    Vor der Tür wollte er zunächst seine Maschine abstellen. Der Lichtkegel des Scheinwerfers fiel nicht auf das Holz der Haustür, sondern verlor sich in der Diele.
    Die Tür stand also offen.
    Das wunderte den Jungen. Plötzlich hatte er es eilig, stürmte in das Haus, rief nach seinen Eltern, und als seine Stimme verhallt war, fiel ihm die seltsame Stille auf.
    Auch die offenstehende Küchentür.
    Der junge Mann ging vor. Er fühlte sein Herz schlagen. Heiß rann es seinen Rücken hinab.
    Irgend etwas stimmte nicht.
    Sein Blick fiel in die Küche. Zunächst glaubte Gerd an einen Scherz. Dann verzerrte sich sein Gesicht. Er öffnete weit die Augen, auch den Mund, und im nächsten Augenblick kam ein markerschütternder Schrei über seine Lippen.
    Er schrie und schrie, bis
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