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0295 - Grauen hinter festen Türen

0295 - Grauen hinter festen Türen

Titel: 0295 - Grauen hinter festen Türen
Autoren: Grauen hinter festen Türen
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erhob sich von seinem Platz. Er mochte an die vierzig Jahre alt sein, hatte graue Schläfen, ein hartes, viereckiges Gesicht und ein breites Kinn. Im Knopfloch hing eine rote. Nelke, die schon ein wenig den Kopf hängen ließ. Vielleicht schämte sich die Blume. Ich hätte es verstanden.
    Er kam zu uns herüber und setzte sich genau vor uns hin. Sein kalter, forschender Blick glitt einmal über unsere Gesichter, dann rief er über die Schulter zurück zu den anderen:
    »Amüsiert euch weiter, Kinder! Ich komme gleich zurück.«
    Seine Aufforderung war ein Befehl, und die anderen gaben sich krampfhaft Mühe, sofort zu gehorchen. Sie sprachen laut aufeinander ein und lachten betont herzlich.
    Adams lauschte eine Weile versunken auf den gekünstelten Frohsinn seiner Gesellschaft, dann Wandte er sich uns zu und fragte knapp und herrisch:
    »Wer seid ihr?«
    Ich legte meinen Dienstausweis vor ihm hin. Phil tat den seinen dazu. Adams überflog den Text der beiden Dokumente. Er prüfte sogar, wie weit die Lichtbilder mit unseren Gesichtern übereinstimmten.
    »Okay«, stellte Adams schließlich fest und schnippte die beiden Ausweise mit dem Zeigefinger auf uns zu. »Und was wollt ihr?«
    Langsam hatte ich genug von einem Verhör, das ein stadtbekannter Gauner sich uns gegenüber herausnahm.
    »Es ist das erstemal, daß wir uns sehen, Adams«, sagte ich halblaut, »aber es wird bestimmt nicht das letztemal gewesen sein. Heute möchten wir Ihnen aber nur ein paar Fragen vorlegen.« Adams stemmte beide Fäuste auf die Tischplatte. Er wollte aufstehen. Bevor er es konnte, sagte ich ruhig:
    »Natürlich könnten wir das Gespräch auch im Distriktsgebäude führen, Adams.«
    Er stutzte. Die Muskelanspannung in seinen aufgestemmten Armen ließ nach. Adams blieb sitzen.
    »Ihr seid ’ne verdammt freche Bande«, konstatierte er.
    »Keine Komplimente«, erwiderte Phil ungerührt. »Wir wissen, daß es kaum etwas in der Unterwelt gibt, wovon Sie nicht Kenntnis erlangen, Mister Adams, Deswegen haben wir Sie gesucht. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen vorlegen.«
    »Und wenn ich sie nicht beantworte?« Ich zuckte die Achseln und sagte vage: »Es gibt da verschiedene Möglichkeiten…«
    Adams dachte einen Augenblick nach. Dann entschied er:
    »Also gut. Ich möchte im Augenblick keinen Ärger mit der Polizei haben.«
    »Schon wieder ein Irrtum auf Ihrer Seite«, grinste ich freundlich. »Der Zeitpunkt, wann Sie Ärger mit uns kriegen werden, und zwar gewaltigen Ärger, der ist gar nicht mehr so weit entfernt. Auf jeden Fall aber wird dieser Zeitpunkt von uns bestimmt werden, Adams. Aber nun zur Sache: Sie haben von dem Fall Paulsen gehört?«
    »Paulsen?« fragte er verständnislos. »Der Bursche aus Arkansas, der 384 000 Dollar aus der staatlichen Treuhandstelle mitgehen ließ, als er verschwand«, frischte Phil sein Gedächtnis auf.
    »Ach so, der — ja, natürlich, ich habe davon in den Zeitungen gelesen.«
    »Wissen Sie, wo Paulsen sich zur Zeit aufhält — oder auf halten könnte?«
    »Aber nein. Woher sollte ich das wissen?«
    »Könnten Sie sich einen Grund denken, der Paulsen veranlassen könnte, nach New York zu kommen?«
    Adams stutzte. Er zögerte ein paar Sekunden, dann fragte er:
    »Wieviel liegt euch an den Antworten auf diese Fragen, die Paulsen betreffen?«
    »Viel«, sagte ich ehrlich.
    »Warten Sie«, sagte er und stand auf. Er winkte einen der Männer aus seiner Gesellschaft zu sich heran und ging mit ihm so weit von unserem Tisch weg, daß wir die leise geführte Unterhaltung der beiden nicht verstehen konnten. Nach einiger Zeit kam er an unseren Tisch zurück.
    »Paulsen hat eine Schwester«, sagte er. »Sie heißt Myrna und arbeitet als Wirtschafterin bei Professor Heath in der 84. Straße West, dicht am Central Park. Heath ist Leiter der Forschungsabteilung beim IEE-Kcnzern. Das ist alles, was ich weiß.«
    »IEE-Konzern?« murmelte ich fragend. »International Electronic Equipment«, erklärte Adams.
    »Haben Sie eine Nachricht erhalten, die darauf hindeuten könnte, daß Paulsen diese Schwester aufsuchen will?«
    »Nein, ich habe nichts dergleichen gehört.«
    »Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie mit Gewißheit erführen, daß Paulsen in New York ist?«
    »Ich würde mich einen Dreck darum kümmern. Er interessiert mich nicht.«
    »Auch die 384 000 Dollar nicht, die Paulsen bar mit sich herumträgt?« fragte Phil gedehnt.
    Adams schwieg. Dann lächelte er vieldeutig.
    »Das Interview ist beendet«,
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