Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0295 - Grauen hinter festen Türen

0295 - Grauen hinter festen Türen

Titel: 0295 - Grauen hinter festen Türen
Autoren: Grauen hinter festen Türen
Vom Netzwerk:
selbst für einen ausgekochten Kriminalbeamten eine harte Nuß werden. Da Marry Tonfield, wenn sie das nächstemal vor Gericht gestellt wurde, auch mit einiger Sicherheit für ein paar Jahre in Staatspension gehen sollte, beschlossen Phil und ich, erst dann zuzugreifen, wenn wir so viel Belastungsmaterial hatten, daß die zehn fähigsten Anwälte der Weltgeschichte die Tonfield nicht hätten freipauken können.
    Um das zu erreichen, mußten wir vorsichtig zu Werke gehen. Zunächst fanden wir durch Beobachtung des Mädchens heraus, wo sie wohnte und welche Gewohnheiten sie angenommen hatte. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag ging sie nachmittags von drei bis fünf in ein Hallenbad.
    Phil und ich, wir wurden leidenschaftliche Schwimmer. Trotzdem vergingen vier solcher Nachmittage, bevor wir »rein zufällig« Marry Tonfield kennenlernten.
    Bei der Gelegenheit stellte sich Phil als »Jos Bowler« vor, ich wurde der Dame als »Hank Steewy« präsentiert. Sie lächelte freundlich und sagte, ihr Name sei Karin van Doogeren.
    Wir waren beeindruckt. Denn es war der neunzehnte falsche Name, den sich Marry Tonfield nach Polizeikenntnis in ihrer Laufbahn zugelegt hatte. Mit ein bißchen Geschick lotsten wir sie in eine Bar und zwitscherten ein paar Sachen, von denen wir wußten, daß sie eingingen wie Limonade und aufgingen wie Höllenfeuer. Karin van Doogeren alias Marry Tonfield mußte von uns nach Hause gebracht werden. Wir bekamen zum Dank ihre Telefonnummer.
    Von da an ging alles wunderbar schnell. Innerhalb von vier Tagen hatten wir ihr beigebracht, daß unsere Eltern Geld hätten. Nun mochte die Tonfield sonst vielleicht mißtrauisch sein wie ein Fuchs in der Wildbahn, wenn sie aber. Geld roch, wurde sie magisch angezogen. Die Spesenkasse des FBI gestattete es uns, sie Geld riechen zu lassen.
    Wir wurden in den Club eingeladen, den sie unterhielt, weil sie ein paar gelangweilten Freunden etwas Abwechslung bieten wollte. Wir nickten verständnisvoll.
    Dreimal spielten wir bei ihr und verloren ein respektables Sümmchen. Aber wir gewannen achtunddreißig Aufnahmen mit einer Mikrokamera, die verschiedene Stadien der Falschspielertricks im Bilde festhielten.
    So standen die Dinge an jenem Abend, als der Streifenwagen 186 an der Baustelle der Washington-Brücke von einer ratternden Betonmischmaschine angehalten wurde. Ausgerechnet an diesem Abend hatten Phil und ich uns vorgenommen, den Schlußstrich zu ziehen. Nach der sechsten Spielrunde — so hatten Phil und ich vorher vereinbart — wollten wir den Laden ausheben. Da alle anderen Besucher friedliche Bürger waren, da wir es also nur mit der Tonfield und ihren beiden fingerfertigen Falschspielern zu tun haben würden, wollten wir die Sache »in aller Stille« abwickeln, ohne großes Tamtam und ohne dreißig schwerbewaffnete Cops. Es lag uns nichts daran, einen großen Zeitungswirbel zu veranlassen, und deshalb wollten Phil und ich die Verhaftungen selbst vornehmen.
    Leider hatten wir gerade erst mit der vierten Runde angefangen, als Karin van Doogeren in ihrem ein wenig gewagten Kleid sich zu mir herabneigte und mir zuflüsterte:
    »Sie werden am Telefon verlangt, mein Freund. Ihr Hotel!«
    Wir hatten angegeben, in einem feudalen New Yorker Hotel zu wohnen. Selbstverständlich war unsere Dienststelle davon unterrichtet. Als ich den Hörer nahm, hörte ich die Stimme von Mr. High, unserem Distriktschef. Er sagte in seiner kultivierten Art:
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie störe, Mister Steewy, aber Ihr Rechtsanwalt ist hier und muß Sie in einer dringenden geschäftlichen Angelegenheit unverzüglich sprechen. Was darf ich dem Herrn ausrichten?«
    Da die Tonfield in ihrem Privatzimmer verschwunden war, wo sie — wie wir wußten — einen zweiten Hörer hatte, um alle Telefongespräche mithören zu können, erwiderte ich ein wenig ärgerlich:
    »Sagen Sie, kann er mir das nicht selber sagen? Warum erzählen Sie mir das?«
    »Verzeihung, Sir«, erwiderte Mr. High ungerührt, »aber Sie hatten uns doch strengste Anweisung gegeben, die Telefonnummer, unter der Sie augenblicklich zu erreichen sind, um keinen Preis jemandem mitzuteilen!«
    »Ach ja«, brummte ich. »Na schön, wenn es sein muß: Sagen Sie ihm, wir sind in zwanzig Minuten im Hotel.«
    »Ja, Sir. Vielen Dank.«
    Ich legte auf und ging zurück in den Salon. Phil stand auf und kam zu mir.
    »Wir müssen weg«, sagte ich. »Dringende Geschäfte.«
    »Aber gerade heute wollten wir doch —« wandte Phil ein.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher