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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs
Autoren: Manfred Weinland
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Zamorra zögernd die Augen öffnete, mußte er sofort seine Fähigkeit als »Sofortumschalter« unter Beweis stellen. Ihm blieb keine Zeit, langsam die Benommenheit abzuschütteln, die der Dimensionswechsel hinterlassen hatte. Er schwebte in tödlicher Gefahr und mußte sein Leben retten!
    Wie durch einen rötlichen Filter nahm er die Gestalt wahr, die neben ihm kauerte.
    Und das Metallrohr, das auf ihn herabzuckte!
    »Heh!« zischte er mit belegter Stimme. »Was…?« Gleichzeitig schnellte sein rechter Arm hoch. Gedankenschnell packte er das Handgelenk des Angreifers und stemmte sich dagegen. Die Wucht des Hiebes wurde abgefangen und zum Stillstand gebracht. Zamorra legte noch eins drauf und drehte dem anderen blitzartig das Handgelenk um 180 Grad. Er hörte einen schmerzerfüllten Schrei und sah, wie sich das Schlagwerkzeug aus der gelockerten Hand löste und zu Boden fiel.
    Zamorra federte von der Erde hoch, ohne seinen Gegner loszulassen. Der andere wurde einfach mitgerissen. Und dann standen sie sich gegenüber, im Rotlicht einer fremdartigen Welt.
    Daß er einen Alien vor sich hatte, sah Zamorra auf den ersten Blick. Die Unterschiede zu einem Menschen waren, von der merkwürdigen Kleidung abgesehen, geringfügig, aber dennoch offensichtlich. Die schillernde Schuppenhaut, die darauf schließen ließ, daß die Entwicklung dieser Spezies ähnlich wie bei den Menschen ihren ersten Ursprung in einem Urozean gehabt hatte. Auch der Kopf war haarlos und von diesen leuchtenden Plättchen bedeckt. Und statt einer Nase gab es nur zwei kiemenähnliche Membranöffnungen…
    Soweit war Zamorra mit seiner Musterung gekommen, als ihm siedendheiß die Ähnlichkeit des Fremden mit einem seiner mächtigsten Gegenspieler bewußt wurde.
    »Sanguinus…«, murmelte er betroffen.
    Fast hatte er darauf gewartet, daß der Name eine Reaktion bei seinem Gegenüber hervorrufen würde. Und so kam es auch.
    Der kleine Fremdling - er reichte Zamorra knapp bis zu den Schultern -hatte die ganze Zeit wie gebannt auf das Amulett gestarrt, das aus dem Hemd gerutscht war. Jetzt löste er seinen Blick wie unter Schmerzen davon und blickte Zamorra direkt in die Augen. Ein seltsamer Schimmer lag in seinen dunklen Pupillen, als er heiser flüsterte: »Sangu?«
    Zamorra wußte nicht, was er meinte, aber er nahm zur Kenntnis, daß der Fremde seine feindselige Haltung offensichtlich aufgegeben hatte.
    »Zamorra«, machte er einen Versuch und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Brust. Dabei berührte er das Amulett und versetzte es in leichte Pendelbewegungen. Sofort kreischte der Fremde auf und versuchte, sich aus der Umklammerung zu winden.
    Zamorra gab ihn demonstrativ frei, wartete, bis er ein paar Schritte zurückgewichen war und wiederholte dann seinen Versuch. Zuvor knöpfte er das Hemd zu, so daß das Amulett, das für die Angstzustände des Eingeborenen verantwortlich schien, unsichtbar wurde.
    »Zamorra«, stellte er sich noch einmal vor.
    Und diesmal schien der Fremde zu begreifen. Er tänzelte zwar noch immer nervös von einem Fuß auf den anderen. Doch unvermittelt tippte er sich selbst gegen die Schuppenbrust und gurrte: »Pocco!«
    »Aha«, nickte Zamorra. »Komischer Name. Aber Zamorra klingt für dich bestimmt auch nach Suaheli.«
    Er zeigte nacheinander auf Nicole, Raffael, den Bürgermeister und seine Tochter und nannte dabei ihre Namen. Danach hoffte er, genügend Vertrauen aufgebaut zu haben, um Pocco den Rücken zuwenden zu können. Er hatte keine Lust, ihn zu fesseln oder sonstwie außer Gefecht zu setzen. Er schien nicht wirklich bösartig, und immerhin waren sie in seine Welt eingedrungen. Nicht umgekehrt!
    Er kümmerte sich um Nicole, die gerade zu sich kam, und sah anschließend nach den anderen Bewußtlosen. Nach und nach erwachten alle aus ihrer Besinnungslosigkeit. Raffael war der letzte.
    Für Ferrier und seine Tochter war der Schock, sich auf einer anderen Welt wiederzufinden, am größten. Nicole und auch Raffael waren bereits bei früheren Gelegenheiten mit dem Übernatürlichen in direkte Berührung gekommen, so daß ihnen das Akzeptieren der veränderten Lage etwas leichter fiel.
    »Wo… sind wir?« fragte Claude Ferrier rauh, nachdem er sich erhoben und zu Zamorra gestolpert war. »Und wer ist das?«
    Zamorra musterte den Bürgermeister prüfend. Der tranceähnliche Zustand, der ihn und seine Tochter vor dem Erreichen des Dimensionstors beherrscht hatte, schien verflogen. Auch Muriel benahm sich wieder normal,
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