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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs
Autoren: Manfred Weinland
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ausdehnte, zusammenzog, wieder ausdehnte… Wie ein verkleinertes, in Stein gefaßtes Herz…
    Unwillkürlich nahm Teri den Anhänger zwischen die Finger. Sie spürte schwaches Pochen unter der harten Schale. Befremdet fragte sie sich, ob das Ding tatsächlich auf unbegreifliche Weise lebte. Merlin hatte kein Wort darüber verloren. Nur darauf bestanden, daß sie es mitnahm. Es sollte ihr helfen, die Spur in die andere Welt zu finden.
    Teri war sich darüber im klaren, daß sie ein Risiko einging. Ihr war kein Fall bekannt, daß es einem Druiden jemals vor ihr gelungen war, den zeitlosen Sprung dazu zu benutzen, von einer Dimension in die andere zu wechseln - von einer Welt zur anderen!
    Ich muß verrückt geworden sein, daß ich mich auf so etwas einlasse, dachte die junge Silbermond-Druidin. Aber dann rief sie sich in Erinnerung, was Merlin ihr noch mit auf den Weg gegeben hatte: wichtige Informationen. Zamorra, Nicole, Raffael und, zwei Dorfbewohner befanden sich in akuter Lebensgefahr, hatten kaum eine Chance, allein mit den tückischen Gefahren einer fremden Welt fertig zu werden!
    Und sie…? Konnte sie den Gefahren etwas entgegensetzen?
    Zunächst einmal mußte sie eine Möglichkeit finden, nach drüben zu kommen. Reststrahlung - Merlin hatte von einer geheimnisvollen Reststrahlung gesprochen, die an der Überlappungszone zwischen zwei Universen zurückgeblieben sein mußte. Aber sie durfte nicht mehr viel Zeit verlieren, um die mit menschlichen Sinnen kaum wahrnehmbaren Spuren zu sichern, die als »Wegweiser« fungieren sollten.
    Allmählich legte sich die Betriebsamkeit auf dem Platz. Die Flics zogen unverrichteter Dinge wieder ab, nachdem sie etliche Protokolle aufgenommen hatten. Und auch den Dorfbewohnern schien die Lust am Festefeiern ziemlich verleidet zu sein. Nach und nach leerte sich die Szenerie.
    Dann, die Turmuhr schlug zwei Uhr früh, konnte Teri es endlich wagen, aus ihrer Deckung hervorzukommen und sich vorsichtig dem verdunkelten Platz zu nähern.
    Keine Menschenseele ließ sich blicken. Trübes Laternenlicht erhellte das Rund um den altertümlichen Ziehbrunnen nur spärlich.
    Das war wichtig, denn Teri wäre in ihrer Strandkluft jedem sofort aufgefallen. Trotz empfindlicher Temperaturen trug sie ihren gewohnten Zweizeiler - ein tangaähnliches Stoffgebilde, das kaum etwas verhüllte, sondern eher noch vorhandene Reize unterstrich.
    Nicht gerade jugendfrei, wie Gryf zu sagen pflegte. Aber das alte Lästermaul war weit - und Teri war alt genug, selbst über sich zu bestimmen. So entsprang ihr »verbotenes« Auftreten nicht zuletzt purem Protest und dem Wunsch zu provozieren,…
    Doch daran dachte sie jetzt nicht.
    Katzenhaft wand sie ihren schlanken Körper zwischen den herumstehenden Tischen und Bänken hindurch. Ihre Augen waren eng zusammengekniffen, um das spärliche Licht besser nutzen zu können. Merlins Wurzelmännchen schaukelte an der Kette leicht hin und her, glomm schwach, wie schon die ganze Zeit über, und zeigte keinerlei Reaktion, an der Teri hätte ablesen können, daß sie auf der richtigen Spur war.
    Reststrahlung… Wieder kam ihr der Begriff in den Sinn.
    Darunter konnte man viel verstehen. Nicht zum ersten Mal verwünschte sie Merlins orakelhafte Art und Weise, Erklärungen abzugeben. Konnte er sich nicht einmal verständlich ausdrücken - nicht einmal in einer solch prekären Situation?
    Teri war so in Gedanken versunken, daß sie die Veränderung im ersten Moment gar nicht begriff.
    Das Wurzelmännchen!
    Merlins Talisman…
    Der leuchtete plötzlich stärker und gab dabei gespenstische Töne von sich, die klangen, als würde heftiger Wind durch dichtes Baumwerk pfeifen…
    Die Silbermond-Druidin blieb stehen, ging ein paar Schritte zurück und achtete nun auf die kleinste Veränderung. Als das Leuchten am intensivsten wurde, stoppte sie. Trat einen Schritt nach rechts… Fehlanzeige! Zwei Schritte nach links… Jetzt! Jetzt war das Leuchten am stärksten, und auch das Heulen hörte sich nun an, als würde Teri im tiefsten Hotzenplotz-Wald stehen - dabei wehte auf dem Dorfplatz nicht das geringste Lüftchen!
    Und nun? dachte die Druidin gespannt.
    Spring einfach! hörte sie unvermittelt Merlins telepathische Stimme.
    »Du Schuft!« fauchte sie. »Hast du mich etwa die ganze Zeit wie ein blindes Huhn hier herumtappen sehen?«
    Sie erhielt keine Antwort.
    Spring! echote es nur noch einmal in den Tiefen ihres Bewußtseins.
    »Wie du willst!« knurrte sie ärgerlich. »Du bist
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