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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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ließ ihn gehen, denn der Mann sah tatsächlich sehr angegriffen aus.«
    Ich merkte, worauf Phil hinauswollte und fragte weiter: »Hätte dann das Fehlen des Geldes nicht schon zu diesem Zeitpunkt auffallen müssen. Sullivan wird die Kasse doch sicherlich an einen anderen Schalterbeamten übergeben haben, oder?«
    Direktor Meyer, der jetzt wieder hinter dem Riesenschreibtisch thronte, erklärte: »Da die Hauptschalterstunden vorbei waren, haben wir Sullivans Schalter einfach geschlossen gehalten, da die anderen den Verkehr bequem bewältigen konnten. Sullivan legte auch seinen Abschluss vor und rechnete mit Mr. Smiles ab. Die Summe, die laut Aufstellung vorhanden sein musste, stimmte auf den letzten Cent. Allerdings stellte sich hinterher bei der Prüfung heraus, dass für einige Schecks, die laut Auszahlungsliste honoriert worden sein sollten, gar keine Schecks vorhanden waren.«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, dann hat Sullivan in der Liste Schecks als ausgezahlt auf geführt, die gar nicht existierten«, unterbrach Phil.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch nickte. »Genau das.«
    »Sie haben doch sicher eine Personalakte von diesem Sullivan?«, fragte ich.
    Statt einer Antwort wandte sich Meyer an seinen Prokuristen. »Bitte Smiles, lassen Sie doch die Unterlagen holen.«
    Der Maßanzug verschwand mit Expresszug-Geschwindigkeit und kehrte in wenigen Augenblicken mit einer kleinen blauen Mappe zurück. Als er sie seinem Boss anreichte, räusperte er sich wie ein heiserer Seehund.
    »Ach was!«, befahl der Mann hinter dem Schreibtisch. »Geben Sie die Unterlagen ruhig Agent Cotton!«
    »Wenn Sie meinen, Sir«, sagte Smiles gekränkt und übergab mir die Mappe mit spitzen Fingern.
    Ich blätterte darin. Und dann verstand ich auch, warum Smiles mir die Unterlagen nicht hatte zeigen wollen. Die Personalunterlagen waren ausführlicher als einer unserer Steckbriefe. Ich fand Sachen, die ich bestimmt nicht in dieser Ausführlichkeit in einem Personalbogen vermutet hätte.
    »Tja, meine Herren«, sagte ich, »dann kann ich heute auch nicht mehr viel machen. Ich werde nach Sullivan fahnden lassen, und dann wollen wir morgen einmal die anderen Kollegen befragen, die eng mit Sullivan zusammengearbeitet haben. Vielleicht kommt etwas dabei heraus.«
    »Sie brauchen nicht bis morgen zu warten«, gab Meyer zu verstehen. »Ich habe alle Kassierer zurückholen lassen, nachdem die Schweinerei entdeckt wurde. Wenn Sie wollen, lasse ich die Leute rufen.«
    Ich wollte. Phil machte allerdings nicht gerade ein freundliches Gesicht. Aber er beteiligte sich an der Vernehmung der Kassierer. Trotzdem, es lohnte sich nicht. Keiner konnte uns etwas sagen. Alle bestätigten, dass Sullivan ein sehr korrekter Mann gewesen sei und dass sie sich nicht vorstellen könnten, dass er einfach mit dem Geld verschwunden sei.
    Wir packten schon unseren Kram zusammen und verabschiedeten uns gerade von dem Bankdirektor, als an die Tür geklopft wurde. Es war einer der Kassierer.
    »Nun, Reid, was gibt es denn noch?«, fragte Meyer.
    »Mir ist da etwas eingefallen«, sagte der Mann. »Ich weiß zwar nicht, ob es von Bedeutung ist. Es ist auch nur ein Gedanke von mir…«
    »Die geringste Kleinigkeit kann schon für uns wichtig sein«, ermunterte ich den Mann, der nachdenklich vor uns stand.
    »Sullivan war in der letzten Zeit manchmal etwas eigenartig«, begann er. »Ganz anders als sonst. Ich kann es auch nicht richtig erklären. Mir ist aufgefallen, dass in den letzten Tagen immer ein bestimmter Kunde an seinem Schalter war. Eben fiel mir ein, dass dieser Mann auch heute wieder da war, und zwar kurz bevor Sullivan nach Hause ging. Das ist natürlich nur ein Gedanke von mir und vielleicht reiner Zufall, aber…«
    »Welcher Kunde war es denn?«, fragte Direktor Meyer seinen Kassierer.
    »Ich kenne ihn nicht, Sir«, erwiderte der Mann devot. »Er passt eigentlich so gar nicht zu unserer sonstigen Kundschaft. Er hatte etwas in seiner Art, was ihn höchst unsympathisch machte. Ich habe natürlich keine Zeit, mir jeden Kunden anzusehen, aber dieser Mann fiel mir wegen eines Gebrechens auf und deswegen kann ich mich auch noch genau an ihn erinnern.«
    »Was für ein Gebrechen hatte er denn?«, fragte ich gespannt.
    Der Kassierer wandte sich an mich. Er hielt seine linke Hand hoch.
    »An der Hand des Mannes, den ich meine, fehlten zwei Finger«, sagte er.
    »Ring- und Zeigefinger?«, fragte ich rasch zurück.
    Der Mann nickte.
    »Ist es dieser Mann hier?«, fragte
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