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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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fesseln. Er begann mit den Beinen, fing aber erst einen Tritt ein, der ihn fast umwarf. Eve Malloy gurgelte unter dem Knebel erstickte Schreie hervor. Sie hörte erst auf, als die beiden Gangster sie zu Boden warfen und wie ein Paket verschnürten.
    Keuchend stand Webster auf. »Wo sollen wir sie hinschaffen, Boss?«, erkundigte er sich.
    »Rauf in ihr Zimmer!«, befahl Hank Norman. »Aber seht zu, dass die Katze sicher eingesperrt ist. Wenn sie über den ersten Schock weg ist, dann wird sie wohl wieder vernünftig werden.«
    Die beiden Gangster packten Eve Malloy und trugen sie aus dem Zimmer. Hank Norman fing noch einen Blick der Frau auf. Dieser Blick machte ihn nachdenklich.
    Er sammelte die Gegenstände auf, die Eve Malloy wahllos durch die Gegend geworfen hatte. Als Hank Norman sich nach dem schweren Briefbeschwerer bückte, der nur knapp seinen Kopf verfehlt hatte, murmelte er leise: »Wenn ich genau wüsste, dass die Katze auch abspringen will, dann könnte sie ihrem Bruder in die Hölle folgen. Aber wenn sie wieder vernünftig ist, dann kann, sie uns noch verdammt nützlich sein.«
    Nachdenklich legte er den Briefbeschwerer an seinen Platz auf dem Schreibtisch zurück und kratzte sich auf seinem kahlen Schädel.
    ***
    »Besten Dank, Captain, dass Sie uns gleich verständigt haben«, sagte ich. »Ihre Leute haben wirklich schnelle Arbeit geleistet.«
    »War nicht so schlimm«, lehnte der Captain der City Police das Kompliment ab. »Außerdem hatten wir ja eine genaue Beschreibung des Mannes von Ihnen bekommen. Da war es nicht schwer, ihn zu finden, zumal er sich nicht verkrochen hatte.«
    »Wo haben Ihre Leute ihn denn eigentlich auf gegriffen?«, erkundigte ich mich.
    Der junge Captain lachte. »Wenn ich’s Ihnen sage, dann glauben Sie es wahrscheinlich nicht. Der Mann saß friedlich auf einer Bank im Battery Park. Er saß da und starrte vor sich hin. Der Patrolman, der ihn fand, sagte mir, dass er nicht den geringsten Widerstand geleistet hat. Er ist sofort mitgekommen.«
    »Haben Sie den Mann schon verhört?«, fragte ich weiter.
    »Nein«, antwortete der Captain. »Das wollte ich Ihnen überlassen, denn schließlich ist das Ihr Mann.«
    »Wo steckt er jetzt?«, wollte ich wissen.
    Der Captain wies mit dem Daumen hinter sich. »Wir haben ihn in die Arrestzelle gesperrt. Ich habe ihn eben noch gesehen. Er sitzt völlig apathisch da und starrt Löcher in die Wand. Ich lasse ihn jetzt holen. Wollen Sie ihn hier verhören?«
    Ich nickte. »Wenn Sie mir Ihr Office zur Verfügung stellen, dann möchte ich ihn gleich hier unter die Lupe nehmen. Er scheint gerade reif zu sein für ein Geständnis. Wer weiß, ob er später nicht verstockt wird.«
    Der Captain schaltete die Ruf anlage ein. Eine schnarrende Stimme meldete sich. »Bringen Sie den Mann in mein Office, den wir im Battery Park aufgelesen haben. Diesen Sullivan«, befahl der Captain. Dann schaltete er das Gerät wieder aus.
    Es dauerte vielleicht zwei Minuten. Dann brachten sie ihn herein. Es war Sullivan. Ich erkannte ihn nach dem Bild aus seiner Personalakte auf den ersten Blick. Und doch sah er ganz anders aus. Sein Gesicht war bleich und übernächtigt. Auf den Wangen, die wie nach einer langen, schweren Krankheit eingefallen waren, standen graue Stoppeln. Sein Anzug war zerknautscht und schmutzig, die Schuhe waren schlämm verkrustet.
    Er schien ein uralter Mann zu sein, obwohl ich aus seinen Personalunterlagen wusste, dass er nicht älter war als vierzig.
    »Sie sind Sullivan, Edgar Sullivan, Oberkassierer bei der Midland Bank?«, fragte ich ihn, nachdem er sich auf einen bereitgestellten Stuhl hatte fallen lassen.
    Er nickte.
    »Sie sind verhaftet, weil Sie unter dem Verdacht stehen, 20 000 Dollar bei Ihrer Bank unterschlagen zu haben«, fuhr ich fort.
    Er nickte.
    »Geben Sie zu, das Geld unterschlagen zu haben?«
    Er nickte.
    »Wo ist das Geld?«, schoss ich meine nächste Frage ab.
    Er zuckte mit den Schultern.
    Dabei sah er mich mit einem Blick an, der nichts wahrnahm. Es schien, als gingen seine Blicke durch mich hindurch ins Leere. Ich brauchte kein Psychologe zu sein, um mir die Gemütsverfassung des Mannes zu erklären. Aber mit dieser einsilbigen Unterhaltung kamen wir nicht weiter.
    Hier half nur eine Methode. Ich sprang von meinem Stuhl hoch und stand mit zwei Sätzen vor Sullivan. Ich baute mich vor ihm auf wie ein Corporal vor einem Rekruten, der den Zapfensteich verpasst hat.
    »Hören Sie mal genau zu, Sullivan!«, herrschte ich ihn
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