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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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Schwester wies ihn allerdings aus dem Zimmer. Kurz darauf ging ich. Ich war ernüchtert.«
    »Wahrscheinlich waren sie am nächsten Tag noch ernüchterter«, vermutete ich.
    Sullivan warf mir einen erstaunten Blick zu und bestätigte dann: »Sie haben recht. Der Bruder von Eve Malloy kam am nächsten Tag in die Bank. An meinen Schalter. Er legte mir eine Fotografie vor, die mich mit seiner Schwester in einer verfänglichen Situation zeigte. Er wollte mir das Bild verkaufen. Ich durchschaute ihn und lehnte ab. Als er drohte, dass meine Frau wahrscheinlich mehr Verständnis für seine Bilder habe, zahlte ich ihm die verlangte Summe.«
    »Wie viel?«, unterbrach ich ihn.
    »Hundert Dollar«, berichtete Sullivan. »Ich glaubte, damit die Sache erledigt. Zu Eve Malloy nahm ich keine Verbindung mehr auf, obwohl… obwohl…«
    »Obwohl. Was?«, bohrte ich.
    »… obwohl sie mich stark beeindruckt hatte«, fuhr Sullivan zögernd fort. »Sie ließ sich auch nicht mehr in der Bank sehen. Durch ihren Bruder ließ sie den kleinen Rest des Guthabens abholen.«
    »Dafür kam der Bruder um so häufiger«, vermutete ich.
    Sullivan nickte. »Er brachte immer neue Bilder«, sagte er, »und ich kaufte sie ihm ab, aus Furcht, meine Frau könnte von der Sache erfahren. Die Bilder kosteten immer 100 Dollar.«
    »Wie viele hat er Ihnen verkauft?«, wollte ich wissen.
    »Sechs«, kam es tonlos von Sullivans bleichen Lippen. »Dann erschien der Mann einige Tage nicht. Dafür erhielt ich dann allerdings einen Drohbrief. Man verlangte von mir 20 000 Dollar. Das Geld'konnte ich unmöglich aufbringen. Ich hatte es einfach nicht, und die Ersparnisse, die ich habe…«
    Als er zögerte, ergänzte ich: »…werden von Ihrer Frau verwaltet.«
    Sullivan nickte.
    »Dann erhielt ich noch einen Brief«, fuhr er fort. »Dieses Mal waren die Drohungen sehr massiv. Als ich abends nach Haus kam, rief mich ein Unbekannter an. Ich glaube nicht, dass es der Bruder von Eve Malloy war, denn dessen Stimme hätte ich bestimmt erkannt. Der Unbekannte schrieb mir genau vor, dass ich am nächsten Tag unter einem glaubhaften Vorwand meinen Schalterplatz verlassen und aus der Kasse 20 000 Dollar mitnehmen sollte. Er schrieb alles genau vor. Ich sagte zu allem ja und wollte am nächsten Tag die ganze Geschichte mit Mr. Meyer, meinem Direktor, erzählen und dann die Polizei verständigen.«
    »Warum haben Sie das nicht getan?«, fragte ich ihn.
    »Das frage ich mich jetzt auch, Sir«, sagte Sullivan. »Aber ich muss von Sinnen gewesen sein. Der erste Besucher, der an diesem Morgen an den Schalter kam, war der Bruder von Eve Malloy. Er legte mir wortlos ein Bild vor und verschwand. Und dann erhielt ich einen Anruf nach dem anderen, in dem ich aufgefordert wurde, mich streng an die Befehle zu halten. Und dann habe ich es getan.«
    »Haben Sie die Erpresserbriefe noch?«, erkundigte ich mich.
    »Ja. Ich habe sie zu Hause in meiner Bibliothek versteckt, damit…«
    »Schon gut«, wehrte ich ab. »Wir werden die Briefe jetzt holen, Sullivan.« Als ich sein entsetztes Gesicht sah, fügte ich noch hinzu: »Wir werden die Sache für Ihre Frau so schonend wie möglich machen. Verständigen müssen wir sie aber, denn sie wird in großer Sorge sein.«
    »Danke, Sir«, sagte Sullivan leise und erhob sich von seinem Stuhl.
    »Was ich Sie noch fragen wollte Sullivan«, sagte ich und stand ebenfalls auf. »Wie sah der Bruder von dieser jungen Witwe eigentlich aus? Ich meine, hatte er ein auffälliges Merkmal?«
    »Ja«, bestätigte der ehemalige Oberkassierer der Midland Bank meine Vermutung, »er hatte an der linken Hand nur drei Finger. Ring- und Zeigefinger fehlten.«
    Als Phil und ich Sullivan zum Wagen brachten, überlegte ich, was wohl aus den 20 000 Dollar geworden war, denn die hätten wir bei dem ermordeten Erpresser doch eigentlich finden müssen. Oder sollte er von seiner eigenen Schwester erschossen worden sein, die mit dem Geld dann verschwunden war?
    ***
    Phil kam in das Office von Mr. High und legte die beiden Erpresserbriefe, die wir bei Sullivan gefunden hatten, auf den Tisch.
    »Keine Prints«, sagte er lakonisch.
    »Keine?«, fragte unser Chef zurück.
    »Nur die von Sullivan«, berichtigte sich Phil.
    »Aber eins steht auf jeden Fall fest«, warf ich ein. »Bei den Erpresserbriefen handelt es sich um eine Vervielfältigung, wie man sie auf jedem Vervielfältigungsapparat herstellen kann.«
    »Was schließen Sie daraus, Jerry?«, wollte Mr. High wissen.
    »Es muss
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