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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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an. »Wir wissen auch, was mit dem Geld geschehen ist. Ich möchte es aber von Ihnen hören. Verstanden? Von Ihnen will ich es hören! Nicht, um Sie vor ein Gericht zu bringen, sondern weil ich weiß, dass Verbrecher Sie hereingelegt haben. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass Sie ebenfalls die Gesetze übertreten und Geld unterschlagen haben. Aber darum geht es mir nicht, obwohl Sie für Ihre Tat geradestehen müssen. Es geht mir nicht um Sie, Sullivan, es geht mir um die anderen Leute.«
    Er starrte mich verblüfft an. Dann schüttelte er den Kopf, als sei er gerade aus dem tiefsten Schlaf erwacht, und sagte: »Ja, Sir.«
    Das war zwar nicht viel, aber ich wusste jetzt immerhin, dass Sullivan die Sprache nicht verloren hatte.
    »Warum haben Sie das Geld unterschlagen?«, fragte ich scharf.
    Er zuckte zusammen, als habe eine Peitsche ihn getroffen.
    »Unterschlagen?«, murmelte er leise. »Unterschlagen?«, sagte er dann noch einmal und schien dabei über das Wort nachzudenken.
    »Ja, unterschlagen!«, herrschte ich ihn an. »20 000 Dollar. Oder wie wollen Sie das sonst nennen?«
    Er raffte sich zusammen. »Sie haben recht, Sir«, sagte er leise. »Ich kann es selbst noch nicht verstehen. Es ist furchtbar.«
    Er schlug die Hände vors Gesicht und atmete so schwer wie ein asthmatischer Elefant.
    »Los, Mann!«, forderte ich ihn auf. »Erzählen Sie schon Ihre Story. Erzählen Sie sie von Anfang an!«
    Er nahm die Hände herunter und blickte mich fragend an. »Hören Sie, Sir, wird meine Frau auch nichts davon erfahren?«, erkundigte er sich vorsichtig. »Ich möchte nämlich nicht, dass meine Frau von der Geschichte von Eve etwas erfährt. Meine Frau ist nicht die Gesündeste, und es könnte ihr vielleicht wieder eine Herzattacke einbringen.«
    Ohne mich durch Versprechungen festzulegen, fragte ich: »Wer ist Eve?«
    Sullivan hatte sich jetzt anscheinend gefangen. Seine Antwort kam sofort.
    »Das war die Dame, die ich durch einen Zufall am Schalter kennen lernte. Sie ist an allem schuld, obwohl ich bis jetzt noch nicht glauben kann, dass sie mit der ganzen Geschichte direkt etwas zu tun hat.«
    »Sie lernten sie also kennen, als sie Geld an ihrem Schalter einzahlte!«, unterbrach ich seine Vermutungen.
    »Sie hob eine kleine Summe ab«, berichtigte mich Sullivan. »Sie kam einige Male, in kurzen Abständen. Dann fragte sie mich in irgendeiner Geldangelegenheit um Rat. Ich half ihr natürlich. Das tue ich bei allen Kunden, dafür bin ich schließlich da.«
    »Okay. Was weiter?«
    »Eines Tages bat sie mich wieder um einen Rat. Es hing mit der Erbschaft zusammen, die ihr Mann ihr bei seinem Tode hinterlassen hatte. Es war an diesem Tage sehr viel Betrieb, und einige Kunden wurden schon ungeduldig, dass ich mich so lange mit Eve Malloy beschäftigte. Sie merkte das und bat mich, sie doch an diesem Tage aufzusuchen. Ihr Bruder, der nichts von Geld verstehe, sei dann auch da, und dann könnte ich ihr vielleicht besser helfen.«
    »Ist das üblich, dass Sie Kunden der Bank in der Wohnung aufsuchen und ihnen bei ihren Geschäften helfen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein, das ist nicht üblich«, erwiderte Sullivan. »Dieses Ansinnen wird sonst allerdings auch nicht an mich gestellt. Aber da ich die unerfahrene Witwe bedauerte, die keinen Menschen hatte als ihren Bruder, der nach ihren Worten ein Windhund war, ging ich auf ihren Vorschlag ein.«
    »Wahrscheinlich auch, weil es eine junge Witwe war«, murmelte Phil leise.
    Sullivan hatte es gehört. Er schien sich aber jetzt ziemlich in der Gewalt zu haben, denn er sagte offen: »Das hat auch eine Rolle gespielt, wenn ich mir die Geschichte jetzt genau überlege. Und eben das soll meine Frau nicht erfahren, denn ich möchte ihr nicht wehtun. Ich ging also an diesem Tage in die Wohnung der Witwe. Ich traf sie allein. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Doch dann kamen statt der Geldangelegenheit ganz andere Dinge zur Sprache. Vielleicht lag es am ungewohnten Alkohol, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall erlag ich der faszinierenden Nähe dieser Frau und…«
    Verwirrt brach er ab. Als er in unseren Augen nur sachliches Interesse sah, fuhr er leise fort: »Ich ließ mich hinreißen. Sehr weit sogar. Eve Malloy kam mir allerdings mehr als entgegen. Plötzlich entdeckte ich ihren Bruder. Er hielt eine Kamera in der Hand, was ich eigentlich nicht absonderlich fand, denn er war Maler und Fotograf. Er machte mir heftigste Vorwürfe und wollte mich aus dem Hause werfen. Seine
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