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029 - Der Unheimliche

029 - Der Unheimliche

Titel: 029 - Der Unheimliche
Autoren: Edgar Wallace
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Verstehst du? Auf jedes Übereinkommen würde ich eingehen!« betonte er noch einmal nachdrücklich.
    Elsa verstand nur zu gut und seufzte.
    »Müssen wir darauf zurückkommen?« fragte sie nervös. »Ich kann meine Meinung nicht ändern, Mr. Tarn. Das Leben wäre für mich unerträglich!«
    Er rieb sich noch immer das Kinn, und seine Blicke wanderten zur Tür von Amerys Zimmer.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« erkundigte sich das Mädchen.
    Gereizt schüttelte Tarn den Kopf. »Was soll denn nicht in Ordnung sein? Ich werde jetzt hineingehen und mit ihm reden.«
    Aus seiner Stimme klang eine Herausforderung, die Elsa überraschte. So kannte sie Maurice Tarn gar nicht. Aber dennoch hatte sie das Gefühl, daß er Angst hatte. Seine Hand, die über den Schnurrbart strich, zitterte, und er schien sich gewaltsam zusammenzunehmen.
    »Ich werde verreisen«, sagte er leise, »ich muß hier weg, egal wohin!«
    Hinter ihm ging die Tür auf, und Tarn wandte sich erschrocken um. Paul Amery stand auf der Schwelle, auf seinen schmalen Lippen spielte jenes verhaßte Lächeln.
    »Ich wollte Sie sprechen, Major Amery«, stieß Tarn hervor. Wortlos öffnete Paul Amery die Tür etwas weiter, ließ seinen Geschäftsführer eintreten und ging langsam zu seinem Schreibtisch. Er setzte sich jedoch nicht hin, sondern blieb mit den Händen in den Taschen stehen, den Kopf etwas vorgebeugt, die kalten Augen forschend auf Tarn gerichtet.
    »Nun?«
    Tarn rang nach Worten; endlich brachte er mit unnatürlich klingender Stimme hervor:
    »Ich bin Ihnen wegen des gestrigen Auftritts eine Erklärung schuldig, Major Amery. Ich hatte meine Beherrschung verloren, aber Sie werden verstehen, daß jemand, der im Hause Amery eine Vertrauensstellung innehat und der von Ihrem Onkel geschätzt wurde . . .«
    »Setzen Sie sich!« Tarn gehorchte.
    »Mr. Tarn, ich bin ein Neuling in diesem Geschäft. Ich hätte schon vor acht Monaten herüberkommen sollen, als mein Onkel gestorben war und ich sein Vermögen geerbt hatte. Damals wußte ich aber gewisse Dinge noch nicht, die mir jetzt bekannt sind. Damals glaubte ich noch, daß Amery & Amery sehr gut auch ohne mich vorankommen würden - ich wußte nicht, daß die Firma Amery ein Gegner ist, den ich bekämpfen muß.«
    Maurice Tarn starrte ihn an.
    »Ich verstehe nicht, Major Amery.«
    »Wer steht hinter der Stanford-Gesellschaft?» Die Frage kam wie aus der Pistole geschossen. Tarn zuckte zusammen, gab aber keine Antwort.
    Amery fuhr ruhig fort: »Die Firma hat ihren Sitz in einem der großen Häuser in der Threadneedle Street. Anscheinend betreibt sie keinen schwunghaften Handel, denn ihr Kontor besteht nur aus einem Zimmer, und es gibt keine Angestellten. Die ganze Arbeit wird von einer geheimnisvollen Person getan, die nach Büroschluß kommt und kurz vor Mitternacht das Haus wieder verläßt. Dieser Mensch schreibt seine Briefe selbst auf der Maschine und behält keine Durchschläge zurück. Er hat Besprechungen mit seltsamen Leuten von schlechtem Ruf - und obgleich der Name der Stanford-Gesellschaft nicht in unseren Büchern erscheint, bin ich doch überzeugt, daß unser angesehenes Haus als Tarnung für einen gewissen verbrecherischen Handel verwandt wird.«
    »Major Amery!« Maurice Tarn fuhr hoch, doch schnell schmolz seine tugendhafte Entrüstung vor den blitzenden Augen des anderen dahin. »Wenn Sie das annehmen«, murmelte er, »wird es das beste sein, wenn ich aus der Firma Amery ausscheide. Ich habe Ihrem Hause fünfunddreißig Jahre treu gedient, und ich glaube kaum, daß Sie mich gerecht beurteilen. Doch, ich kenne die Stanford-Gesellschaft - ich erinnere mich jetzt. Ein durchaus reelles Unternehmen!«
    Amerys eisige Blicke ließen ihn verstummen.
    »Sie wollen also bis zum Schluß bluffen? Nun, wie Sie wollen! Tarn, Sie treiben etwas, das ich nicht billige - um es mild auszudrücken. Und ich werde es unterbinden -auch wenn Sie dabei zugrunde gehen. Verstehen Sie mich? Sie wissen, wer ich bin - Sie erraten noch viel mehr, als Sie wissen. Sie stehen mir im Wege, Tarn! Ich hatte nicht erwartet, derartige Verhältnisse hier vorzufinden!«
    Amery ging ein paar Schritte auf und ab und blieb dann vor seinem Geschäftsführer stehen.
    »Ich will noch deutlicher werden«, fuhr er fort. »Der Rauschgifthandel bringt ein Vermögen ein, das werden Sie nicht nur aus der heutigen Morgenzeitung wissen. Doch für zwei Banden ist kein Platz - ist das klar?«
    Tarn war aschfahl geworden; er brachte kein Wort
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