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0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt

0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt

Titel: 0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
Autoren: Jason Dark
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Leichenblässe verbergen, die auf Shaos Haut lag.
    »Kommt rein!« sagte sie nur.
    Suko nahm seine Freundin in die Arme und drückte sie kurz an sich.
    Danach betraten wir das Haus, in dem ich den letzten Winkel kannte. Ich hatte mit meinen Freunden frohe und auch weniger frohe Tage hier erlebt. Einmal hatte sogar Bill durchgedreht und mich erschießen wollen, um seine Familie zu retten.
    Doch eine Atmosphäre, wie sie an diesem Abend in dem Bungalow herrschte, hatte ich noch nie erlebt. Es war fürchterlich. Eine beklemmende Stille umgab uns. Niemand sagte etwas. Wir hörten weder Bill, Johnny noch sahen wir etwas von Nadine. Sie alle schienen unter einer Glocke des Schweigens zu leben.
    Shao und Suko standen zusammen. Keiner sprach. Shaos Gesicht zeigte Erschöpfung, und ich fragte sie: »Wo steckt Bill?«
    »Er sitzt in Sheilas Arbeitszimmer.«
    »Und?«
    »Ich weiß nicht, ob er überhaupt bemerkt hat, daß Besuch da ist. Er ist nicht ansprechbar.«
    »Und Johnny?«
    Da hob Shao die Schultern. Hilflos war diese Geste. »Ich habe ihm erzählt, daß seine Mutter verreist wäre. Er hat es zum Glück geglaubt und stellt keine Fragen. Jetzt spielt er mit Nadine in seinem Zimmer. Die Wölfin weicht keinen Schritt von seiner Seite. Ich habe das Gefühl, daß sie etwas gespürt hat.«
    »Da liegst du meiner Ansicht nach richtig«, erwiderte ich. Nadine ist sensibler als wir Menschen.
    Wie aufs Stichwort kam sie an. Ein Schatten huschte durch den Gang, dann war sie bei uns und rieb ihren Körper gegen unsere Beine. Ich ging in die Knie, nahm ihren Kopf in beide Hände und begrüßte sie so, wie ich es immer tat.
    »Onkel John und Suko. Ihr seid ja da!« Johnnys Stimme schallte hell durch den Gang.
    Ich blieb in der Hocke, breitete die Arme aus und fing Johnny auf, der hineinrannte. Der Kleine preßte sich an mich. Wange an Wange hörte ich seine Stimme. »Mummy ist verreist, Onkel John.«
    Ich mußte mir die Kehle freiräuspern, um etwas zu entgegnen. »Ich weiß, mein Kleiner.«
    »Wann kommt sie denn zurück?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    Johnny drehte sich, befreite sich aus meinem Griff und schaute mich an.
    »Aber Shao ist auch nett«, sagte er.
    »Sicher, mein Kleiner, bestimmt sogar.«
    »Nur Daddy ist komisch.«
    »Wieso?«
    »Ich sehe ihn kaum. Er spricht nicht und sitzt nur in seinem Zimmer.«
    »Daddy muß viel arbeiten«, erklärte ich.
    Johnny schüttelte den Kopf. »Ich glaube, daß er traurig ist, Onkel John. Wegen Mummy.« Er zog die Nase hoch. »Kannst du nicht dafür sorgen, daß sie zurückkommt?«
    »Sie wird schon kommen.«
    »Vielleicht bringt sie mir etwas mit. Aber sie hat nicht auf Wiedersehen gesagt.«
    Johnny hatte so recht. Aber was sollte ich darauf erwidern? Nichts, ich konnte nichts sagen. Es war einfach zu schrecklich und schlimm. Die Wahrheit würde Johnny nicht begreifen. Wir selbst begriffen sie ja kaum.
    »Ich mache uns etwas zu essen«, sagte Shao und strich über das blonde Haar des Jungen. »Hilfst du mir in der Küche?«
    »Ja, Shao. Machst du was aus China?«
    »Mal sehen.«
    »Komm, Nadine, wir gehen!«
    Die Wölfin hörte auf den Kleinen. Bevor sie hinter ihm herging, schaute sie mich noch einmal an. Ich las in ihren Augen ein gewisses Maß an Traurigkeit, aber auch eine Warnung.
    Tief atmete ich ein. »Ich werde mit Bill reden. Willst du mitgehen, Suko?«
    »Nein, es ist besser, wenn ihr allein seid. Du kennst ihn länger als ich. Er wird dir mehr vertrauen.«
    »Okay, bis gleich dann.«
    Den Weg kannte ich im Schlaf, aber noch nie im Leben war es mir so schwer gefallen, ihn auch zu gehen. Zögernd setzte ich meine Schritte.
    Ich kam mir vor wie ein Fremder, ein Störenfried, der in die Intimsphäre eines anderen Menschen eindrang.
    Vor der Tür blieb ich stehen. Als ich die Hand hob, um anzuklopfen, bemerkte ich, wie sehr meine Finger zitterten. Ich gab mir einen innerlichen Ruck und pochte gegen die Tür.
    Keine Reaktion.
    Auch bei meinem nochmaligen Klopfen meldete sich kein Bill Conolly.
    Das Zimmer schien leer zu sein.
    Daran wollte ich nicht glauben, öffnete, schaute hinein und sah, daß dem nicht so war.
    Bill hockte in einem Sessel. Er hatte ihn so gedreht, daß er sowohl auf Sheilas Schreibtisch als auch zur Tür schauen konnte. Er mußte mich einfach gesehen haben.
    Er reagierte nicht.
    Wie ein stummes Denkmal blieb der Reporter sitzen und starrte vor sich hin. So sacht wie möglich drückte ich die Tür wieder ins Schloß und näherte mich meinem Freund mit
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