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0286 - Mister X und sein teuflischer Plan

0286 - Mister X und sein teuflischer Plan

Titel: 0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
Autoren: Mister X und sein teuflischer Plan
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warmen Jahreszeit ging er auf seine großen Reisen bis hinüber an die Westküste. In seiner New Yorker Winterzeit lebte er von Gelegenheitsdiebstählen und Bettelei.
    Während der ersten zehn Jahre seiner New Yorker Aufenthalte hatte Fletcher Nacht für Nacht an anderen Orten geschlafen. Vor zwei Jahren aber war ihm zufällig zu Ohren gekommen, daß in Brooklyns 53rd Street ein baufälliges Häuschen leerstehe, an dem niemand ein Interesse habe.
    Fletcher witterte seine Chance, machte sich auf die Socken, besichtigte das Haus und zog noch am gleichen Tag ein. Jetzt überwinterte er hier das dritte Jahr.
    Mit gestohlenen Decken und alten Säcken hatte er ein Zimmer leidlich gegen Zugluft abgeschirmt. Nach Vertreibung der Ratten wurde es für Fletcher gemütlich. Er sammelte Holz, wo er es fand, leerte die Papierkörbe auf den Parkplätzen und speiste mit der Ausbeute den kleinen Kanonenofen in der Ecke.
    Niemand machte Fletcher seine Behausung streitig. Wahrscheinlich wäre der Tramp für immer geblieben, denn langsam kam er in ein Alter, das die Strapazen des Trampens nicht mehr so leicht ertrug. Aber zu Fletchers Seßhaftigkeit in New York sollte es nicht kommen, denn am Morgen nach der Ermordung James Malloys ereignete sich etwas Seltsames.
    In schmutzige Decken gehüllt, lag der Tramp auf dem rostigen Feldbett und döste vor sich hin. Durch das zerbrochene Fenster pfiff kalter Wind. Die Flasche mit dem billigen Rum stand neben dem Bett und war bereits zur Hälfte geleert.
    Sam Fletcher überlegte gerade, auf welchem Wege er wieder an Schnaps kommen konnte, als vor der Tür seines zugigen Zimmers ein schwaches, kratzendes Geräusch laut wurde.
    Der Tramp lag unbeweglich. Ratten konnten es nicht sein. Die verursachten andere Geräusche. Aber wer sonst? Ein Cop?
    Unbehaglich schaute Fletcher zur Tür und traute seinen Augen nicht, als plötzlich ein weißes Kuvert durch den unteren Türspalt geschoben wurde. Dann entfernten sich leise Schritte.
    Mit einem Satz war der Tramp aus dem Bett. Er sprang zur Tür, riß sie auf und blickte in den kurzen Flur, der ins Freie führte. Niemand war zu sehen. Nur der Wind rüttelte an der schief in den Angeln hängenden Haustür.
    Mißtrauisch beäugte Fletcher den Umschlag. Dann hob er ihn auf, roch daran, öffnete ihn mit ungeschickten Fingern und riß erstaunt die Augen auf.
    Aus dem Umschlag fielen zwei 100-Dollar-Noten und ein gefalteter Zettel!
    Der Tramp steckte die Geldscheine in die Tasche seiner zerbeulten Kordjacke und las dann die Mitteilung:
    Wenn Du Dir noch einige Scheine verdienen willst, dann komm heute abend in den Battery Park! Um zehn Uhr. Komm zu der Bank im südlichsten Zipfel!
    Die Nachricht war mit Maschine geschrieben und trug keine Unterschrift.
    Fletcher rieb sich die Hände. Er war der Meinung, einen günstigen, wenn auch sicherlich ungesetzlichen Job gefunden zu haben. Zwar hatte er keine Ahnung, wer der Auftraggeber war. Aber das würde er am Abend feststellen.
    Bei Einbruch der Dunkelheit fuhr der Tramp mit der Subway nach Manhattan, stiefelte zwei Stunden kreuz und quer durch die Downtown, aß in einer Snackbar und fand sich kurz vor zehn an dem genannten Treffpunkt im Battery Park ein.
    Es versprach eine schaurige Nacht zu werden. Der Wind orgelte um die oberen Stockwerke der Wolkenkratzer. Am Himmel jagten schwarze Wolken dahin. Von Zeit zu Zeit fiel kalter Nieselregen.
    Fletcher schlug den Kragen seines abgetragenen Mantels hoch, zog den verwitterten Filzhut in die Stirn und vergrub die Hände bis zu den Ellbogen in den durchlöcherten Manteltaschen.
    Er hockte auf der bezeichnten Bank und beobachtete die Kieswege des Parks. Von einer nahen Kirche schlug es zehn.
    Die Unbilden der Witterung hatten alle Spaziergänger vertrieben. Kein Mensch war in der Parkanlage zu sehen.
    Fletcher mochte etwa zehn Minuten gewartet haben, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch vernahm.
    Er wollte herumfahren, aber eine schneidende Stimme befahl: »Bleib sitzen, Fletcher! Rühr dich nicht, oder es bekommt dir schlecht!«
    Der Tramp schien zu erstarren.
    »So ist es recht«, hörte er die Stimme in seinem Rücken. »Paß gut auf, was ich dir jetzt sage. Du wirst dir noch 500 Bucks verdienen mit einer leichten, risikolosen Arbeit. Sie besteht darin, daß du während einem der nächsten Tage eine Aktentasche mit einem versiegelten Paket zu einer Adresse trägst, die ich dir noch nennen werde.«
    »Ist das die einzige Gegenleistung für insgesamt 700 Bucks?«
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