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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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langsam auf. Dabei war ich bemüht, nicht aufzufallen. Mit einem schnellen Rundblick stellte ich fest, daß keiner der Gäste auf mich achtete.
    Hinter der Tür zog sich ein langer fenster- und türloser Gang dahin, den eine einzige Lampe nur matt erhellte.
    Nach etwa zehn Schritten beschrieb das schlauchartige Gewölbe, einen scharfen Knick. Was jenseits der Biegung lag, konnte ich nicht sehen.
    Ich trat in den Gang, schloß die Tür hinter mir, vergewisserte mich vom richtigen Sitz meines Revolvers und ging langsam, angestrengt nach vorn horchend, den Gang entlang.
    Hinter der Biegung wartete das Hindernis. Es war etwa so groß wie ich, aber sicherlich 30 Pfund schwerer, hatte einen kahlgeschorenen Schädel mit tückischen kleinen Schweinsaugen und lief in meiner Informationsakte unter dem Namen Chuck Bates — auch Bully genannt. Über Bates’ Job gab es keine Mißverständnisse. Der ehemalige — inzwischen leicht verblödete Boxer betätigte sich hier als Rausschmeißer und Gorilla.
    Es war bekannt, daß er mit randalierenden Gästen nicht sehr sanft umging. »Hallo, Bully«, sprach ich das Hindernis freundlich an. »Sag Dale Bescheid, daß ich ihn sprechen möchte!«
    Bates’ Antwort kam ziemlich schnell und war im Ansatz kaum zu erkennen.
    Obwohl ich mit einem überfallartigen Angriff rechnete, war ich doch verblüfft und konnte nur knapp ausweichen. Die Faust des Rausschmeißers zischte an meinem linken Ohr vorbei und verursachte dabei so viel Wind, daß sich mir die Nackenhaare sträubten.
    Durch einen schnellen Schritt brachte ich mich aus der Gefahrenzone. »Nicht doch, Bully! Du sollst mich nicht ohrfeigen, sondern mir sagen, wo ich den Boß finde. Hörst du?«
    Es widerstrebte mir, einen Mann auszuknocken, der längst nicht mehr fähig war, eigene Entscheidungen zu treffen oder selbst Überlegungen anzustellen.
    Bates wurde in meiner Informationsakte als willfähriges Werkzeug des hartgesottenen Managers geschildert. Ich versuchte mich also an dem Gorilla vorbeizudrücken. Aber mein Vorhaben war zwecklos. Chuck Bates hatte offensichtlich den Auftrag, jeden hier auftauchenden Fremden hinauszufeuern.
    Er zog die Schultern empor und kam mit geballten Fäusten auf mich zu. Als er auf Armlänge heran war, fintete ich links in Richtung seines Magens und riß gleichzeitig einen rechten Haken empor, hinter dem Dynamit saß.
    Meine Knöchel trafen Bates’ Kinnspitze so hart, daß mir der Schmerz bis ins Handgelenk zuckte.
    Aber der Schlag tat seine Wirkung.
    Für den Bruchteil einer Sekunde stand der Ex-Boxer wie erstarrt. Seinj Augen wurden unnatürlich weit. Seine narbigen, von vielen Fäusten getroffenen Lippen öffneten sich leicht. Dann fiel Bates steif wie ein Bretthintenüber. Ich konnte gerade noch verhindern, daß er mit dem Schädel gegen die Wand schlug.
    Vorsichtig ließ ich ihn zu Boden gleiten, stieg dann über seinen schweren Körper hinweg und sah mich um.
    Der Gang mündete hier schon nach wenigen Schritten an einer großen Stahlblechtür, die sicherlich auch dem Ansturm eines Büffels widerstanden hätte. Sie war nicht verschlossen.
    Ich gelangte jetzt in ein Treppenhaus. Von dem kurzen Flur im Parterre zweigten drei Türen ab.
    Die erste war sperrangelweit geöffnet. Dahinter lagen offenbar Küche und Weinkeller, denn soeben trat ein Kellner heraus und balancierte ein wohlgefülltes Tablett mit duftenden Leckerbissen und einer ansehnlichen Flasche. Er musterte mich sekundenlang erstaunt, setzte dann wieder sein Personalgesicht auf und wollte an mir vorbei.
    »Jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, hinter welcher Tür Mr. Dales Büro liegt!«
    »Hinten rechts, Sir.«
    »Richtig, richtig. Vielen Dank.«
    Schon wollte ich mich abwenden, da fiel mir der groggy geschlagene Rausschmeißer ein. »Stolpern Sie nicht über die Figur im Gang! Bully ist gestürzt und hat sich dabei den Schädel angeschlagen. Ist aber nicht schlimm. Sie brauchen keinen Arzt zu verständigen und auch sonst kein Aufhebens davon zu machen. Verstehen Sie mich?«
    Er hatte mich verstanden. Ich las es in seinen schreckgeweiteten Augen.
    Dann aber verzog sich das aalglatte Kellnergesicht zu einem breiten Grinsen. »Ich kann Bully nicht besonders leiden, Sir.«
    »Das trifft sich gut. Ich nämlich auch nicht.«
    Ich wurde wieder um eine Dollarnote ärmer. Efcann segelte der Befrackte durch die Stahltür davon.
    Ich trollte mich bis an Dales Bürotür, klopfte mit der Linken, da mir rechts die Knöchel noch zu sehr
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