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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
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kommen Sie nicht wieder ›über die Alpen‹!« »Ich habe das Bergsteigen aufgegeben«, erwiderte Jonny.
    Ein Wärter begleitete ihn zur Station. Sie hatten Zeit und mußten auf den Zug warten. Jonny versuchte, sich aus einer neuen Quelle noch einige Auskünfte zu verschaffen.
    »Nein, ich kenne Jeff Legge nicht«, sagte der Wärter. »Ich kenne den Alten, der bis vor einem Jahr hier war. Aber den kennen Sie ja auch, nicht wahr, Gray?«
    »Jeff Legge ist also nie ›über die Alpen‹ gekommen?«
    »Nein, nicht in dieses Gefängnis, und soweit ich mich erinnern kann, war er auch nicht in Parkhurst oder Portland. Ich bin an beiden Orten gewesen. Leben Sie wohl, Gray, alles Gute!«
    Jonny drückte dem Mann die Hand. Als er im Zug saß, wischte er sich mit seinem seidenen Taschentuch diese letzte Berührung mit dem Zuchthaus von der Hand.

2
    Als er am späten Nachmittag in London ankam, erwartete ihn sein Diener auf dem Bahnhof. Der kleine Foxterrier riß an der Leine und kläffte laut, lange bevor Jonny die beiden entdeckte. Doch im nächsten Augenblick zappelte der Hund in seinen Armen, leckte ihm Gesicht, Ohren und Haare und winselte aufgeregt. Jonny unterdrückte seine Rührung, als er Spot auf den Bahnsteig niedersetzte.
    »Es sind Briefe für Sie da, Sir. Wollen Sie zu Hause speisen?«
    Parker schien das Wiedersehen weniger zu bewegen. Er empfing seinen Herrn wie nach einem kurzen Abstecher nach Monte Carlo.
    »Ja, ich speise zu Hause.«
    Jonny stieg in das Taxi, das Parker vorher belegt hatte, und Spot sprang ihm nach.
    »Kein Gepäck, Sir?«
    »Kein Gepäck.«
    Als das Taxi die düstere Chapel Street entlangfuhr, fragte Parker mit großer Kühnheit:
    »Ich hoffe, Sir, Sie haben keine zu schlechte Zeit hinter sich?«
    Jonny lachte.
    »Angenehm war es gewiß nicht. Gefängnisse sind es selten.«
    »Das glaube ich, Sir«, bestätigte Parker und setzte unnötigerweise hinzu: »Ich war nie im Gefängnis, Sir.«
    Jonnys Wohnung lag in Queen's Gate. Beim Anblick seines komfortablen Arbeitszimmers holte er tief Atem.
    »Du bist ein Narr«, sagte er laut zu sich selbst.
    An diesem Abend suchten einige Menschen still und ohne Aufsehen die Wohnung in Queen's Gate auf. Nach dem ersten Besuch rief Jonny Gray seinen Diener.
    »Parker, ich brauche Sie heute abend hier nicht.«
    Parker machte ein langes Gesicht, aber er war ein guter Diener.
    »Sehr wohl, Sir.« Er ging hinaus und fragte sich sorgenvoll, was für verzweifelte Pläne sein Herr wohl aushecken mochte.
    Um halb elf verabschiedete sich der letzte Besucher.
    »Ich will morgen Peter aufsuchen«, sagte Jonny, als sie in den Korridor hinaustraten. »Sie wissen nichts über diese Hochzeit, wann sie stattfinden soll?«
    »Nein, Captain. So vertraut bin ich mit Peter nicht.«
    »Wer ist der Bräutigam?«
    »Auf jeden Fall ein feiner Herr. Peter versteht seine Sache. Ein Major der kanadischen Armee, hörte ich.«
    Als Parker um ein Viertel nach elf heimkehrte, saß sein Herr vor dem Kamin und verbrannte Papiere.

3
    Am folgenden Nachmittag, bald nach der Lunchzeit, kam Jonny in Horsham an. Keiner, der die kräftige Gestalt die Horsham Road hinaufschreiten sah, hätte vermutet, daß er vor weniger als achtundvierzig Stunden noch in einer Sträflingszelle gesessen hatte. Er war gekommen, den letzten Verzweiflungskampf um sein Glück auszufechten. Wie er ausgehen würde, welche Gründe er anführen sollte - er wußte es nicht. Es gab einen, nur einen einzigen, doch den konnte er nicht geltend machen.
    Als er in die Down Road einbog, sah er dort zwei große Limousinen, eine hinter der andern, stehen. Das Gutshaus Manor Hill stand etwas abseits vom Dorf. Es war ein solider, roter Backsteinbau, an dem Klematis emporrankte, was ihm einen heiteren Anstrich gab. Jonny vermied die vorderen Eingänge und benützte einen Seitenpfad, der zum großen Rasenplatz hinter dem Haus führte, auf dem, wie er wußte, Peter sich um diese Tageszeit zu sonnen pflegte.
    Hinter dem Haus blieb er stehen. Ein hübsches Stubenmädchen sprach mit einem ältlichen Mann, der die Livree eines Butlers trug. Sein faltiges Gesicht legte sich vor Unbehagen in noch tiefere Falten. Den Kopf hielt er horchend vorgebeugt, obgleich selbst ein Tauber hätte hören können, was das Mädchen auf ihn einredete.
    »Ich weiß nicht, bei was für Leuten Sie gedient haben, ich kann Ihnen nur eines sagen - wenn ich Sie nochmals in meinem Zimmer dabei ertappe, wie Sie in meinen Sachen kramen, sage ich es Mr. Kane. Ich
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