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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
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an diese Heirat. Als er ein schrilles, hysterisches Geschrei vernahm, sprang er auf und eilte die breiten Terrassenstufen hinauf.
    Es war Legge, der von der Straße her Verwünschungen und Drohungen gegen die Kane-Tochter ausstieß. Niemand war auf dem Rasen, nur Barney deckte im Garten einen Tisch. Jonny überquerte den Rasen, kam zum Haus. Aus einer offenen Verandatür schimmerte ihm etwas Weißes entgegen. Ein Mädchen im Brautgewand streckte ihm die Hände hin. Marney!
    »Jonny!«
    Dann fiel sein Blick auf das lächelnde Gesicht des jungen Ehemannes, dieses ›trefflichen‹ Menschen, dem Peter seine Tochter anvertraut hatte. Einen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Gray zuckte mit keiner Wimper, als er mit einem Schlag alles begriff.
    Der Gatte der Frau, die er liebte, war Jeff Legge, der Schurke und Banknotenfälscher, der sich zusammen mit dem alten Legge geschworen hatte, Peter Kane hereinzulegen.
    Hatte er sich etwas anmerken lassen? fragte sich Jonny einen Augenblick. Ein Sturm von Gefühlen tobte in ihm. Das Gesicht des jungen Legge erschien ihm grotesk entstellt wie in einem Zerrspiegel. Er spürte den fast unwiderstehlichen Drang, sich auf ihn zu stürzen, doch äußerlich blieb er unbewegt. Und kein Beobachter hätte behaupten können, daß er blaß geworden wäre, denn in Dartmoor hatten Sonne und Wind sein knochiges Gesicht mahagonibraun gefärbt.
    Die Erkenntnis hatte ihn wie ein Stoß und so unerwartet getroffen, daß er für eine ganze Weile weder etwas sagen noch sich rühren konnte. Major Floyd - Jeff Legge! Gray durchschaute den teuflischen Plan. Darin bestand Emanuels Rache - seinen Schurkensohn mit Peter Kanes Tochter zu verheiraten.
    Jeff beobachtete Gray scharf. Peter Kane stieß mit besorgtem Gesicht zu der Gruppe, und in einiger Entfernung starrte Barney mit offenem Mund vor sich hin. Jonny hatte sich gefangen, er sah Marney an und lächelte mechanisch.
    »Sind Sie glücklich?« fragte er leise.
    »Ja, o ja, ich bin glücklich verheiratet - das meinen Sie doch, nicht wahr? Ich bin sehr ... Jonny, war es schrecklich? Ich habe immer an Sie gedacht, obwohl ich nicht geschrieben habe. Nachdem ... Hat es Sie sehr gekränkt, Jonny?«
    »In Dartmoor darf man alles sein - nur nicht gefühlvoll. Sind Sie glücklich?«
    Sie sah ihm nicht in die Augen.
    »Sie stellen diese Frage zum zweitenmal in einer Minute. Wäre es nicht häßlich, wenn ich ja sagen würde? Wollen Sie nicht Jeffrey kennenlernen?«
    »Natürlich will ich das.«
    Er wandte sich Jeff Legge zu.
    »Ich möchte dich mit Captain Gray bekannt machen -ein sehr alter Freund von mir«, sagte sie stockend.
    Legge ergriff seine Hand.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Captain Gray. Es war nett von Ihnen, zu kommen. Meine Frau hat oft von Ihnen gesprochen.«
    Er legte seinen Arm um Marney, ohne Jonny aus den Augen zu lassen. Er wollte beiden weh tun. Sie stand unbeweglich starr, blaß und gespannt.
    Sie wußte alles! Dieser Gedanke traf Gray wie ein Schlag. Sie wußte, daß dieser Mann ein Schurke und Betrüger war. Sie kannte den Streich, der ihrem Vater gespielt worden war!
    Peter Kane brach das peinliche Schweigen.
    »Jonny, das ist der beste Junge für meine Tochter! Du mußt ihn näher kennenlernen. Ich will, daß du dich überzeugst .«
    Jeff Legge lachte.
    »Mr. Kane, Sie machen mich furchtbar verlegen. Ich bin bei weitem nicht gut genug für sie -.«
    Er beugte sich ihr zu und küßte sie.
    Marney riß sich los.
    »Ich glaube, das macht Jonny gar keinen Spaß, Papa!«
    Ihre Stimme zitterte. Sie war den Tränen nahe.
    »Ich verliere nicht so leicht meine gute Laune. - Sie sind Kanadier, Major Floyd?« fragte Jonny.
    »Ja - französischer Herkunft, wenn auch mein Name das nicht vermuten läßt. Meine Vorfahren gingen in den sechziger Jahren hinüber - nach Alberta und Saskatchewan, lange bevor es dort eine Bahn gab. - Sie sollten nach Kanada gehen, es würde Ihnen gefallen.«
    »Davon bin ich überzeugt. Entschuldigen Sie meine Freiheit, Major Floyd, Sie haben ein sehr nettes Mädchen geheiratet.« »Das beste von der Welt.«
    Barney kam und meldete, daß der Fotograf die Herrschaften erwarte. Peter reichte seiner Tochter den Arm.

4
    Jonny hatte sich allein auf die Marmorbank im unteren Teil des Gartengeländes zurückgezogen. Er mußte nachdenken, und zwar schnell. Marney wußte alles. Aber sie konnte nicht sprechen, aus begreiflichen Gründen. Wann hatte Jeff Legge es ihr mitgeteilt? Vielleicht auf dem Rückweg von der Kirche.
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