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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
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verbitte mir das!«
    »Ja, Miss«, erwiderte der Butler mit heiserer Stimme.
    Jonny wußte, da er ihn kannte, daß nicht etwa die peinliche Situation es war, die diese Heiserkeit verursachte. Barney Ford war schon immer heiser gewesen, sozusagen heiser zur Welt gekommen.
    »Wenn Sie Einbrecher sind und nicht aus der Übung kommen wollen, gut, das kann ich verstehen«, schalt das Mädchen zornig weiter, »aber Sie sollen ein anständiger Mensch sein! Ich mag dieses heimliche Schnüffeln und Schleichen nicht, verstehen Sie? Ich will es nicht!«
    »Nein, Miss«, bekräftigte Barney heiser.
    John Gray machte die Szene Spaß. Er kannte Barney gut. Als Peter Kane es angezeigt fand, sich von seinem gefahrvollen Beruf zurückzuziehen, hatte auch Barney die dunkleren Pfade des Lebens verlassen. Der Exsträfling, Exeinbrecher und Exboxer hatte seine Vergangenheit gewissermaßen wiedergutgemacht durch die Anhänglichkeit, die er seinem Brotgeber auch unter den veränderten Umständen bewahrte, obgleich man sich kaum einen schlechteren Haushofmeister als ihn denken konnte.
    Natürlich schnüffelte Barney - eine alte Gewohnheit, die einst recht nützlich gewesen sein mochte. Doch jetzt vertrieb er damit nur die Dienstboten aus dem Haus. Peter fluchte und drohte vergeblich, er konnte seinen Diener nicht mehr ändern.
    Das Mädchen war hübsch. Dunkelblondes Haar, schlanke Gestalt, ihr Gesicht glühte vor Ärger, die dunklen Augen schossen Blitze. Sie bemerkte Gray nicht, als sie sich rasch abwandte und ins Haus lief. Barney sah ihr versunken nach.
    Jonny trat hinter ihn.
    »Sie haben Sie aufgebracht!«
    Barney Ford fuhr herum und glotzte, sein Unterkiefer sank herab.
    »Guter Gott, Jonny! Wann sind Sie aus dem College herausgekommen?«
    Gray lachte leise.
    »Gestern lief mein Termin ab. Was macht Peter?«
    Der Diener schneuzte sich erst heftig, ohne den Blick von dem unverhofften Besucher zu lassen.
    »Wie lange sind Sie schon hier?« fragte er endlich unruhig.
    »Ich kam gerade zum Schluß Ihrer Unterhaltung«, antwortete Jonny belustigt. »Barney, Sie haben sich nicht gebessert!«
    Barney Ford verzog das Gesicht, bis es etwas wie Verachtung ausdrückte.
    »Was weiß die vom Leben? - Sie haben also Peter noch nicht gesehen? Er ist im Haus. Ich will es ihm gleich sagen. Ihm geht es ganz gut. Völlig hin von seiner Tochter! Küßt den Boden, den sie betritt. Es ist unnatürlich, seine Kinder so zu lieben. Ich hab' es nie so gemacht ...«
    Sie hörten Schritte auf dem Steinboden des Flurs und wandten die Köpfe. Auf der obersten Treppenstufe stand, weißhaarig, noch immer kerzengerade mit seinen sechzig Jahren, Peter. Er runzelte die Stirn, zögerte, aber dann streckte er die Hand aus. Mit einem strahlenden und doch verwirrten Gesicht eilte er herbei.
    »Well, Jonny, mein Junge, du hast eine schlimme Zeit hinter dir?« In seiner Stimme klang, wie früher, Zuneigung und Stolz.
    »Recht schlimm, aber jedes Mitleid mit mir ist deplaciert. Persönlich gebe ich Dartmoor vor Parkhurst den Vorzug - die Arbeit ist schwer, doch gibt es weniger Schwachköpfe.«
    Peter nahm Grays Arm und führte ihn zu einem Stuhl unter dem großen Sonnenschirm, der in der Mitte des Rasens aufgespannt war. In seinem Verhalten lag eine gewisse Verlegenheit.
    »Jonny, mein Junge, hast du - dort - jemand getroffen, den ich kenne?«
    »Legge.«
    Sie sahen sich an.
    »An den dachte ich gerade. Was macht er?« Peters Frage sollte gleichgültig klingen, aber er wartete gespannt auf die Antwort.
    »Er ist seit sechs Monaten draußen - wußtest du es nicht?«
    »Seit sechs Monaten?« Peters Gesicht verfinsterte sich. »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Ich wußte es nicht.«
    »Ich dachte, du hättest von ihm gehört. Er kann dich nicht leiden!«
    »Das weiß ich. Hast du Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen?«
    »Sehr oft. Er war im Waschhaus und bestach zwei Wärter, so daß er tun konnte, was er wollte. Er haßt dich, Peter. Er sagte, du hättest ihn ins Loch gebracht.«
    »Er ist ein Lügner. Ich würde meinen ärgsten Feind nicht ins Loch bringen. Er hat sich selbst hineingebracht. Die Polizei gilt als schlau, aber in Wahrheit verhaftet jeder zweite Verbrecher sich selbst. Die wenigsten sind wirklich klug. Sie tragen Handschuhe, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und dann schreiben sie ihre Namen ins Fremdenbuch ein. Legge und ich erbrachen die Stahlkammer der Orsonic und entkamen mit hundertzwanzigtausend Pfund in amerikanischer Währung. Das war mein
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