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028 - Die Kapuzenmaenner

028 - Die Kapuzenmaenner

Titel: 028 - Die Kapuzenmaenner
Autoren: R. Warner-Crozetti
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beschäftigen konnte. Ihr Geist war frei, darüber nachzudenken, was Campion und Henri Dillon in Widderburn taten, und was sie ihr über die Gefährlichkeit Pauls gesagt hatten.
    Wie eine Antwort auf diese Fragen kam seine Stimme durch die Wand und rief ihren Namen. Sie stand auf den Füßen, bevor sie es selbst wußte. Dann setzte sie sich wieder. Sie zitterte und lauschte, ob sich der Ruf wiederholte.
    Henri Dillon wartete, bis Campion mit Valerie verschwunden war. Er bekämpfte die Schwäche in seinen Knien mit aller Kraft. Bald würden sich die Leute von Widderburn von ihrer Furcht erholt haben und nachsehen, ob der Dämon wieder weg war.
    Gleich darauf spähte jemand aus der Kirchentür, dann kamen sie heraus auf den Platz, warfen ängstliche Blicke auf die noch immer rauchenden Fußstapfen und sammelten sich um ihn. „Es ist viele Jahre her, seit ein Dillon einen Dämon auf einen anderen Dillon losgelassen hat. Seid ihr zu mir zurückgekommen, weil ihr mich liebt, oder weil ihr Angst vor dem Dämon habt?“
    Keiner antwortete. Sie ließen die Köpfe hängen wie Kinder, die bestraft werden sollen, und scharrten mit den Füßen im weichen Boden.
    „Ihr dachtet, ich sei zu alt und zu schwach, um euer Meister zu sein, ihr wolltet einen jungen, starken Nachfolger.“
    „Ihr ward krank. Belial sagte …“ Stokes hatte sich zum Sprecher der Gruppe gemacht, nachdem niemand sonst den Mut hatte, zu reden.
    „Du hast mir erst gestern Gefolgschaft geschworen, Andrew. Du bist der Schlimmste von allen. Du wolltest loyal zu beiden sein. Du ranntest hinter Belial her, der deine Frau getötet hatte. Dann hast du für mich gearbeitet. Und als sich dein Ärger gelegt hatte, gingst du zu Belial zurück. Ihr seid alle Narren. Ich hätte den Dämon nicht daran hindern sollen, euch alle mitzunehmen.“
    Einen Augenblick schwankte er noch, ob er seinen Plan ausführen sollte. Der Henri Dillon aus dem zwanzigsten Jahrhundert schrak vor dem zurück, was er tun wollte. Aber die uralte Grausamkeit seines Blutes verhinderte es, daß er davon abließ. „Geht nach Hause, weckt eure Kinder, holt sie und das Essen, was ihr für heute vorbereitet habt. Heute nacht wollen wir um einen Führer trauern und einen neuen wählen. Ich gehe jetzt zur Kirche, und spreche mit dem Meister und bereite das Sühneopfer vor. Kommt zu mir, wenn ich euch rufe.“
    Mit hölzernem und ausdruckslosem Gesicht ging er durch sie hindurch zur Kirche, dabei die Fußstapfen des Dämons sorgfältig vermeidend. Auf dem Altar sah er den schwarzen Rußfleck und den Wollfetzen der Kutte, die von seinem illegitimen Sohn übriggeblieben waren. Daneben lag der zusammengesunkene Körper der alten Frau. Er seufzte und stellte sich vor, daß er Belial hätte lieben können, wenn er nicht so verrückt gewesen wäre.
    Hinter den Vorhängen suchte Henri zwischen den Gegenständen herum, bis er eine Schachtel fand, die er am Abend zuvor Stokes gegeben hatte. Er hielt sie lange in der Hand, bevor er sie auf dem Altar niedersetzte. Dann hob er den Deckel. Darin lagen kleine Kuchen, nicht größer als ein Bissen. Er stellte die Schachtel so, daß man hineingreifen konnte, ging zum Altar und holte einen Hammer aus der Nische dahinter. Damit schlug er dreimal auf den Altar, daß das Trommeln dumpf durch das Gebäude dröhnte. Fast sofort strömten die Leute in die Kirche.
    Die Frauen trugen Tabletts und Töpfe, legten das Essen auf den Boden und knieten dahinter nieder. Die Männer kamen mit Strohsäcken und Kissen, auf denen sie niederknieten. Henri legte den Hammer zurück und stellte sich vor den Taufstein. Er hob die Hände zur Statue und sprach Lateinisch, so daß niemand wußte, daß er nicht betete, sondern Unsinn wiederholte.
    Als er glaubte, genug gesagt zu haben, ging er um den Altar herum. Sein Mut verließ ihn fast. Sie vertrauten ihm genauso wie die Kinder. Seine Hand zitterte, als er die Schachtel herumreichte, so daß sich jeder ein Stück nehmen konnte. Dann hob er die Hände, als wolle er sie segnen. „Mit diesem Bissen schwören wir, daß wir unserem Meister vertrauen und bekennen unsere Sünden gegen ihn.“ Die Versammlung wiederholte die Worte und aß die kleinen Kuchen.
    Henri ließ die Hände zu beiden Seiten herunterfallen. „Meine Kinder“, sagte er. „Heute nacht müßt ihr essen und trinken und nachdenken über denjenigen, von dem ihr wollt, daß er Belial ersetzen soll. Ich will in meine Kammer gehen, um mit dem Alten zu sprechen. Später werde ich
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