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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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Schritte hinter mir. Ich beschleunigte das Tempo. Es war gar nicht so einfach, auf dem schneebedeckten Boden zu laufen. An einigen Stellen sah das blanke Eis hervor. Einige Male kam ich ins Rutschen, doch ich fing mich immer wieder. Ein Sturz hätte mein Ende bedeutet. Mir blieb keine andere Wahl: Ich mußte die schmale, schnurgerade Gasse entlanglaufen. Nach etwa hundert Metern sah ich rechts eine Seitengasse, in die ich einbog. Niemand kam mir entgegen, doch die wütende Menge folgte mir noch immer. Einer der Männer war bis auf wenige Meter näher gekommen. Er fuchtelte wild mit der Mistgabel herum.
    Mit einem Mal verspürte ich fürchterliche Kopfschmerzen. Meine Schläfen schienen zerspringen zu wollen. Torkelnd rannte ich weiter. Und plötzlich weitete sich das Gäßchen.
    Überrascht blieb ich stehen. Vor mir stand eine Statue. Sie stellte das affenartige Ungeheuer dar, das ich von Kiwibins Foto her kannte.
    Das Schreien hinter mir war verstummt. Rasch drehte ich mich um. Von den Leuten war nichts mehr zu sehen. Dafür kam Tanja langsam näher. Ihr hübsches Gesicht war feindselig verzerrt.
    »Ich habe dich gewarnt. Es war nicht leicht, die Leute zurückzuhalten.«
    »Danke«, sagte ich knapp, dann starrte ich die Statue an.
    Das Monster sah noch furchterregender als auf dem Foto aus. Das Ungeheuer war mit einer silbernen Kette an einen großen Sockel gefesselt. Die großen Augen schienen mich durchbohren zu wollen. Das gewaltige Maul war weit aufgerissen und entblößte die scharfen Zähne. Das nach oben gedrehte Horn aber sah am furchterregendsten aus.
    Ich blieb vor dem Ungeheuer stehen. Mir fiel auf, daß es nicht mit Schnee bedeckt war. Auch der gewaltige Sockel war schneefrei. Zögernd streckte ich die rechte Hand aus.
    »Nicht berühren«, sagte Tanja rasch.
    Ich zog die Hand zurück. »Was soll dieses Ungeheuer darstellen?«
    Tanja antwortete nicht. Ich zog das Foto aus der Tasche und trat einen Schritt zurück. Dann hob ich das Foto hoch, sah mir den Hintergrund an und trat noch einen Schritt zurück, bis ich den richtigen Blickwinkel gefunden hatte. Von hier aus mußte das Foto geschossen worden sein. Deutlich waren eines der kleinen Häuser und zwei Bäume zu sehen.
    »Leg dich mal so hin wie auf dem Foto, Tanja!« bat ich.
    Das Mädchen blickte mich entsetzt an. Ihre Augen weiteten sich, dann stieß sie einen schrillen Schrei aus und wandte sich ab. Wie von tausend Teufeln gehetzt rannte sie in die kleine Gasse. Ich sah ihr kopfschüttelnd nach. Nochmals streckte ich eine Hand aus. Die Statue strömte Wärme aus.
    »Greifen Sie den Wijsch nicht an!«
    Ich drehte mich um. Ein hochgewachsener Mann stand vor mir. Ein grauer Pelzmantel schlotterte um seine mageren Schultern. Sein Gesicht war hager, der große Mund war angespannt, und die scharf geschnittene Nase sprang wie ein Geierschnabel hervor. Er trug keine Kopfbedeckung. Sein kurzgeschnittenes, blondes Haar war zerrauft.
    »Wie haben Sie das Ding genannt?«
    »Es ist der Wijsch«, wiederholte er. Dann stellte er sich vor: »Mein Name ist Iwan Petropov.« Er kam näher und blieb vor mir stehen. Ich hielt noch immer das Foto in der Hand. Er beugte sich vor, warf einen raschen Blick darauf, dann nickte er.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich. »Sie sind der einzige im Dorf, der keine feindselige Haltung einnimmt. Ich …«
    »Kommen Sie mit!« sagte er rasch. »Es ist besser, wenn die anderen nicht sehen, daß ich mit Ihnen spreche.«
    Ich folgte ihm. Er überquerte den Platz und öffnete eine Tür. Angenehme Wärme strömte uns entgegen. Petropov nahm mir meinen Mantel ab und hing ihn zusammen mit dem seinen über einen Haken.
    »Kommen Sie weiter!« sagte er freundlich und führte mich in ein kleines Zimmer, das äußerst spartanisch eingerichtet war: ein quadratischer Tisch, um den vier einfache Stühle standen, zwei Holzschränke und eine buntbemalte Truhe.
    »Setzen Sie sich!« sagte er eifrig.
    Ich folgte der Aufforderung, und er öffnete einen Schrank und holte eine Flasche Wodka und zwei Gläser heraus, die er auf den Tisch stellte. Er setzte sich mir gegenüber und schenkte die Gläser voll. Wir prosteten uns zu, und ich nippte an meinem Glas. Ich war ja einiges an scharfen Getränken gewöhnt, doch der Wodka rann wie Salzsäure meine Kehle hinunter. Ich mußte husten, und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Petropov hatte sein Glas auf einen Zug geleert.
    »Ist Ihnen der Wodka zu stark?« fragte er besorgt.
    Ich
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