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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne
Autoren: Dämonenkiller
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Dann starrte sie mich an und rief mir etwas in einer unbekannten Sprache zu. Sie riß den zahnlosen Mund weit auf und schrie. Dabei wies sie grimmig mit der rechten Hand auf mich. Tanja zischte ihr etwas zu, und die Alte ging mit hängenden Schultern an uns vorbei.
    »Ich habe dich gewarnt. Die Dorfbewohner wollen keine Fremden.«
    »Was war das für eine Sprache?«
    »Hier werden unzählige Dialekte gesprochen«, sagte sie abweisend.
    Ich hätte mir gewünscht, daß sie wenigstens einmal eine klare Antwort gab, aber das schien bei ihr nicht möglich.
    Die Alte unterhielt sich mit einigen anderen Frauen und zeigte dabei auf mich. Die Weiber schnatterten aufgeregt durcheinander.
    »Was sagen sie?« wandte ich mich an Tanja.
    »Nichts. Gehen wir weiter.«
    »Ich will wissen, was die Frauen miteinander sprechen.«
    »Sie schimpfen über dich. Komm rasch!«
    Ich folgte ihr. Wir gingen an der Kirche vorbei und bogen in eine schmale Gasse ein. Zwei jüngere Männer kamen uns entgegen. Sie blieben überrascht stehen, als sie mich sahen. Beide trugen Ledermäntel und dicke Wollhandschuhe. Einer der beiden kam langsam näher. Sein Gesicht war rund und rosig. Er sah wie ein typischer Slawe aus.
    »Wer ist das, Tanja?« fragte er.
    »Das hat dich nicht zu interessieren, Grigorij Ignatjeff«, sagte Tanja kühl.
    »Er soll verschwinden«, sagte Ignatjeff böse. »Wir wollen keine Fremden. Sie bringen Unglück. Sie wecken den …« Er brach ab, runzelte die Stirn, kam noch einen Schritt näher, und sein Begleiter folgte ihm.
    »Verschwinden Sie!« sagte er zu mir.
    »Er ist mein Gast«, sagte Tanja spitz. »Laß ihn in Ruhe!«
    Grigorij Ignatjeff blickte Tanja ungehalten an, dann preßte er die Lippen zusammen, warf mir noch einen raschen Blick zu und ging an mir vorbei. Sein Begleiter folgte ihm.
    Ich sah den beiden nach, dann wandte ich mich Tanja zu und packte ihren rechten Arm. »Weshalb wollen die Dorfbewohner keine Fremden? Dieser Bursche sagte, daß Fremde etwas aufwecken. Was?«
    »Das erzähle ich dir später.«
    Wieder keine Antwort. Ich spürte die Wut in mir emporsteigen. Aber eines schien zu stimmen: Ich befand mich tatsächlich in Rußland. Und das wollte mir nur wenig gefallen.
    Tanja ging rasch weiter. Ich hatte Mühe, ihr zu folgen. Und wieder fiel mir auf, daß sie keine Fußabdrücke hinterließ.
    Vor einem winzigen Laden blieb sie stehen. »Warte hier auf mich! Ich bin in einigen Minuten zurück.«
    »Ich will mitkommen.«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist nicht möglich.« Sie trat in den Laden. Das Bimmeln einer Glocke war zu hören, dann schloß sich die Ladentür hinter ihr.
    Die Kälte fraß sich durch meine Stiefel und den Mantel. Ich stampfte mit beiden Beinen auf und bewegte die Arme. Dann hörte ich laute Rufe und drehte mich um. Ein Dutzend Leute kam auf mich zu. Sie wurden von der Alten angeführt, die ich vor der Kirche gesehen hatte. Sie schrie etwas in der unverständlichen Sprache und zeigte wütend auf mich. Einige Männer gingen an der keifenden Alten vorbei und umringten mich in einem Halbkreis. Verschiedene hielten Dreschschlegel in den Fäusten, andere dreizinkige Mistgabeln.
    »Hinaus mit Ihnen, Fremder!« schrie mir ein alter Mann zu, der einen schwarzen Vollbart trug. »Wir wollen keine Fremden in Novornaja.«
    »Ich bin Tanjas Gast«, sagte ich und trat einen Schritt zurück.
    »Das interessiert mich nicht!« brüllte der Alte. »Ich will mit diesem Biest nichts zu tun haben. Es interessiert mich überhaupt nicht, daß Sie ihr Gast sind. Verschwinden Sie! Sonst jagen wir Sie wie einen Hasen durch das Dorf.«
    Einer der Männer holte mit dem Dreschschlegel aus. Ich sprang zur Seite, und der Schlegel krachte gegen die Ladentür. Ein anderer stach mit der Mistgabel nach mir. Ich konnte den Stich abwehren und die Zacken kratzten über die Hauswand. Rasch versuchte ich die Ladentür zu öffnen, doch sie war abgesperrt. Wieder sauste ein Dreschschlegel auf mich zu. Ich duckte mich, und der Schlegel schlug über meinen Rücken. Für einen Augenblick blieb mir der Atem weg. Hätte ich nicht den dicken Mantel getragen, wäre ich wahrscheinlich zusammengebrochen.
    Da half nur eines: Ich mußte fliehen. Auf Tanja konnte ich nicht warten.
    Ich sprang los. Einem der Männer setzte ich meine Faust unters Kinn, einem anderen versetzte ich einen Stoß gegen die Brust, dann war ich durch. Keuchend rannte ich die schmale Gasse entlang. Die wütende Meute folgte mir. Sie war nur wenige
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