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0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
Autoren: Jason Dark
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daß er ihr auch an diesem Abend eine Antwort geben würde, und sie umklammerte mit einer Hand den Dolch, während die zweite den Kelch festhielt.
    Kelch und Dolch gehörten zusammen.
    Blut und Waffe!
    So war es ihr einmal gesagt worden. Ohne den Kelch besaß der Dolch keine Kraft, erst dieses Gefäß machte ihn so mächtig und lud ihn auf eine magische Art und Weise auf. Bevor sie jemand mit dem. Dolch attackierte, tunkte sie ihn in den Kelch und weihte ihn mit dieser seltsamen Flüssigkeit, die nicht aus Menschenblut bestand.
    Ein wenig drehte sie den Kopf und beugte sich dabei zur Seite. Ihre langen Haare fielen nach vorn, bildeten vor den Augen einen Vorhang, den sie erst zurückschieben mußte, um einen klaren Blick auf das Gefäß zu bekommen.
    Bis zur Hälfte war es gefüllt. Die Farbe der Flüssigkeit konnte sie nie genau erkennen, sie war jedenfalls dunkel, zudem immer ein wenig angewärmt, denn von der Oberfläche her stiegen Dämpfe über den Rand des geheimnisvollen großen Bechers.
    Dolch und Kelch hatte sie geerbt. Und sie war fest davon überzeugt, daß es nur ihre Eltern gewesen sein konnten, die ihr diese Dinge überlassen hatten.
    Wer waren ihre Eltern?
    Tricia schaute in den Spiegel. Ihr Blick wurde fordernd und lohend zugleich. Sie verkrampfte sich, das Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an, als sich die dicken Lippen bewegten.
    »Gib Antwort! Wer seid ihr? Wo seid ihr? Zeigt euch! Ich will euch sehen!«
    Nichts. Nur sich selbst sah sie. Ein etwas breites Gesicht, überdeckt von einem roten, geheimnisvollen Schleier.
    Sie wartete. Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß sich etwas tun mußte, denn an diesem Abend hatte sie den Dolch zum erstenmal eingesetzt.
    Ein Opfer hatte es gegeben. Aber das war nicht genug. Es sollten mehr werden, viel mehr…
    Warum gab man ihr keine Antwort?
    Noch immer sah sie ihr Gesicht. Vom langen Starren waren die Augen müde geworden. Längst schaute sie nicht mehr klar. Die Züge verschwammen, das Blut schien Überhand zu nehmen. Tricia wußte, daß sie einer Täuschung erlegen war. Nur die roten, den Spiegel umrahmenden Glühbirnen gaukelten ihr so etwas vor.
    Sie senkte den Kopf, preßte ihre angewinkelten Finger in die Augen und atmete tief durch. Auf keinen Fall durfte sie sich jetzt verrückt machen lassen. Sie mußte cool bleiben, sonst ging alles daneben oder war verloren.
    Tricia wurde erst aufmerksam, als sie einen beißenden Geruch vernahm.
    Er drang in ihre Nase, und sie drehte den Kopf nach links. Dort befand sich die Quelle des Geruchs.
    Es war der Dampf!
    Er wölkte aus dem Kelch, und in der Stille glaubte sie, ein leises Brodeln zu hören.
    Tricia saß steif und still. Bisher hatte sie keinen Laut vernommen, das Brodeln aber schreckte sie auf. Nicht das Geräusch an sich, sondern seine Herkunft.
    Aus dem Kelch drang es!
    Ihre Augen wurden groß. Die Pupillen nahmen einen glänzenden Farbton an. Sie merkte sehr genau, daß sich etwas veränderte. Und zwar nicht nur in der Umgebung, auch in ihrem Innern ging einiges vor, wobei sie damit rechnete, möglicherweise eine Antwort auf zahlreiche Fragen zu bekommen.
    Sehr genau verfolgte sie den Rauch. Noch immer quoll er aus dem Kelch, und er fand seinen Weg.
    Er wallte auf den Spiegel zu.
    Träge schlich er dorthin. Der Rauch drehte sich in der Luft, fächerte nicht auseinander, sondern blieb zusammen, als würden ihn unsichtbare Kräfte führen.
    Der Spiegel saugte ihn auf.
    Wie lange Geisterarme schwebte er auf die Fläche zu. Er vermischte sich mit dem Rot, drang dort hinein, und das Gesicht der Frau wurde immer verschwommener.
    Schließlich verschwand es völlig. Nichts war mehr zu sehen.
    Nur noch der Rauch, der die Fläche völlig überdeckt hatte. Wieder umgab Stille die Frau. Das Brodeln hörte sie nicht mehr, die Finger der rechten Hand umklammerten den Griff des Dämonenmessers so hart, daß die Knöchel hervorsprangen.
    Und dann sah sie etwas.
    Zwei Gesichter…
    Genau an den beiden Seiten der Spiegelfläche erschienen sie. Es waren keine menschlichen Gesichter, sie gehörten Dämonen, die aus der tiefsten Hölle kamen.
    Der Schock bannte Tricia erst einmal auf ihrem Platz. Sie saß unbeweglich und schaute sich jede einzelne Fratze an, die sie an die alten magischen Urwaldmasken erinnerten.
    Links von ihr sah sie eine Fratze, die nicht nur hell schimmerte, sondern auch Ähnlichkeit mit einem Knochenhelm besaß, dessen Vorderseite aufgeschnitten war und in etwa die Form eines Gesichts
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