Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Moment unsere Blicke, dann drehte sie mir den Rücken zu und ging davon.
    Wäre ich allein gewesen, hätte ich sie verfolgt. Aber ich mußte an mein Patenkind denken und schaute ihr so lange nach, bis sie zwischen den Wagen verschwunden und nicht mehr zu sehen war.
    Mir gefiel die Sache überhaupt nicht. Da ging ich nichtsahnend los, hörte plötzlich Schreie und begegnete einem Mädchen, das von einer anderen mit dem Messer attackiert worden war. Welchen Grund gab es für diese Tat?
    Automatisch dachte ich an die Geschichte, die man sich so über den Zirkus und sein Personal erzählte. Man las oder hörte ja des öfteren von großen Eifersuchtsdramen, von Totschlag, Mord und anderen schlimmen Dingen.
    Gerade das Zirkusmilieu sollte dafür ja angeblich wie geschaffen sein.
    Daran wollte ich nicht glauben. Das waren alte Vorurteile, aber hier hatte ich es mit eigenen Augen erlebt. Seltsam war nur, daß sich die Verletzte nicht hatte helfen lassen wollen. Ob ich vielleicht in ein Eifersuchtsdrama hineingeraten war?
    »Onkel John, Onkel John!« Ich hörte die Stimme meines Patenkindes.
    »Wo bist du denn?«
    Sein Rufen riß mich aus meinen Gedanken. Jetzt machte ich mir schon Vorwürfe, daß ich ihn so lange allein gelassen hatte. Rasch wandte ich mich um und lief den Weg zurück.
    Der Junge stand vor dem Gitter. Er drehte seinen Kopf, um in alle Richtungen zu schauen. Als ich den Komplex der Wagen verließ, winkte ich ihm zu.
    Johnny sah mich und rannte mir entgegen. »Endlich«, sagte er, meine Hand fassend, »ich habe schon gedacht, daß du ohne mich losgelaufen wärst.«
    »Aber Johnny, sag nicht so etwas. Ich werde dich doch nicht allein lassen, mein Kleiner.«
    »Aber du warst weg.«
    »Ja, ich…«
    »Mußtest du mal?« fragte er mich.
    Ich lachte. »So kann man es auch sagen.«
    »Jetzt lasse ich dich aber nicht mehr los. Erst wenn wir bei Mummy und Daddy sind.«
    »Klar doch!« Ich warf einen Blick auf die Uhr. Himmel, es wurde wirklich Zeit. Wir hatten uns schon verspätet. Sheila und Bill würden sich Sorgen machen, denn der Zeitpunkt für den wir uns verabredet hatten, war bereits erreicht.
    »Willst du laufen?« fragte ich den Jungen.
    »Klar, und wie.«
    Wir beide rannten. Die Tierschau war so gut wie geräumt worden. Wir kamen ziemlich rasch voran, und erst in der Nähe des Eingangs drängten sich die Menschen.
    Hier erfaßte uns auch das bunte Licht. Johnny hatte seinen Spaß. »Wie ein Clown sehe ich aus!« rief er, lachte und hüpfte von einem Fuß auf den anderen.
    »Da sind ja die Ausreißer«, hörte ich eine bekannte Männerstimme. Sie gehörte meinem Freund Bill Conolly. Mit einem Blick auf die Uhr kam er näher. »Es ist auch kein Verlaß mehr auf die Polizei«, erklärte er. »Vier Minuten Verspätung.«
    »Entschuldige, Bill, aber…«
    »Onkel John mußte mal«, plapperte der Kleine, worauf Bill und ich anfingen zu lachen. Damit war das Thema erledigt, und wir wandten uns dem Eingang zu.
    Sheila kam ebenfalls. »Aha«, sagte sie, »die Ausreißer. Man merkt, daß du Junggeselle bist, John, du…«
    »Ja, ja«, meinte Bill. »Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.«
    Sheila holte tief Luft. »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts!« rief Bill, »nichts.« Er nahm seine Frau in den Arm, die, genau wie er, anfing zu lachen.
    Diese kleinen Scherze heiterten das Eheleben auf.
    Sheila trug an diesem Abend etwas Neues. Das Kostüm hatte ich bei ihr noch nie gesehen. Der Stoff leuchtete in einem tiefen Blau, und er war im Gammellook gehalten. So etwas sollte ja in diesem Sommer zu einem Modehit werden. Ein asymmetrisch gestalteter Rock, hier ein Stückchen Stoff weg, da eine kleine Falte, Metallknöpfe an der Jacke, und alles war sehr weit geschnitten. Dazu trug Sheila eine strahlend weiße Bluse, die einen ovalen Ausschnitt besaß.
    Wir reihten uns in die Menschenschlange ein, die bereits merklich abgenommen hatte.
    Bill hielt die Karten bereit. Die Musik überschüttete uns mit flotten Marschliedern. Dazwischen hörten wir die Stimmen der Menschen, und der leichte Abendwind trug den Geruch von Grillwürsten herbei. Die Stände waren nicht einmal eine Steinwurfweite vom Eingang entfernt.
    Wir gingen über Planken. Sie waren gelegt worden, damit die Besucher bei Regen nicht im Matsch laufen mußten.
    Schon bald nahm uns das Zelt auf.
    Johnny staunte und freute sich gleichzeitig wie ein Schneekönig. Er rieb seine kleinen Hände gegeneinander, die Augen glänzten. An den Händen seiner Eltern schritt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher