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0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch

Titel: 0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
Autoren: Jason Dark
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musikalische Zeichen für den Beginn des Programms. Gegenüber öffnete sich der große Vorhang und gab den Blick frei auf die ersten Artisten, die unter dem Beifall der Besucher die Manege betraten.
    Gleichzeitig warfen die Scheinwerfer ihren langen Lichtstreifen in das große Rund, und die Kapelle schmetterte Melodien aus »Annie get your Gun«.
    Von einem Augenblick zum anderen entstand eine andere Atmosphäre.
    Jeder ließ sich mitreißen.
    Außer mir.
    Ich dachte an andere Dinge. An das Mädchen mit dem glatten Gesicht.
    Und ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Innern aus.
    Ihr Lächeln war teuflisch Sie selbst konnte sich dabei im Spiegel sehen, der an der Wand des Wagens hing, von roten Glühbirnen umrahmt war und die blanke Fläche aussehen ließ, als wäre sie mit einem hauchdünnen Blutschleier übergossen worden.
    Es war geschafft. Zum erstenmal hatte sie den Dämonendolch eingesetzt, und sie war glücklich.
    Deutlich erinnerte sich Tricia di Monti, wie sie das Mädchen angemacht und überfallen hatte. Ein blitzschneller Schnitt, ein Schrei, dann war alles vorbei gewesen.
    Bis auf diesen Kerl.
    Wie ein Geist war er gerade zur unrechten Zeit erschienen, und er hatte es noch mitbekommen, doch eine Reaktion war von ihm nicht mehr zu sehen gewesen.
    Ein harmloser Besucher, der nichts begriff, so hoffte sie jedenfalls.
    Tricia saß auf dem schmalen Hocker. Über den Schminktisch schaute sie hinweg, und ihr Gesicht schien in einer seichten, blutigen Masse innerhalb der Spiegelfläche zu verschwimmen.
    Tricia fühlte sich gut. So gut wie lange nicht mehr, denn endlich hatte sie es geschafft. Die langen Wochen der Vorbereitungszeit waren vorbei, das Ziel konnte sie klar ins Auge fassen.
    Plötzlich lachte sie, wenn sie daran dachte, wie man sie immer nannte.
    Tricia, das Mädchen aus dem Dschungel. Ja, sie stammte aus dem Dschungel, war in Afrika aufgewachsen und von den di Montis mitgenommen worden. Sogar den Namen di Monti hatte sie bekommen.
    Wer jedoch ihre echten Eltern waren, wußte sie nicht, denn um sie gab es ein Geheimnis. Sonst hätte sie der Stamm sicherlich nicht ausgestoßen, wenn es bekannt gewesen wäre.
    Tricia fiel durch ihr Aussehen völlig aus dem Rahmen. Sie war keine Negerin. Die Haut sah zwar ein wenig dunkel aus, dafür glänzte sie stets in einem seltsamen Farbton, als hätte man sie mit graublauer Farbe behandelt.
    Ihr Haar war schwarz, zudem ein wenig kraus, und ihre aufgeworfenen Lippen deuteten auf das Negerblut hin, das möglicherweise doch in ihren Adern floß.
    Ein Medizinmann hatte ihr einmal gesagt, daß ihre Eltern Götzen gewesen seien. Und sie hatte es hingenommen. Mittlerweile war dieser Verdacht gestärkt worden, denn sie hatte das Gefühl, daß diejenigen, mit denen sie sich in der Dunkelheit unterhielt, et was mit ihren Eltern zu tun hatten, sie es vielleicht sogar selbst waren.
    Und Tricia mußte nun deren Erbe verwalten.
    Als Götterkind bezeichnete sie sich selbst. Geächtet und ausgestoßen, so war sie aufgewachsen, und wieder hatte ihr der Medizinmann erklärt, daß man sie als Kleinkind in der Höhle der Finsternis gefunden habe, einem Gebiet, das verflucht war und zwischen den schwarzen Bergen lag. Dort durften sich nur die großen Medizinmänner aufhalten, wenn sie ihre heiligen Messer weihten.
    Und ein Messer hatte sie bekommen. Ein Messer, einen Dolch, ein wenig Kleidung, das war alles, was man ihr mitgab, als man sie in den Dschungel jagte. Dort fanden sie di Montis, nahmen sie mit und pflegten sie wie ihr eigenes Kind.
    Vielleicht war es Schicksal, vielleicht auch Zufall, daß gerade sie zu einem Zirkus gekommen war und den Kontakt mit ihren alten Freunden, den wilden Tieren, pflegen konnte. Schon bald hatten die di Montis ihr Naturtalent erkannt und setzten sie als Raubtierdompteuse ein. Die Tiere gehorchten ihr aufs Wort. Tricia besaß die Macht über sie, und es gab keinen Menschen, der besser mit Löwen, Tigern und anderen Raubtieren umgehen konnte.
    Jeden Abend stellte sie dies unter Beweis.
    Wer gab ihr die Kraft?
    Tricia wußte es nicht. Wenigstens nicht genau. Nur manchmal, da hatte sie Eingebungen, da konnte sie plötzlich sehen. Immer dann, wenn sie allein in ihrem Wohnwagen hockte und in den Spiegel schaute.
    Wie auch jetzt.
    Noch zeigte die Fläche nur ihr Gesicht, das in dem blutroten Hauch schwamm. Aber Tricia wollte mehr sehen und hinter den Spiegel schauen, denn er verbarg seine Geheimnisse gern, das hatte sie herausgefunden. Sie hoffte,
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