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0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte Astrano solche Angst vor ihm - oder vor Cronen? Warum reagierte er so wild? »Dich gibt es nicht«, hatte er geschrien, »dich hat es niemals gegeben!«
    Aber Gryf wußte, daß es Cronen gab! Er wohnte doch in Cronens Wohnwagen, hatte sich mit dem Eigenbrötler unterhalten. Warum behauptete dann Astrano, Cronen habe es nie gegeben?
    Und seine Angst vor dem Phänomen Cronen…
    Zamorra, warum hat dein Amulett nicht gewirkt? fragte Gryf sich, während die Schwärze um ihn her immer größer wurde. Zamorra, ich hätte dich warnen sollen, als ich als Cronen an dir vorbeiging und dich erkannte. Aber ich wollte ja meine Rolle spielen…
    Neben ihm knirschten Schritte im Sand.
    Er sah auf. Da stand Astrano.
    Seine Augen flammten rot.
    Aber die Schwärze wischte das Rot aus. Gryf hatte den Kampf gegen die Bewußtlosigkeit verloren.
    ***
    Der Geist besaß eine furchtbare Kraft. Aber vielleicht lag es auch nur an Nicoles Erschöpfung, daß sie es so empfand. Und doch dehnten sich die Sekunden zu Jahrmilliarden.
    Ihr Atem stockte. Ihre Sinne wollten schwinden.
    Der Geist brachte sie um. Auf Befehl seines Meisters!
    Das ist unsinnig, kreisten Nicoles Gedanken träge. Warum nahm er mich erst gefangen? Töten lassen hätte er mich noch im Zirkus können…
    Ihr Denken setzte immer wieder aus. Wie Stahlklammern lagen die Geisterfinger um ihren Hals. Sie konnte ihn nicht mehr sehen. Die Schwärze war wieder total, und sie fühlte, wie sie in die Ohnmacht hinüberglitt. Ihre kraftlosen Abwehrbewegungen erstarben. Matt sank sie in sich zusammen.
    Ein Gesicht tauchte vor ihr auf. Ein dunkelblonder Mann mit markanten Gesichtszügen und einem Kinnbärtchen. Zamorra. Er lächelte, reichte ihr die Hand, um sie zu sich zu holen.
    Ja… Zusammen mit Zamorra war alles viel einfacher und leichter. Sie liebte ihn, und im Moment des Sterbens fühlte sie sich ihm noch näher als je zuvor - ohne zu ahnen, daß auch er in diesem Augenblick an der Schwelle des Todes stand - und Nicole vor sich sah, mit der ihn das unzerreißbare Band der tiefen, unauslöschlichen Liebe verband…
    Da schwand der Druck um ihren Hals.
    Das Sterben hörte abrupt auf.
    Und in ihren Gedanken hörte sie den verzweifelten Schrei eines Wesens, das sich bis in den tiefsten Grund seiner Seele getäuscht sah.
    ***
    Inspektor Fischer ignorierte die Absperrungen. Er schaltete das Blaulicht des BMW ein, schwenkte von der Straße ab und auf den breiten Weg zum Zirkuseingang, der eigentlich nur Fußgängern Vorbehalten war. Der Zufahrtsweg für die Fahrzeuge führte eigentlich zwischen den Wohnwagen der Schausteller hindurch. Aber sich da hindurchzuzwängen, dauerte Fischer zu lange.
    Er fürchtete um Gryfs Leben. Wer immer hinter dem Geschehen steckte - er war zu stark, als daß man ihn unterschätzen durfte. Und den Worten des Anwalts nach bewegte sich Gryf ohne jede Rückendeckung in der Höhle des Löwen.
    Kurz vor den Sperrstangen an der Kasse, vor dem Zirkuseingang, spielte Fischer Rallyefahrer, zog die Handbremse an und zupfte leicht am Lenkrad. Der große BMW schleuderte brav herum und kam genau da zum Stehen, wo Fischer ihn haben wollte - in Fahrtrichtung vom Zirkus weg, zur Straße. Es entsprach dem in langen Dienstjahren entwickelten Sicherheitsbedürfnis des Inspektors, im Notfall ebenso schnell wieder verschwinden zu können, wie er gekommen war.
    Er ließ das Blaulicht weiterflackern, nahm nur den Schlüssel mit und sprang aus dem Wagen. Auf der anderen Seite stieg der Anwalt etwas vornehm-zurückhaltend aus.
    Fischer eilte an der Kasse vorbei. Das alternde Mädchen dahinter begann, laut zu zetern, zumal auch der Anwalt auf das Lösen einer Karte verzichtete und im Kielwasser des Inspektors in den Zirkus eindrang.
    Es ging Treppen hinauf.
    »Verdammt, hier sind wir wohl falsch«, knurrte der Inspektor und kam in halber Höhe zwischen den Zuschauerrängen zum Stehen.
    Eine beklemmende Stimmung empfing ihn.
    Die Zuschauer waren wie gelähmt. Still starrten sie zur Manege. Einige standen, waren mitten in der Bewegung erstarrt.
    Fischer sah das zusammengebrochene Portalgerüst des Manegeneingangs. Er sah die Musiker, die sich an ihrer Brüstung drängten und nach unten sahen.
    Da waren zwei Männer in der Manege! Einer lag da, offenbar bewußtlos, und ein anderer in fantastischer, dunkler Kostümierung stand über ihm und streckte jetzt zwei Finger nach ihm aus.
    »Das ist Landrysgryf!« keuchte der Anwalt. »Der Liegende! Der bringt ihn um!« Damit meinte er den
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