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0271 - Hexen-Zauber

0271 - Hexen-Zauber

Titel: 0271 - Hexen-Zauber
Autoren: Rolf Michael
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sprühten ein eigenartiges Feuer.
    »Mein rechtes Ohr klingelt!« sagte er knapp. Da wußte Carsten Möbius genug. Das Klingeln von Ullichs rechtem Ohr bedeutete Gefahr. Dafür besaß der Freund einen siebenten Sinn.
    »Aber Micha!« sagte Tina Berner. »Du mußt dich irren. Es ist doch alles so friedlich hier. Woher soll uns denn Gefahr drohen?«
    »Bedenke, daß du schon einiges getrunken hast!« spielte Sandra Jamis auf einige in der Drosselgasse entkorkte Weinflaschen an. »Diesmal irrst du dich bestimmt.«
    »Ich wollte, daß du Recht hättest, Sandra«, murmelte der Junge mit der hochmodischen Kleidung. »Es ist ein so schöner Tag …« Dennoch ergriff er einen länglichen Gegenstand in einem Lederfutteral. Carsten Möbius wußte, daß dies bei Michael Ullich höchste Alarmstufe bedeutete.
    Nur sehr selten verzichtete Ullich darauf, diesen Gegenstand mitzunehmen. Denn in der unauffälligen Umhüllung aus schwarzem Leder barg er sein Schwert. Das war kein dekoratives Zierstück, sondern eine echte Ritterwaffe, gut ausgewogen und aus bestem Toledostahl. Der Earl of Pembroke hatte ihm die Klinge einst zum Geschenk gemacht. Hatte Michael Ullich das Schwert zum Kampf in der Hand, wechselte er die Identität und wurde zu dem unbesiegbaren Krieger des hyborischen Zeitalters. In jenen Tagen war von Gunnar mit den zwei Schwertern an den Feuern des Nordens und in den Goldhallen der Könige des Südens mehr zu vernehmen, als Generationen tapferer Krieger vorher erlebt hatten. Carsten Möbius wußte, daß der Freund zum unbesiegbaren Superkämpfer wurde, wenn er mit dem Schwert kämpfte.
    Die Gefahr, die er ahnte, mußte tatsächlich sehr groß sein, wenn er das Schwert kampfbereit machte. Denn normalerweise genügten die stahlharten Fäuste und die Technik der fernöstlichen Kampfsportarten, die Michael Ullich meisterhaft beherrschte.
    »Die Loreley … da ist was … ich spüre es…!« flüsterte der blonde Junge leise, daß ihn nur Carsten Möbius verstehen konnte. »Eine Gefahr, gegen die wir keine Waffe haben!«
    »Vielleicht doch, wenn wir die Gefahr kennen!« entgegnete der Angesprochene und schob sich mit der linken Hand das lange, dunkle Haar zurück. »Ich habe von Professor Zamorra einiges gelernt, während er bei uns in Beaminster-Cottage zu Gast war. Zwar würde ich mich nicht mit Asmodis selbst anlegen, aber einige Bannsprüche gegen die Schwarzblütigen kenne ich inzwischen. Ansonsten habe ich das hier!«
    Mit der Linken zog er einen pistolenähnlichen Gegenstand halb aus der Innentasche seiner abgetragenen Jeans-Jacke. Michael Ullich wußte, daß dies das neuste Produkt der Forschungsabteilung war. Mit dieser Waffe konnte man Gegner durch Elektroschock bewegungsunfähig machen oder sie kurzfristig auf Laserstrahl umstellen.
    Leider waren nur wenige Einsätze möglich, da die Solarzellen der Batterie danach mindestens zwei Stunden in praller Sonne liegen mußten, damit die Defensivwaffe wieder Wirkung zeigte.
    »Ich wollte, ich hätte ein Laserschwert!« seufzte Tina Berner. Als großer Fan der Star-Wars-Filme lebte sie streng nach dem Kode der Jedi-Ritter. Wie Sandra Jamis war sie in fernöstlichen Kampfsportarten bestens geschult. Die beiden Girls wußten sich recht gut zu helfen.
    »Sieht eigentlich ganz friedlich aus, der Rheinfelsen.« Sandra Jamis musterte mit ihren klugen Augen jeden Zentimeter der Loreley. Ihrem scharfen Blick entging nichts.
    Auch nicht die blondhaarige Gestalt, die jetzt auf der Spitze der Loreley erschien.
    »Mich laust der Affe!« stieß das Girl mit den kurzen, dunklen Haaren recht undamenhaft hervor. »Da oben ist sie – die Hexe vom Rheinfelsen! «
    Alle ruckten herum. Ihre Blicke folgten dem ausgestreckten Finger Sandras. Dann entdeckten sie das blondhaarige Mädchen, das genau an der Stelle stand, wo der Felsen schroff abfällt.
    »Die kämmt sich ja … ganz wie die Loreley in dem Lied!« brach es aus Tina Berner hervor.
    »Sehr schön organisiert, mein Freund!« sagte Michael Ullich anerkennend. »Hoffentlich stellst du mich diesem bezaubernden Mädchen, das du da zu unserer Erbauung engagiert hast, nachher mal vor. Ich glaube, daß ich da…!«
    Der Rest des Satzes brach mit einem mühsam unterdrückten Schmerzlaut ab. Tina Berner hatte Maß genommen und zugetreten. Die Spitze ihrer Disco-Stiefel kollidierte mit Michael Ullichs Schienbein. Befriedigt erkannte das Mädchen, daß der Junge, mit dem sie manchmal sehr intime Beziehungen hatte, Schmerz verspürte. So
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