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0271 - Hexen-Zauber

0271 - Hexen-Zauber

Titel: 0271 - Hexen-Zauber
Autoren: Rolf Michael
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den Nibelungen, in einen Drachen, der jeden Menschen angriff, der sich meiner Höhle nahte. Um mein Lager herum häufte er voller Hohn, während der Schlaf bereits über mein Gemüt fiel, den ganzen Hort, den der Nibelung ihm schuf. Auch den Ring, für den er selbst keine Verwendung mehr hatte, da die Macht des Ringes nur auf dieser Welt von Nutzen ist, er selbst sich aber in die Straße der Götter wieder zurückziehen wollte. Und er wußte, daß auch ich durch die Macht des Ringes gezwungen werden konnte. In seiner Drachengestalt konnte Alberich den Ring nicht mehr benutzen!«
    »Ein Drache!« Regina Stubbe wurde aufgeregt. »Davon habe ich gehört. Da gibt es die Sage von Siegfried und Kriemhild!«
    »Ich war jene Kriemhild!« erklärte die Loreley. »Oder besser gesagt, ich übernahm den Geist der Königstochter Kriemhild, wie ich gleich deinen Geist und Körper übernehmen werde. Doch will ich dir dies noch erzählen, da du Interesse an alten Mären hast. Jener Siegfried war ein Abenteuerer, ein Herumtreiber, aber doch ein tapferer Kämpfer. Er kam von einem verräterischen Zwerg namens Mime geführt, an diesen Felsen. Es gelang ihm, den Drachen zu erschlagen. Doch in dieser Zeit war der Körper, den ich im Kampf gegen Wotan besaß, längst zu Staub zerfallen. So sah Siegfried nur den Nibelungenhort. Und den Ring. Als Siegfried den Zauberring an sich nahm, wurde mein Geist wieder frei. Ich schweifte umher und fand jene Kriemhild, die Königstochter des aufstrebenden Burgunderreiches. Ich schlich mich in ihr Unterbewußtsein ein und sorgte dafür, daß Siegfried sie zur Frau nahm. Ha, mit dem Reichtum des Hortes wäre es mir gelungen, Heere anzuwerben und sie in die Straße der Götter zu führen. Mit der Kraft des Ringes, den Siegfried nicht zu nutzen verstand, hätte ich das Tor geöffnet und mit der Tarnkappe, die Siegfried nur dazu benutzte, um sich Brunhild, der Gemahlin des Königs, in der Nacht zu nähern, wäre ich Zeus selbst gegenüber getreten. Doch ich dachte nicht daran, daß unser ehemaliger Bundesbruder Zeus überall seine Getreuen in den Welten hat. Am Königshof von Burgund war es der finstere Hagen von Tronje .«
    »Das ist doch der gemeine Mensch, der Siegfried erschlagen hat!« zeigte sich Regina Stubbe wissend.
    »Er tötete ihn und nahm ihm den Ring, bevor ich mich seiner bemächtigen konnte!« knirschte die Stimme der Loreley. »Damit konnte ich nicht mehr gegen ihn an. Es gelang Hagen von Tronje, den ganzen Hort an sich zu bringen und im Rhein zu versenken. Ich schickte Boten an Aetius, den Römer und Attila, den Hunnenkhan, daß sie mir zu Hilfe kommen sollten. Wie ich in einem meiner späteren Leben erfuhr, folgten sie meinem Ruf und zerstörten das Burgunderreich des König Gunther. Doch mir nutzte das wenig, denn Hagen von Tronje erschlug mich – oder besser gesagt, er erschlug den Körper der Kriemhild. Darum mußte mein Geist in den Rheinfelsen zurück. Wieder schlief ich bis zu dem Tage, wo ein gewisser Doktor Faustus durch Zufall das rechte Räuchwerk fand, um mich dem Leben wieder zu geben. Doch an deinen Gedanken erkenne ich … du kennst die Erzählung der Hexe Loreley. Schade um den Körper des Mädchens, den die Henkersknechte damals in den Rhein stürzten. Mich konnten sie nicht töten. Und jetzt, Mädchen, beginnt mein drittes Leben … in dir !«
    Regina Stubbe stieß einen gellenden Schrei aus …
    ***
    » Ich hab den Vater Rhein in seinem Bett gesehen…! « klang es nicht sehr schön, aber laut über das Achterdeck der »Germania«, einem Rheindampfer, der von Rüdesheim nach St. Goarshausen fuhr. Gerhard Forstmann dirigierte mit erhobenem Weinglas einen gemischten Chor sangesfroher Kehlen.
    »Hätte ich gewußt, daß das alles mit zum Betriebsausflug gehört, hätte ich die Aktion einem unserer Prokuristen aufgehalst, Micha!« stöhnte Carsten Möbius. Der ungefähr fünfundzwanzigjährige Erbe eines Riesenkonzerns stand an der Reling der »Germania« und machte alle Anzeichen, ins Wasser zu springen. »Oder wenn Väterchen hier dabei wäre. Er schätzt das deutsche Liedgut!«
    »Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen kennen keine Lieder!« lästerte Michael Ullich, sein Freund und Bodyguard, während der aufkommende Wind mit seinem mittellangen, in der Mitte gescheitelten Blondhaar spielte. Ein jungenhaftes Lächeln und herrliche blaue Augen sorgten dafür, daß es Michael Ullich bei der Damenwelt nicht besonders schwer hatte. Dazu kam, daß er
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