Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0271 - Hexen-Zauber

0271 - Hexen-Zauber

Titel: 0271 - Hexen-Zauber
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
frei Tina Berner in sexuellen Dingen manchmal dachte, ein kleines bißchen Eifersucht gehörte zur weiblichen Natur.
    »Die Bewegung der Arme … irgendwie komisch!« murmelte Carsten Möbius geistesabwesend. »Es ist, als zeichne das Mädchen Figuren in die Luft. Und der leise Gesang … trotz des Schiffslärms weht er bis hierher. Das geht nicht mit rechten Dingen zu! «
    »Was denn … es war gar nicht dein Einfall, uns hier die Loreley auf hohem Felsen zu präsentieren?« fragte Michael Ullich, während er sich das schmerzende Knie rieb und dabei den beiden Mädchen nachstarrte, die Hand in Hand nach Achtern gingen.
    »Was glaubst du, was mich dieser Spaß gekostet hätte…!« brach es aus Carsten Möbius hervor. Doch dann stockte ihm der Atem.
    Denn im gleichen Augenblick schien der Rheinfelsen zu explodieren …
    ***
    Spaziergänger, die zum Hotel auf der Loreley gingen, schrien auf, als sie das schlanke Mädchen sahen, das sich jenseits der Absperrung bis an den äußersten Rand des Felsens wagte. Jemand benachrichtigte die Hotelrezeption, daß sich ein Mädchen von der Höhe der Loreley in den Rhein stürzen wollte.
    Liebeskummer … ganz sicher war es Liebeskummer …
    Niemand achtete auf die seltsamen Gebärden, die das Mädchen vollführte, während sie mit dem Kamm durch ihr Goldhaar strich. Und der Gesang … die silberhelle Stimme sang Worte, die keiner Sprache zugeordnet werden konnten.
    Ganz offensichtlich Anzeichen beginnenden Irrsinns. Ein Irrsinn, der mit dem Todessprung in den Rhein enden mußte.
    » Tu es nicht, Mädchen! « wurden Rufe laut. »Das ist keine Lösung! Wir können über alles reden…!« wurden Rufe laut. »Die Polizei … die Feuerwehr … wo bleibt denn die Polizei … das junge Mädchen … da muß man doch was unternehmen…!« hörte man gedämpfte Stimmen murmeln.
    Doch über allem lag die Stimme von Regina Stubbe, mit der die Hexe Loreley die Zauberworte in einer Sprache sang, wie sie seit den Tagen der Altvorderen auf diesem Planeten nicht mehr gehört wurden.
    Ohne, daß es einer der Besucher ahnte, verformte sich tief unter ihren Füßen die Materie.
    Nackter, grober Fels türmte sich zu neuen Einheiten. Langsam, unmerklich, kam Ordnung in das Chaos der Materie. Durch die Zauberlitanei der Loreley wurden Wesen wieder erweckt, die seit den Tagen der Elben in festgefügten Banden ewigen Schlafs lagen.
    Im Rheinfels erwachte das Geschlecht der Steinriesen. Hier schlummerten sie seit den Tagen von Glarelion, als sie sich zum Kampf gegen die Elben aufmachte und hier am Rhein übernachtete. Der Hochkönig der Elben schonte zwar das Leben der ungefügigen Gesellen, doch sang er geheime Weisen zur Melodie der Harfe von Esh-dhun-damar , der die Steinriesen nicht wieder erwachen ließ. Mit ihren Zauberkräften türmten die Elben aus den massigen Körpern der Schlafenden auf und schufen so diesen gewaltigen Felsen im Rhein. Den Geologen fielen zwar die sonderbaren Schichten des Felsens auf, doch das Wissen aus den Tagen der Elben war nur noch den Kundigen offenbar und kein Wissenschaftler hätte hier die Wahrheit erkannt.
    Die Beschwörung der Loreley ließ die Körper der Steinriesen, die sich im Laufe der unnennbar großen Zeiteinheiten fest ineinander gefügt hatten, auseinander driften.
    Mehrere beherzte Männer, die auf Regina Stubbe zurennen wollten, um sie von der Felskante zurückzureißen, schrien auf, als sich der Boden unter ihren Füßen bewegte.
    Fast in Zeitlupe begann unter ihnen die Erde zu schwanken. Überall bildeten sich Risse im Boden.
    Männer brüllten auf. Frauen kreischten vor Angst.
    Doch über den panischen Schreckensrufen klang der Gesang der Loreley. Süß und lieblich … aber doch in fast befehlendem Ton.
    »Erdbeben!« hallten die Schreckensrufe über den Rheinfelsen. »Rettet euch! Ein Erdbeben! Jeder ist sich selbst der Nächste!«
    In diesem Moment dachte keiner mehr daran, daß dort vorne ein junges Mädchen stand, das durch die Bewegungen des Felsens nun rettungslos dem Tode geweiht war. Alles floh in Richtung des festen Landes, das von den Erdbewegungen nicht betroffen war.
    Niemand verstand die Worte, mit denen die Hexe Gewalten beschwor, die jenseits der menschlichen Vorstellungskraft lagen.
    Unirdisches Heulen erfüllte die Luft. Orkanartige Windstöße fegten über das Land. Dennoch hörten die in panischer Angst Fliehenden über dem aufkommenden Toben der Elemente die Stimme der Zauberin. Kaum einer der Menschen, die um ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher