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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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geschlagen.
    Den Rest des Mahles sprach niemand. Wir aßen eine umfangreiche Schwedenplatte: Weißbrot, belegt mit Fischmarinaden, Wurst, kaltem Bratenfleisch, Fleisch- und Tomatensalat und Eierschnitten.
    Die beiden Deutschen, Kirst und Frost, beobachteten die Angehörigen Elmar Larssons grinsend. Sie amüsierten sich sichtlich, genauso Gregor Yameshi. Die alte Priscilla Larot kicherte von Zeit zu Zeit. Selbst beim Essen mochte sie auf ihre unappetitliche Eule nicht verzichten. Sie fütterte Waldemar mit einigen Brocken, etwas fiel dabei auch manchmal unter den Tisch.
    Die Atmosphäre war alles andere als angenehm. Birgit Larsson war offensichtlich froh, als das Essen vorbei war. Kaum hatte sie aufgegessen, schob sie ihren Teller zurück, murmelte eine Entschuldigung und stürmte hinaus.
    Boris Schtscherbakow rülpste mächtig. Er griff nach der Aquavitflasche und schenkte sich ein. Im allgemeinen sind hochprozentige Alkoholika im hohen Norden dünn gesät; Gut Falö bildete aber eine Ausnahme. Hier gab es Schnaps in rauhen Mengen. Wer trinken wollte, fand immer eine Flasche.
    Ich nahm nach dem Essen einen Verdauungsschnaps und steckte mir eine Zigarette an. Der Ex-Söldner Peter Frost machte sich einen Spaß daraus, Ramadutta Ngaresh einen Punsch anzubieten, Arrak mit Zucker.
    Der gelbgekleidete, haarlose Yogi vom Ganges streckte abwehrend beide Hände aus. »Vishnu und Shiva sollen mich behüten, mir Körper und Geist mit solchem Teufelszeug zu vergiften.
    Geistige Getränke sind der Urin des Dämonengottes Hanuman und nichts anderes. Tabak ist Dreck von Mahisha.«
    »Die beiden müssen eine hervorragende Verdauung haben, wenn sie die ganze Erde mit dem Zeug versorgen können«, rief Frost und wollte sich ausschütten vor Lachen.
    Wir hörten ein Geräusch über uns, als rollte etwas über die Decke hinweg. Dann pochte jemand hart und herrisch dreimal. Alle sahen hoch zur Zimmerdecke.
    »Das ist der Alte«, sagte Olaf Sörensen. »Er will euch jetzt sprechen. Gunnar, führst du sie hinauf in die große Halle?«
    »Das soll Jens Albin tun«, brummte Gunnar Larsson. »Viel Vergnügen, meine Damen und Herren!«
    Ich sah, wie sich die Angehörigen duckten. Kein Zweifel, sie standen unter der Fuchtel des Alten, den sie alle grimmig haßten. Ich war gespannt auf den alten Gutsbesitzer. Was für ein Mensch mochte das sein, der so viel Haß unter seinen Angehörigen erzeugte und der aus der ganzen Welt eine derart sonderbare Gemeinschaft angeblicher Dämonenjäger zusammengerufen hatte?
    Höflich ließ ich Feodora Munoz auf der Treppe den Vortritt. Aristide Roux fegte vor uns wie ein Irrwisch her, und Ramadutta Ngaresh intonierte hinter mir ein psalmähnliches Gebet in Hindi.
    Jens Albin Brantlander trippelte mit gezierten Schritten an uns vorbei zu einer Tür. Er öffnete sie und deutete hinein.
    »Bitte einzutreten, die Herrschaften! Elmar Larsson gibt sich die Ehre.«
    Wir traten in die große Halle. Der Gutsbesitzer erwartete uns.

    Einige Wochen zuvor
     
    Der Hunger wurde immer schlimmer. Er wurde ein geschickter Jäger, aber das Fleisch der Beutetiere vermochte seine Gier nicht zu stillen. Nur Menschenfleisch konnte es, Menschenfleisch und Menschenblut.
    Er strich nachts um die Dörfer herum, um die abgelegenen Gehöfte, das Holzfällerlager und um Gut Falö. Die Hunde heulten jämmerlich, wenn er in die Nähe kam, und verkrochen sich dann winselnd in eine Ecke. Verzweifelt wehrte er sich gegen das, was seine Natur ihm aufzwingen wollte.
    Am vierten Tag nach seinem Erwachen wagte er es, sein Spiegelbild im Wasser zu betrachten. Er konnte sich in etwa denken, wie er aussah, seine tastenden Vorderläufe mit den degenerierten Krallenfingern verrieten es ihm. Aber er hatte Angst davor gehabt, sich durch Augenschein zu überzeugen. Nun aber nahm er einen Stein und zertrümmerte die zentimeterdicke Eisdecke auf einem See. Im dunkeln, eiskalten Wasser sah er sich.
    Sein Kopf war der eines Wolfes. Er hatte eine Schnauze, lange Reißzähne und spitze Ohren. Hinter den Ohren wucherte eine dunkle Mähne; sie fiel bis in den Nacken, wie bei einem Löwen.
    Er hob den Kopf und heulte schaurig in den wolkenverhangenen Himmel. Sein Körper war so groß wie der eines kräftigen Mannes. Seine Schultern waren breit, seine Brust hatte den Umfang eines Schwerathleten. Sein Körper war von einer schwarzen, durch einige silberne Haarsträhnen gesprenkelten Mähne bedeckt. Er vermochte aufrecht zu gehen, aber auf allen vieren bewegte er
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