Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
ging ich in den geräumigen, holzgetäfelten Aufenthaltsraum, um mir die anderen Jäger anzusehen, die wie ich zur Werwolfjagd hergekommen waren.
    Meine »Kollegen« erwarteten mich bereits. Sie waren ebenso neugierig auf mich wie ich auf sie. Mit mir waren es insgesamt neun Werwolfjäger. Und wer da alles erschienen war!
    Da waren zunächst die beiden Deutschen, Peter Frost und Alexander Kirst. Frost war nicht weit über die Zwanzig, aber er hatte bereits im Pubertätsalter zu einer Söldnertruppe gehört, wie er sagte. Er hatte ein rasiermesserscharf geschliffenes und spitzes Bajonett, an dem er ständig herumfingerte, am Gürtel hängen.
    Kirst war älter als er, Anfang bis Mitte Vierzig. Er war sehr groß, athletisch gebaut und breitschultrig. Er sprach wenig. Ich hielt ihn für einen gebildeten Mann, der jetzt ein Abenteurer geworden war. Damit lag ich genau richtig. Er und Frost gehörten zusammen, und zwar so eng, daß es bei den anderen zur geflügelten Redewendung geworden war, zu sagen: Das hält zusammen wie Kirst und Frost.
    Dann war da Gregor Yameshi, ein geheimnisumwitterter Mann aus dem Himalajagebiet. Sein Vater war Brite, wie er sagte, seine Mutter Inderin; er selber war staatenlos. Er erzählte ganz ernst im Gesprächston, in den Hängen des Nanga Parbat habe er etliche Yetis erlegt. Die Rotchinesen zahlten hohe Prämien für die seltenen Exemplare, die lebend leider nicht zu fangen seien.
    Boris Schtscherbakow, den Russen mit der Mönchskutte, hatte ich genauso wie Yameshi vor dem Gästehaus bereits gesehen. Niemand konnte sagen, daß Schtscherbakow trank; er soff. Ständig hatte er eine Flasche bei sich, und er mußte konstant mindestens zwei Promille haben. Er stank nach Schweiß und Alkohol, daß niemand in seine Nähe kommen mochte. Mit seiner heiseren Stimme erzählte er von seinen bisherigen Abenteuern in den Weiten Sibiriens, in denen der Arm Moskaus keinerlei politisches Gewicht hatte.
    »In den abgelegenen Gegenden Rußlands gibt es immer noch zuhauf Dämonen, böse Geister und Gespenster«, sagte er in seinem kehligen und kaum verständlichen Englisch. »In der Einsamkeit können sie ihren Neigungen nachgehen, ihre finsteren Leidenschaften befriedigen, viel ungefährdeter als in den Städten. Ich könnte euch Geschichten erzählen, Geschichten … vom Kommandanten eines Straflagers in Sibirien etwa, der ein Vampir war. Ich habe ihn gepfählt, mit diesen meinen Händen.«
    Die letzten beiden Sätze brüllte er heraus. Dabei streckte er seine klobigen Pfoten aus, daß jeder sie sehen konnte. Dann versank er wieder in Schweigen, murmelte nur ab und zu einige Worte vor sich hin.
    Aristide Roux gehörte auch zu den Werwolfjägern. Er war ein agiler, kleiner Franzose mit Baskenmütze und Schnurrbärtchen und er trug Schuhe mit hohen Absätzen, um größer zu erscheinen, und farbenprächtige, bunte Kleidung. Er sprudelte Worte und Sätze in einem drolligen, verdrehten Englisch hervor.
    »Ich bin ein Wünschelrutengänger, Messieurs et Mesdames«, sagte er. »Ich spüre Orte auf, an denen Verbrechen stattgefunden haben – ich spüre sie mit meinem sechsten und siebten Sinn.«
    »Gestern noch war es der achte«, sagte Kirst ruhig.
    Roux fuchtelte mit den Händen herum. »Es kommt und geht. Ich folge jeder Spur mit meiner Rute.«
    Ich hielt ihn für einen Spinner und Scharlatan, wie einige von den anderen auch.
    Am meisten von den Anwesenden faszinierte mich Feodora Munoz, eine bildschöne brasilianische Mulattin. Sie war mittelgroß, hatte langes über die Schultern herabfallendes blauschwarzes Haar und fast schwarze Augen. Ihre kleine Nase hatte einen energischen Schwung. Sie trug einen Skidreß, der sich eng an ihren Körper schmiegte. Ich fragte mich, wie eine junge Frau wie sie zur Werwolfjagd kam.
    »Meine Mutter war eine mächtige Mamaloi«, sagte sie, »eine Voodoo-Priesterin. Mein Vater hat lange Jahre auf allen möglichen Kautschukplantagen am Amazonas gearbeitet und von den eingeborenen Medizinmännern der Indios allerlei geheimnisvolle Riten und Beschwörungen gelernt. Ich selber verfüge über übernatürliche Kräfte. Ich kann manchmal in die Zukunft sehen und Dinge bewegen oder verformen, ohne daß ich sie anrühre. Auch bin ich ein Medium, das, in Trance versetzt, sehen kann, was an weit entfernten Orten vorgeht.«
    Ich hatte nicht den Eindruck, daß sie log oder übertrieb. Sie konnte nützlich sein.
    So schön Feodora Munoz war, so häßlich war Priscilla Larot, die anscheinend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher