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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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ein altertümlicher offener Kutschwagen mit einem ledernen Verdeck, das heruntergeklappt war.
    Im Kutschwagen konnten zwei Personen sitzen, und hinten war eine Gepäckablage. Ein graubärtiger Mann mit einem dunklen Umhang und einem steifen Hut saß auf dem Kutschbock. Zwei prächtige Rappen zogen den Wagen.
    »Sie werden abgeholt«, sagte der Stationsvorsteher zu mir. »Der alte Knecht gehört zu Gut Falö.«
    Ich nahm meinen Handkoffer, verabschiedete mich und ging hinaus. Eine alte Bauersfrau, die im Lokal dicke Kanten von einem Laib Bauernbrot und einem kleinen Rollschinken abschnitt, bekreuzigte sich, als ich hinausging.
    Der graubärtige Knecht sah mir entgegen, die Peitsche in der Hand. Er sagte kein Wort. Seine Augen waren verschiedenfarbig, das eine dunkel, das andere hell. Ich stieg in den Wagen. Der Graubärtige knallte mit der Peitsche, und die beiden Rappen rannten los. Der Knecht fuhr wie vom Teufel gehetzt aus Falun heraus gen Westen. Er trieb die Pferde zum Galopp an.
    »He, was soll das?« rief ich. »Was fährst du so verrückt, Alter?«
    Er antwortete nicht. Während der ganzen zweistündigen Fahrt durch die Flußebene sprach er kein Wort. Ich versuchte es mit meinen paar Brocken Schwedisch, aber auch darauf reagierte er nicht.
    »Klotzkopf!« brummte ich und kümmerte mich nicht mehr um ihn.
    Es war bitterkalt. Links floß der Dalälv, rechts sah ich in einigen Kilometern Entfernung bewaldetes Hügelland. Dazwischen lagen Felder und Acker, die allesamt zu Gut Falö gehörten, wie mir der Stationsvorsteher gesagt hatte.
    Es war ein schönes urwüchsiges Land. Die Wälder waren tief verschneit. Wir kamen an ein paar kleineren Seen vorbei, fuhren auf Brücken und Stegen über Wasserläufe. Die Hufe der Pferde trommelten auf dem hartgefrorenen Boden. Manchmal ging es auch querfeldein, aber der Graubart dachte nicht daran, das Tempo zu vermindern. Der schlecht gefederte Wagen krachte in allen Fugen.
    Nach gut zweistündiger Fahrt sahen wir endlich den Gutshof vor uns. Er lag unweit des Zusammenflusses von Västerdalälv und Osterdalälv zum Dalälv. Den Gutshof umgaben Felder und Acker, im Norden reichte der Wald bis auf einen halben Kilometer heran.
    Ich hatte meine Beine mit einer Decke zugedeckt, die unter dem Sitz gelegen hatte. Meinen Oberkörper hielt die gefütterte Lederjacke warm, an den Spitzen meines Oberlippenbarts hing Reif.
    Der Gutshof war viel größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte, fast schon ein Dorf für sich. Im Zentrum stand das aus rotem Stein gemauerte Gutshaus – wuchtig, breit und klotzig, mit einem Obergeschoß und einem Walmdach. Einige Bauten waren an das Gutshaus angefügt, und im Karree gruppierten sich darum herum langgestreckte Gesindehäuser, Ställe, Schuppen, Scheunen, Magazine, eine große Halle, die den umfangreichen Fuhrpark und eine gutseigene Werkstatt enthielt, und andere Gebäude. Es gab mehrere Getreidesilos. Aus den Schornsteinen kräuselte sich grauer Rauch in den strahlendblauen Winterhimmel. Die Sonne war bereits zur Hälfte hinter den bewaldeten Hügeln jenseits des Flusses untergegangen.
    Wir fuhren auf den großen Gutshof. Männer, Frauen und Kinder betrachteten mich neugierig. Mindestens anderthalb Dutzend Hunde kläfften.
    Der graubärtige Knecht zügelte die schweißbedeckten Rappen. Ein großer, bulliger und rotgesichtiger Mann mit einer dicken, braunen Joppe kam angelaufen und fing an, den Graubart heftig auszuschimpfen. Der verteidigte sich mürrisch und deutete mehrmals auf den Horizont, der von der Abendsonne rötlich gefärbt wurde. Offensichtlich hatte er den Gutshof erreichen wollen, ehe die Dämmerung einsetzte.
    Wir standen auf dem freien Platz vor dem Gutshaus mit der überdachten Veranda. Der Knecht fuhr den Wagen in die Remise, nachdem ich meinen Koffer an mich genommen hatte, spannte die Rappen aus und führte sie in den Stall.
    Vor einem langgestreckten Holzbau sah ich eine merkwürdige Gestalt, die in diese Umgebung wie ein Nudist in die Kardinalssynode paßte. Der Mann trug einen Turban, braune Khakikleidung und sich kreuzende Patronengurte über der Brust. Er hatte einen wallenden, grauen Vollbart, ein scharfgeschnittenes, tiefgefurchtes, braungebranntes Gesicht und einen stechenden Blick, wie ich sogar aus der Entfernung erkennen konnte. Er stützte sich lässig auf eine großkalibrige Elefantenbüchse, mit der er vielleicht nicht durch die Mauern des Tower in London hindurchschießen konnte, sonst aber durch ziemlich
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