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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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sechs Väter und sieben Mütter aus allen möglichen Nationen und Ecken und Enden der Welt gehabt hatte und nirgends einzuordnen war. Sie kleidete sich wie eine Zigeunerin mit allen möglichen bunten Fetzen und stützte sich auf einen Knotenstock; eine Eule, die auf einem Auge blind war, saß auf ihrer Schulter. Das Tier hörte auf den Namen Waldemar. Die Alte behauptete allen Ernstes, Waldemar bringe ihr geheime Botschaften aus dem Tierreich und den Regionen des Übernatürlichen, in das viele Tiere Einblick hätten. Dabei sah Waldemar so aus, als verwendete ihn die alte Hexe auch als Flederwisch.
    »Ich kann wahrsagen«, verkündete die Alte, »aus der Hand lesen und Krankheitsherde auspendeln. Unzähligen Menschen habe ich schon geholfen und ihnen das Leben gerettet. Georges Pompidou könnte heute noch am Leben sein, wenn er auf mich gehört hätte, und die Königin von England wollte mich sogar in den Adelsstand erheben, was ich aus angeborener Bescheidenheit abgelehnt habe.«
    Ein paar lachten, Yameshi tippte sich an die Stirn.
    Schtscherbakow schrak plötzlich aus seinem Brüten auf, schrie: »Schwesterchen!« und klatschte sich auf die Schenkel. Dann versank er wieder in Schweigen, murmelte nur ab und zu vor sich hin.
    »Ihr glaubt mir nicht?« sagte die Alte. »Ich kann die Zukunft lesen, nicht nur aus der Hand, sondern auch aus Erde, Kot und Tiereingeweiden. Besonders aus dem Kot eines Menschen kann ich alles über seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft wahrsagen. Wir können gleich die Probe aufs Exempel machen.«
    Es wollte sich aber niemand zur Verfügung stellen. Priscilla Larot schwieg fortan beleidigt. Nur Waldemar krächzte ein paar Mal.
    Der letzte in der Runde war Ramadutta Ngaresh vom Ganges. Er trug ein gelbes Gewand, einen Sari, und war kahlgeschoren. Er mochte um die fünfzig Jahre alt sein, hatte ein listiges zerfurchtes Gesicht und schwatzte ständig Unsinn. Er behauptete, mit allen möglichen Gottheiten der indischen Mythologie in Verbindung zu stehen und von diesen übernatürliche Kräfte erhalten zu haben. Durch Handauflegen wollte er Krankheiten heilen, Dämonen wollte er mit seinem Blick vernichten, und außerdem wollte er noch hellsehen können und eine ganze Menge anderer magischer und übernatürlicher Fähigkeiten beherrschen. Eigentlich gab es nichts, was er nicht konnte, seinen Angaben nach zu urteilen. Doch er hatte sich eine Hintertür offengehalten.
    »Manchmal gelingt es mir nicht, meine übernatürlichen Fähigkeiten anzuwenden«, teilte er resigniert mit. »Dämonen haben sich verschworen, mir zu schaden und mich zu vernichten.« Erregt schlug er mit seinem Krummstab auf den Tisch. »Aber das wird ihnen nicht gelingen, denn die Götter sind auf meiner Seite.« Er seufzte. »Besonders Hanuman, der affenartige König der Dämonen, und der Stierdämon Mahisha spielen mir oft schlimme Streiche.«
    Er behauptete, die gesamte Wissenschaft des Abendlandes sei purer Unsinn, die Wissenschaftler und Gelehrten allesamt arme Toren, die bestenfalls Teileinblicke ins Wesen des Universums erlangen konnten. Nur er, Ramadutta Ngaresh, hatte alles klar erfaßt.
    »Leider hat Hanuman bis jetzt verhindern können, daß ich meine Religion und mein Wissen über die ganze Welt verbreite. Aber das kommt schon noch. Wußten Sie übrigens, daß schon in den viertausend Jahre alten indischen Veden von mir geschrieben steht – als dem großen Wahrheitsverkünder und Erlöser, Mr. Hunter?«
    Ich mußte mich bemühen, ein ernstes Gesicht zu machen. »Das muß ich doch glatt überlesen haben.«
    »Hanuman hat Ihren Blick getrübt.«
    »Wahrscheinlich.«
    Er riß die Augen auf und machte ein Zeichen in der Luft. »Das ist Abrazda, die Schlange«, sagte er todernst.
    Er merkte nicht einmal, daß ich ihn auf den Arm nahm. Er war ganz einfach übergeschnappt.
    Diese bunt zusammengewürfelte Schar hatte der Gutsbesitzer Elmar Larsson also aufgeboten, um einen Werwolf zur Strecke zu bringen. Ich wußte nicht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte. Aber was immer auch geschah, Unterhaltung würde es auf jeden Fall geben.

    Nach den Werwolfjägern lernte ich auch die Angehörigen des alten Gutsbesitzers kennen, nähere und entferntere. Wir – die anderen Jäger und ich – speisten zusammen mit ihnen im Gutshaus. Elmar Larsson selber, der alte Gutsbesitzer, war beim Abendessen nicht zugegen.
    Den anderen Jägern hatte ich bei der allgemeinen Vorstellung meinen Namen genannt und gesagt, ich
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