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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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sich leichter und schneller voran, außerdem hatte er so die Nase, mit der er Fährten und Gerüchen zu folgen vermochte, näher am Boden. Seine Vorder- und Hinterläufe waren kräftige, stämmige Säulen mit degenerierten Krallenhänden und -füßen. Sie hinterließen im Schnee Spuren, die eher von einem Gorilla zu stammen schienen als von einem Wolf.
    Er war ein Ungeheuer, ein Monstrum, ein Werwolf. Der Fluch der Lykanthropen hielt ihn in seinem Bann und zwang ihn, unbarmherzig zu handeln und zu leben nach Werwolfart. Er war einsam und verflucht, gefangen im Körper der Bestie.
    Er wollte nicht töten, keinen Menschen, aber das Morden lag in seiner Natur.
    Am fünften Tag nach seinem Erwachen riß er den Jäger. Er war über eine Lichtung gepirscht auf den Spuren eines verwundeten Hirsches, als plötzlich ein Stück von ihm entfernt auf einem Hochsitz ein Mündungsblitz aufzuckte; ein Schuß krachte, und etwas fuhr glühend heiß in seine Flanke. Er jaulte auf vor Schmerz. Gleich darauf krachte der zweite Schuß aus der Doppelflinte des Jägers. Der Werwolf überschlug sich getroffen.
    Er war aber nicht verwundet; die Einschüsse schlossen sich sofort.
    Zorn stieg in dem Werwolf auf wie eine heiße Woge. Er blieb im Schnee liegen und sah den Jäger näher kommen. Der hatte die Doppelflinte nachgeladen und stieß ihn mit dem Stiefel an.
    Was erlaubte der Elende sich? Hatte er ihm etwas getan? Verzweifelt hatte er sich zusammengenommen, um ihn und seinesgleichen zu schonen, und zum Dank dafür schoß der Jäger auf ihn und fügte ihm Schmerzen zu. Er roch die Ausdünstung des Menschen, spürte das warme, pulsierende Blut in seinem Körper, und die Gier übermannte ihn. Knurrend fuhr er hoch.
    Der Jäger schrie auf, zum Schuß kam er nicht mehr. Sein Schrei endete, als der Werwolf ihn auf den Rücken warf und seine Reißzähne in seinen Hals grub. Rot und warm schäumte es aus der zerrissenen Halsschlagader in den Rachen des Werwolfes.
    Es war ein Rausch, der alles vergessen ließ. Satt und mit blutbeschmierten Lefzen kehrte der Werwolf an diesem Tag in seine Höhle zurück. Er schlief und träumte die wilden Träume seiner Art. Am Morgen erst wurde ihm bewußt, was er getan hatte. Wilder Zorn und Verzweiflung erfaßten ihn; Zorn gegen die, die ihn zu dem gemacht hatten, was er jetzt war; Verzweiflung über sein Los, das er nicht ändern konnte, über seine Natur, die ihn zu morden und eine Bestie zu sein zwang.

    Elmar Larsson zu begegnen, war ein echtes Erlebnis. Er war neunundsiebzig Jahre alt, von der Hüfte abwärts gelähmt, seit er im Wald unter einen umstürzenden Baum geraten war, und so zäh wie Juchte. Er saß im elektrisch betriebenen Rollstuhl. Sein Gesicht war ein kantiger, fleischloser Totenschädel mit flammenden Augen, der Mund eine harte, dünne Linie. Das schlohweiße Haar stand in kurzgeschorenen Büscheln ab. Der Körper war knochig, die Hände ähnelten Krallen.
    An der linken Seite des Rollstuhls war eine Pistole befestigt, rechts eine Peitsche mit sechs Meter langen geflochtenen Riemen, in die Knoten eingeknüpft waren. Auf den ersten Blick war ihm zuzutrauen, daß er sie auch zu benutzen wußte. Wenn ich je einen Teufel von einem alten Mann gesehen habe, dann war er es.
    »Setzt euch!« herrschte er uns an. »Ich habe mit euch zu reden.«
    Die Halle war sehr groß und geräumig. Im Kamin, in dem man einen Ochsen hätte am Spieß braten können, prasselte ein Feuer. An der Wand hingen alte Ölgemälde, Jagdtrophäen und Waffen. Es sah aus wie in einer Räuberburg, und die Luft war erfüllt vom Gestank nach Schnaps und den Ausdünstungen des alten Körpers. In dem Kasten vorn am Sitz des Rollstuhls steckten zwei Flaschen, von denen die eine noch halb gefüllt war.
    Larsson sprach ein gut verständliches, wenn auch stark akzentuiertes Englisch. »Ich habe euch hierher kommen lassen, weil ihr Dämonen und Ungeheuer zur Strecke bringen könnt oder die Geheimnisse des Okkulten kennt und übernatürliche Fähigkeiten besitzt. So hörte ich jedenfalls. Wenn einer unter euch ein Schwindler ist, soll er lieber gleich gehen, denn sonst wird es bitter für ihn.«
    Keiner von uns rührte sich von der Bank, auf der wir saßen. Seine Blicke schweiften mit einem wilden Ausdruck über uns hinweg.
    »Ihr sollt einen Werwolf zur Strecke bringen, der sich seit einigen Wochen hier herumtreibt; einen Werwolf, mit dem ich eine persönliche Feindschaft unterhalte und den ich hasse. Wer ihn erlegt, bekommt eine
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