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027 - Das Henkersschwert

027 - Das Henkersschwert

Titel: 027 - Das Henkersschwert
Autoren: Neal Davenport
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vorsichtig ihre rechte Hand aus und strich über das volle Haar des Mädchens. Cocos Gesicht war starr. Lilians Hand liebkoste sie. Das Haar fühlte sich so angenehm weich an.
    Dorian kniff die Augen zusammen. Er hatte es noch immer nicht überwunden, daß ihn Lilian nicht erkannte.
    »Danke«, sagte Lilian und zog ihre Hand zurück. Sie stand ruhig da und lächelte.
    »Begleiten Sie bitte meine Frau, Mr. Barrett!« bat Dorian und wandte seinen Blick nicht von Lilians Gesicht ab.
    Es wirkte wieder teilnahmslos. Sie nahm im Augenblick nichts von der Umwelt wahr.
    »Kommen Sie, bitte, mit, Mrs. Hunter!« sagte Barrett und griff nach Lilians rechtem Arm.
    Willig ließ sie es zu, daß der Psychiater sie den Korridor entlangführte.
    »Ich komme bald nach«, sagte Dorian und drehte sich um. Sein Blick fiel auf Helnwein, der ihm zunickte. Dorian winkte ihm zu und sah seiner Frau nach.
    Der Psychiater wandte den Kopf um und zwinkerte Dorian zu.
    Hunter ballte die Fäuste. So schlimm hatte er sich den Zustand seiner Frau nicht vorgestellt. Er sah Coco an, und der Ausdruck seiner Augen änderte sich. Sie war eine aus der Schwarzen Familie, die am Zustand seiner Frau schuld war.
    Dr. Burger legte einen Arm um Dorians Schulter. »Ich kann mir vorstellen, was in Ihnen vorgeht, Mr. Hunter. Aber es ist möglich, daß sich der Zustand Ihrer Frau bald bessert.«
    »Ich glaube nicht daran«, sagte Dorian grimmig. »Sie ist unheilbar krank. Sie brauchen nichts zu sagen, Doktor.«
    Helnwein war näher gekommen.
    »Einen Augenblick noch, Herr Helnwein«, sagte Dorian. »Ich gebe Ihnen einen Scheck, Dr. Burger.«
    Gemeinsam mit dem Arzt betrat er das Zimmer. Helnwein blieb neben Coco stehen.
    »Guten Tag, Fräulein Zamis«, sagte Helnwein.
    Es kam ihm so vor, als würde das Mädchen aus einer Erstarrung erwachen. Sie sah ihn an, erkannte ihn aber erst nach einigen Sekunden.
    »Guten Tag, Herr Helnwein«, sagte sie.
    »Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, Fräulein Zamis.«
    »Ja, lange nicht«, sagte sie. »Was tun Sie hier?«
    »Ich habe eine Verabredung mit Herrn Hunter.«
    »Ach ja. Er sprach davon.«
    Dorian trat aus der Tür und schüttelte Dr. Burger die Hand. »Vielen Dank für alles«, sagte er.
    »Wir taten, was möglich war, Herr Hunter. Leider konnten wir Ihrer Frau nicht viel helfen. Sie müssen Geduld haben. Kopf hoch! Sie wird schon gesund werden.«
    Dorian schüttelte den Kopf. Er hatte Cocos Mantel mitgenommen, und das Mädchen schlüpfte hinein.
    »Gehen wir«, sagte Dorian.
    Er ging vor, Helnwein und Coco folgten ihm. Als sie vor die Klinik traten, fuhr eben der Krankenwagen ab. Dorian biß sich auf die Unterlippe.
    »Setz dich einstweilen ins Auto, Coco!« sagte er und reichte ihr die Autoschlüssel.
    »Auf Wiedersehen, Herrn Helnwein«, sagte sie und gab ihm die Hand.
    Helnwein sah ihr nach.
    »Das Mädchen ist völlig verstört«, sagte der Alte. »So habe ich sie noch nie gesehen. Was haben Sie mit ihr vor, Herr Hunter?«
    »Sie will, daß ich sie nach London mitnehme«, sagte Dorian, »aber ich denke nicht daran. Ich habe andere Pläne mit ihr.« »Was haben Sie mit ihr vor?«
    Dorian lachte leise. »Das sage ich Ihnen nicht, Herr Helnwein. Es ist besser, wenn Sie nicht zu viel wissen. Zeigen Sie mir, bitte, das Schwert!«
    Helnwein öffnete den Karton und holte eine Holzschatulle hervor. Er legte den Karton auf den Boden und reichte Dorian die Schatulle. Hunter öffnete den Verschluß, klappte den Deckel auf und stieß einen leisen Pfiff aus.
    Die Schatulle war mit blauem Samt ausgeschlagen, und darin lag ein mehr als ein Meter langes Schwert mit einem kunstvoll verzierten Griff.
    »Ein Henkersschwert«, sagte Helnwein. »Aus Spanien. Mindestens fünfhundert Jahre alt.«
    Dorian starrte fasziniert die Waffe an. Das Schwert war gekrümmt, doppelschneidig und hatte eine Klinge, die so breit wie eine Männerhand war. Er packte das Schwert am Griff und hob es heraus. Die Klinge funkelte wie Silber.
    »Ein prachtvolles Stück«, sagte Dorian und sah den Knauf genauer an, der aus verschieden großen
    Rubinen bestand und eine sich windende Schlange darstellte.
    »Was soll dieses Schwert kosten?« fragte Dorian.
    »Ich schenke es Ihnen«, sagte Helnwein, »wenn Sie mir einen Wunsch erfüllen.«
    »Und der ist?«
    »Nehmen Sie Coco mit nach London!«
    »Das kommt nicht in Frage«, keuchte Dorian und legte das Schwert zurück. »Da verzichte ich lieber auf diese Kostbarkeit.« Bedauernd klappte er die Schatulle zu.
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