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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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daran.
    Es rührte sich nicht von der Stelle.
    Ich griff hinter die Regenrinne und tastete mit den Fingern über den rauhen Verputz.
    Ich fand, was ich erwartet hatte: Eine schmale Rille, die von oben nach unten verlief.
    Behutsam klopfte ich mit dem Lauf meiner Pistole gegen die Wand. Und siehe da, es gab einen sehr hellen Ton.
    Ich preßte die Finger meiner linken Hand gegen die Mauer und bewegte diese vorsichtig. Die ganze Wand — drei Yard hoch, zwei Yard breit — klappte empor wie das Tor einer modernen Garage.
    Der Raum dahinter lag fast völlig in Dunkelheit gehüllt.
    Ich versuchte, meine Augen an das karge Licht zu gewöhnen. Nach einigen Augenblicken gelang es mir. Ich tastete mich vorwärts.
    Meine Sinne waren aufs Äußerste gespannt. Jede Sekunde rechnete ich mit dem Überfall des Mörders, der mir gegenüber im Vorteil war, da er mich kommen sah. Ich konnte nur auf meine Kampferfahrung und meine Reaktions- Schnelligkeit vertrauen.
    Ich machte noch zwei Schritte. Plötzlich klappte die getarnte Tür hinter mir ins Schloß. Völlige Finsternis umfing mich.
    Ein ganz leichter Luftzug war zu verspüren. Ein Luftzug, der von einer schnellen Bewegung herrühren mußte, die unmittelbar vor mir ausgeführt wurde. Ich hatte den Gangster gefunden.
    Ich benutzte die Smith and Wesson als Hiebwaffe, und ich traf gut. Ich vernahm ein gurgelndes Geräusch. Etwas Schweres, Weiches fiel auf mich. Es war der Körper eines Mannes. Ich stieß ihn zurück. Es gab ein dumpfes Geräusch, als er zu Boden plumpste.
    Noch während ich in den Taschen nach meinem Feuerzeug suchte, wurde ich von hinten gepackt.
    Zwei klobige Fäuste griffen nach meinem Hals. Ich produzierte einen klassischen rabbit punch — einen Kaninchenhieb —, der ganz in der Art der Karnickel mit dem Fuß ausgeführt wird. Man kann ihn natürlich nur dann anwenden, wenn sieh der Gegner hinter einem befindet.
    Man zieht ganz einfach das Knie an und knallt den Absatz des Schuhes gegen das Knie des Gegners.
    Ich hörte ein Schnaufen, einen unterdrückten Schmerzensschrei und erkannte an der Stimme, daß es sich um Bibbo handelte. Die Hände lösten sich von meiner Kehle. Ich fuhr auf dem Absatz herum und landete einen sunday punch — einen Sonntagsschlag. Wieder benutzte ich die Pistole als Hiebwaffe.
    Jetzt endlich hatte ich mein Feuerzeug aus der Tasche bekommen.
    Ich knipste es an.
    Die Flamme flackerte heftig.
    Ich blickte mich um.
    Ich stand in einem großen, kellerartigen Gewölbe. Zu meinen Füßen lagen John Bibbo und Rodrigo Colon. Beide waren bewußtlos.
    Der Boden war mit Dielen ausgelegt.
    Linker Hand war eine Tür, die in einen Nebenraum führte. Ich ging zu der Tür, stieß sie auf und trat langsam ein.
    Der Raum war leer bis auf drei Särge.
    Ich stand wie versteinert.
    Es waren drei sehr neue Särge, groß und wuchtig. Dunkles, gemasertes Holz, schmiedeeiserne Griffe.
    Ich trat zu dem ersten Sarg und hob vorsichtig den Deckel an.
    Im Inneren des Sarges lagen fünf weiße Beutel von der Größe einer Reisetasche.
    Ich öffnete den einen und sah meine Erwartung erfüllt.
    Der Beutel enthielt Rauschgift. — Haschisch und Marihuana-Zigaretten.
    Auch der zweite Sarg war bis an den Rand mit den weißen Beuteln vollgepackt.
    Ich ließ den Deckel sinken und machte mich jdaran, auch den Inhalt des dritten Sarges zu überprüfen. Als ich den Deckel - lautlos anhob, sah ich etwas, das mir das Blut in den Adern fast erstarren ließ.
    In dem Sarg lag Louis Gordon.
    Die fünf Tage alte Leiche des Districts-Attomey-Beauftragten aus Los Angeles trug noch immer den Kupferdraht um den Hals. Ich ließ den Deckel fallen, und es gab ein dumpfes Geräusch, das in dem engen Raum widerhallte.
    Ich verließ die unheimliche Stätte. Als ich durch die Tür trat, sah ich Malcolm Messer. Er stand hinter Bibbo und Colon, die noch immer auf dem Boden lagen. Er hielt eine schwere Pistole in der Rechten. Ich sah, wie die Mündung eine kleine Kurve beschrieb und dann genau auf meinen Magen zeigte.
    Wir zogen fast gleichzeitig durch. Die Detonation in dem Gewölbe war so laut, daß ich meinte, man müsse es draußen auf der Warren Street hören.
    Ich hatte um den Bruchteil einer Sekunde eher durchgezogen als Messer. Trotz der Eile hatte ich' gut gezielt. Meine Kugel riß dem Killer die Pistole aus der Hand.
    Malcolm Messer schrie kurz auf. Dann spreizten sich seine Hände, als wolle er mich anspringen. Seine Rechte griff zur Wand. Im nächsten Augenblick hielt er eine schwere
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