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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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Arm hing schlaff herab. Die Dienstpistole unseres Kollegen lag auf dem Teppich. Humphrey hielt die Augen geschlossen. Ich sah, wie sich die weiße Hemdbrust rot färbte. Das Blut stürzte aus einer Wunde hervor. Ich konnte es genau sehen, denn Humphreys Jackett stand offen und klaffte weit auseinander, so als biete sich die lebensgefährliche Verwundung unseres Kollegen wie ein neuer Triumph des Mörders Malcolm ‘ Messer dar.
    »Kümmere dich um ihn«, rief ich Phil zu und schoß wie von der Sehne geschnellt durch den Flur. Mit wenigen Sprüngen war ich an der Tür. Ich wandte noch einmal den Kopf und sah, wie Phil sich um den Kollegen bemühte. Humphrey knickte jetzt in den Knien weg. Phil fing den schweren Körper auf und ließ ihn behutsam zu Boden gleiten.
    Ich riß die Tür auf und steckte vorsichtig den Kopf ins Freie.
    Der Nachmittags verkehr auf der Straße bot das gewohnte Bild.
    Nichts, was auf den ersten Blick verdächtig erschien.
    Meine Blicke wanderten in die Runde.
    Ein großer Plymouth schob vorbei. Eine Frau saß axn Steuer.
    In einer Entfernung von etwa fünfzig Yard stand ein gelber Wagen vor einem Drugstore. Ich sah genauer hin und erkannte, daß es ein Buick war. Der Wagen wurde in diesem Augenblick gestartet. Er fuhr langsam an und wurde dann immer schneller.
    Doch noch als der Wagen langsam anfuhr, scherte er etwas nach links.
    Wie ich jetzt sehen konnte, stand wenige Schritte vor dem Buick ein Milchwagen, um den der Buick seinen Weg suchen mußte. Als er sich in den fließenden Verkehr einfädelte, bekam ich für einige Sekunden einen guten Blick auf den Fahrersitz. Dort hockte ein Mann. Ich sah ihn nur undeutlich. Schräg von hinten. Der Mann trug keinen Hut. Sein Haar war blond.
    In diesem Augenblick ahnte ich mehr, als daß ich es wirklich sehen konnte, daß es Malcolm Messer war, der dort in dem Buick davonfuhr.
    Ich verlor keine Sekunde, sondern hetzte zu dem Pontiac, der mich vom Distriktgebäude hierhergebracht hatte. Zu meinem Glück stand der Wagen in der Nähe. Ich klemmte mich hinter das Steuer, startete und erhöhte schnell die Geschwindigkeit. Ich sah den Buick weit vorn und hatte Mühe, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Was sich während der nächsten halben Stunde abspielte, war eine der mühseligsten Verfolgungsjagden, die ich je erlebt habe. Eine Verfolgungsjagd, bei der das Wild offenbar keine Ahnung davon hatte, daß sein Jäger ihm bedrohlich dicht auf den Fersen war. Und für den Jäger war es eine Jagd, die ihn zwar immer wieder dicht an das Wild herankommen ließ, ihm in letzter Sekunde aber immer wieder einen Knüppel zwischen die Beine warf. Oder — wie man in diesem Falle richtiger sagen müßte — ein Rotlicht an der Kreuzung vor den Kühler setzte.
    Während der Fahrt kam ich langsam näher an den grauen Buick heran.
    Wir- fuhren einige Zeit kreuz und quer durch die City. Der Buick hielt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ein. Ich tat das ebenfalls, gewann dabei jedoch nur wenig Raum. Leider war der Pontiac weder mit einer Sprechfunkanlage noch mit Sirene und Rotlicht ausgestattet. Ich hatte Pech gehabt bei, meiner eiligen Wahl. Der Pontiac war eines jener neutral aussehenden FBl-Fahrzeuge, die erst vor kurzer Zeit in unseren Dienst gestellt worden waren. Sie verfügten daher noch nicht über all die technischen Annehmlichkeiten, die bei einer Verfolgungsjagd von Nutzen sind.
    Ich überlegte. Wie war es Messer gelungen, in das Haus einzudringen? Wie war ihm das gelungen, obwohl doch die; Hintertür und beide vorderen Eingänge durch uns bewacht worden waren? Hatte sich Messer bereits im Haus befunden, als wir kamen? Ich wußte es nicht, aber ich hoffte, bald darüber Aufklärung zu bekommen.
    Ich war jetzt bis auf zweihundert Yard an den Buick herangekommen.
    Voller Erstaunen wurde ich mir bewußt, daß ich die Warren Street befuhr. Die Fahrt ging in Richtung Good-Luck-Bar.
    Ich drosselte die Geschwindigkeit. Nur noch hundert Yard trennten mich von dem Buick. Aber — es war bereits zu spät. Der Verfolgte hatte mich entdeckt. Ich merkte es daran, daß er plötzlich mit dem Tempo aufdrehte, nachdem er es zuvor gemäßigt hatte. Der Buick machte einen Satz nach vorn. Ich gab ebenfalls Gas, kuppelte, legte den nächsten Gang ein und mußte schon nach wenigen Yard den Motor drosseln und den Wagesn auslaufen lassen.
    Der Buick hielt vor der Bar.
    Ein Mann sprang aus dem Wagen. Der Mann war hochgewachsen. Er bewegte sich mit der Schnelligkeit eines Raubtieres.
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