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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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des Raumes und sah auf die Legitimation.
    In der Art, wie er meinen Ausweis betrachtete, war ich nicht ganz sicher, ob er überhaupt lesen konnte. Vorsichtshalber sagte ich ihm, wer ich sei.
    »Ich bin FBI-Beamter. Mein Name ist Cotton. — Wir brauchen für zehn Minuten Ihr Zimmer hier, um eine Frau zu verhören.«
    »Ein G-man also«, sagte er bedächtig und gab mir den Ausweis zurück. »Interessante Sache. Hat es etwas mit dem Haus zu tun?«
    »Es dreht sich um die Bewohner des Apartments Nr. 17.«
    »Aha«, der Dicke legte die Stirn nachdenklich in Falten. »Deshalb also war heute morgen ein Cop hier und hat sich nach den Männern erkundigt. Kam mir doch gleich komisch vor!«
    »Sie haben die Männer in Nr. 17 hoffentlich nicht verständigt?«
    »Keine Spur! Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen. Sie gehen nämlich sehr selten aus. Meistens bringe ich ihnen die Eßvorräte aus der Stadt mit. Also mein Zimmer brauchen Sie? Gut, aber…«
    Ich zückte wortlos einen Schein und streckte ihn dem Dicken entgegen.
    Die Geschwindigkeit, mit der der Hausmeister die Banknote in der Hosentasche verschwinden ließ, war erstaunlich.
    Während der nächsten Viertelstunde blieb Phil mit dem Hausmeister auf dem Flur stehen. Das war besser so. Erstens ging es den Dicken nichts an, was Florence mir sagen sollte. Und außerdem gingen wir somit sicher. Wer wußte, ob man dem Dicken vertrauen konnte? Vielleicht hätte er Callagham gewarnt. Solange Phil ihn jedoch bewachte, war das nicht möglich.
    Das improvisierte Verhör mit Florence Porter war eine mühsame Angelegenheit. Anfangs schwieg sie verstockt. Erst als ich ihr klarmachte, daß Leugnen keinen Sinn habe und ihr nur ein offenes Geständnis dienlich sei, rückte sie so nach und nach mit der Sprache heraus.
    Florence Porter war die Freundin des Rauschgiftbosses Edward Callagham. Sie war es schon seit Jahren. Den Job als Bardame in Meyer Gersteins Kneipe hatte sie nur angenommen, um in Gersteins Revier herumzuschnüffeln. Sie handelte dabei im Aufträge ihres Freundes Callagham.
    Ich fiel aus allen Wolken, als ich erfuhr, daß seit ungefähr zwei Monaten ein erbitterter Kampf zwischen Callagham und Gerstein ausgebrochen sei. Die beiden großen Rauschgiftbosse bekämpften sich schon seit langem, machten ab und an den Versuch, sich zusammenzuschließen, befehdeten sich dann wieder und waren sich vor einigen Tagen völlig in die Haare geraten.
    Florence Porter hatte mir dabei bereitwillig Auskunft über die Herzkrankheit von Gerstein gegeben, in der Hoffnung, ihn damit zu belasten. Mir war jetzt sonnenklar, daß der Anschlag auf Florence und mich sowie die Ermordung des Mannequins June Miller — die übrigens mit einem Leibwächter von Callagham befreundet gewesen war — nur auf das Konto von Meyer Gerstein gehen konnte. Folglich waren Colon, Bibbo, Johnson und der Kellner Allison die Maskierten gewesen. Als einziges war mir noch nicht ganz klar, warum man Allison ermordet hatte.
    Ich fragte Florence danach. Aber sie sah mich nur erstaunt an.
    »Edward hat Allison bestimmt nicht umbringen lassen. Warum sollte er?«
    »Immerhin hat sich Callagham mit Malcolm Messer verbunden«, erwiderte ich. »Es dürfte ziemlich klar sein, wozu er den Killer braucht!«
    Florence schüttelte den Kopf.
    »Davon stimmt kein Wort. Callagham hat mit Malcolm Messer nichts zu tun. Messer ist Gersteins Mann. Gerstein gab Messer eine Fluchtmöglichkeit, als Ihr Kollege Decker sich in den oberen Räumen der Bar umschauen wollte und durch den Kellner Allison um Erlaubnis bat. Gerstein hat Edward bedroht. Er hat ihm in jener Nacht, als in dem Waschraum der Bar Ihr Begleiter ermordet wurde, angekündigt, daß er jetzt über einen gefährlichen Killer verfüge, den er Edward auf den Hals hetzen werde. Daraufhin ist Edward nachts bei Gerstein erschienen und hat ihm hart zugesetzt. Durch Ihr Erscheinen wurde die Prügelei beendet. Von einem Killer wie Malcolm Messer hat Edward aber nichts entdecken können. Ich habe keine Ahnung, wo der sich aufhalten soll. Hier ist er jedenfalls nicht.«
    Ich überlegte. Und je länger ich nachdachte, um so klarer formte sich das Bild vor meinen Augen.
    Gerstein hatte versucht, mich und Florence aus dem Wege räumen zu lassen, weil er fürchtete, daß ich aus der Bardame eine Information herausbekommen könnte, die sein Alibi mit der Tasse Kaffee erschütterte. Folglich wußte er, daß Malcolm Messer in seinem Hause war. Wenn er Callagham in der Nacht mit dem Killer
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