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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers
Autoren: Rolf Kalmuczak
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legten ihn neben die Tür auf den Flur und verpaßten ihm Handschellen.
    Das übrige spielte sich wie am Schnürchen ab. Phil, Jake, Hyram und ich drangen in die Wohnung ein. Das erste Zimmer war leer. Im zweiten fanden wir einen untersetzten, noch recht jungen Bursdien, der angesichts der auf ihn gerichteten Pistolenmündungen keinen Mucks von sich gab und sich widerstandslos fesseln ließ.
    »Wo sind die anderen«, fragte ich leise.
    Er deutete mit den gefesselten Händen auf die nächste Tür.
    Phil und ich bauten uns davor auf. Die Tür flog mit lautem Krach nach innen, als ich sie wuchtig auf stieß.
    Drei Burschen hockten in dem Zimmer. Sie starrten auf die Flimmerscheibe eines Fernsehapparates. Der Ton war ausgeschaltet. Wie ich mit einem kurzen Blick feststellte, lief eine Artistenschau.
    Unter den drei Gangstern erkannte ich auch jenen wieder, der mir vor vier Tagen in der Good-Luck-Bar aufgefallen war. Es handelte sich um den Mann mit dem abstoßend häßlichen Gesicht, den ich gesehen hatte, als er heftig atmend an der Wand des zweiten Stockes lehnte.
    Die Gangster waren so überrascht, daß sie keine Gegenwehr leisteten. Allerdings wäre das auch ziemlich sinnlos gewesen angesichts der vier Pistolenmündungen. — Wenige Augenblicke später waren sie gefesselt.
    »Sieh mal nach, ob Callagham schon wieder zu sich gekommen ist«, sagte ich zu Hyram. »Ich habe nur sanft zugeschlagen. Jetzt sind immerhin fast vier Minuten vergangen.«
    Hyram folgte meiner Aufforderung. Es verging keine Minute, bis er zurückgestürzt kam.
    Das Gesicht meines Kollegen war kalkweiß. Tiefste Bestürzung und Verständnislosigkeit malten sich auf seinen Zügen.
    »Was ist Jos?« fragte ich und hatte eine unheilvolle Ahnung.
    »Callagham ist tot, Jerry!«
    »Unmöglich. Ich habe so sanft zugeschlagen. Er kann nicht…«
    »Doch! Er ist tot«, unterbrach mich Hyram.
    Ich schob den Kollegen zur Seite und stürzte zur Tür.
    Callagham lag noch genau dort, wo wir ihn deponiert hatten. Seine Haltung war nur unmerklich verändert. Callagham hatte das Bewußtsein wahrscheinlich nicht wieder erlangt. Sein Mörder hatte ihm dazu keine Zeit gelassen.
    Um Callaghams Hals schlang sich ein bleistiftdicker Kupferdraht. Dicht an der Halsschlagader war der Draht mit einem Eisenbolzen zusarnmengedreht worden.
    ***
    Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen, als ließe sich das schreckliche Bild verscheuchen. Ich kniff mir in die Wange, da ich zu träumen glaubte.
    Aber ich träumte nicht, und was ich sah, das war Wirklichkeit.
    In meinem Schädel hämmerte ein Gedanke — eindringlich und ohne Unterlaß: Malcolm Messer ist in der Nähe! Er hat Callagham ermordet. Malcolm Messer ist in der Nähe!
    »Ja«, sagte Phil in diesem Augenblick neben mir. »Malcolm Messer ist es gewesen. Kein anderer hätte die Kaltblütigkeit besessen. Er kann noch nicht weit sein! Los jetzt, Jerry! Komm zu dir! Wir müssen sofort nach Messer suchen.«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte vernahmen wir in diesem Augenblick einen Ruf,’ der nur schwach vom Parterre zu uns heraufdrang. Wir konnten nicht verstehen, was die Worte bedeuteten. Aber die Stimme erkannte ich sofort. Es war unser Kollege Humphrey Slacker, der den einen Eingang bewachen sollte.
    Ein Schuß peitschte auf, dem ein langgezogener Schrei folgte. Dann wieder ein Knall. Ein scharfer, heller Knall. Es war nicht die Pistole eines G-man, die dort unten zwei Kugeln auf die Reise geschickt hatte. Die Schüsse aus einer Smith and Wesson 38er Special klingen dumpfer. Die Schüsse war ren also auch nicht von unserem Kollegen abgefeuert worden, sondern…
    Wie auf ein Kommando spurteten wir los.
    Phil war einen Schritt vor mir. Noch im Laufen zog mein Freund seine Pistole. Während er die Waffe in der Rechten hielt, glitt er mit der Linken über das Geländer der Treppe. Ich tat es ihm nach.
    Auf diese Weise konnte man mit erheblicher Geschwindigkeit die Treppe hinabsausen, ohne Gefahr zu laufen, in einer der Haarnadelkurven aus der Bahn getragen zu werden und gegen die Mauer zu prallen. Wir flitzten die Treppe hinab, nahmen drei, vier Stufen auf einmal; im zweiten Stock geriet ich für Sekunden ins Stolpern und prallte gegen Phil, der daraufhin seinerseits mit dem Gleichgewicht kämpfte. Wir fingen uns wieder, eilten um die letzte Biegung der Treppe und sahen den dunklen Flur vor uns liegen, der an der Haustür mündete.'
    Humphrey Slacker lehnte an der Wand. Sein Gesicht sah grau und eingefallen aus. Der rechte
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